Heute nun soll es also diese sagenhaften Einzelgespräche geben, die die Herren Köttgen und Jansen (was für eine unfassbare Lachnummer) mit den drei Vorständen führen wollen. Separat. Weil die Herren Vorstände offenbar nicht mehr miteinander reden wollen. Dabei steht schon vor den heutigen Verhören fest, dass es so, wie es ist, nicht weitergehen kann und wird. Und wenn man ehrlich ist, sind diese Gespräche auch nichts weiter als Alibi-Veranstaltungen, denn die Entscheidung dürfte längst feststehen. Nicht zuletzt hat Klaus-Michael Kühne durch sein Interview in der „Zeit“ den letzten „Hinweis“ an die Herren gesendet, wie sich der Gönner und Mehrheits-Anteilseigner die Zukunft des Vereins vorstellt. 

Nimmt man allerdings das Urteil des greisen Logistikers als Expertise dafür, welches Personal in Hamburger Sport Verein zurück ins Licht führen soll, so wäre man gut beraten, wenn man das genaue Gegenteil von dem vollzieht, was Kühne will. Denn, wenn man ehrlich ist, kann man sich kaum vorstellen, wie es der Mann geschafft hat, derart viel Geld zu machen, wenn man zugrunde legt, wie oft er bei seinen Favoriten für Ämter und Stammplätze beim HSV ins Klo gegriffen hat. Die Liste der Kühne-Günstlinge, die beim HSV gescheitert sind, ist lang. Die Liste derjenigen, die Kühne als sportlich geeignet empfand und die den Verein am Ende zig-Millionen kosteten, ist länger. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an die Aussage des Verbrennungs-Didi Beiersdorfer, auf die Frage, was denn passieren würde, wenn Kühne einen von der sportlichen Leistung ausgewählten Spieler nicht möchte: „Dann kommt eben ein anderer“. 

Wenn man nun bedenkt, dass es Kühne war, der dem HSV in all den Jahren immer gerade so viel Geld zur Verfügung stellte, damit er gerade so atmen, aber niemals frei schwimmen konnte, kann man sich ungefähr vorstellen, bei wie vielen Transfers, von denen man offiziell nichts weiß, der Wahl-Schweizer und seine Berater Calmund und Struth die Finger im Spiel hatten. Und wahrscheinlich haben. Man muss nur einmal kurz die Augen zumachen, dann fliegen einem die Namen um die Ohren. Hilke, Wettstein, Beiersdorfer, Gisdol, Wood, Hahn, Gernandt, Lasogga, van der Vaart, Halilovic. Dies sind nur die Namen, die mir in den ersten 2 Minuten, ohne weitere Recherche einfallen, es dürften viele mehr gewesen sein. All diese Namen haben eines gemeinsam – sie haben den HSV extrem viel Geld gekostet und sie haben den HSV am Ende ruiniert. 

Die Geschichte ist jedoch keine Einbahnstrasse, denn so wie bei Einstellungen hat Kühne im Laufe der Jahre auch bei Entlassungen seine Finger im Spiel gehabt. Oliver Kreuzer war ein Drittliga-Manager, Mirko Slomka brachte die Mannschaft nicht weiter und mit Lasogga blieben „immer die Luschen in Hamburg hängen“. All diejenigen, über die Kühne via Medien ein vernichtendes Urteil sprach, hatten eines gemeinsam: Sie hatten in der Hansestadt keine Zukunft mehr, bei den Meisten war die Sache wenige Wochen nach den Aussagen Kühnes gegessen. 

In diese Liste passt nun der vorerst letzte Name wunderbar hinein, ich rede von PR-Sprechpuppe Marcell Jansen. Den verbindet mit Kühne ebenfalls eine längere Beziehung, war Jansen doch bereits als noch aktiver HSV-Kicker nach Mallorca geflogen, um beim Gönner direkt einen besseren Vertrag aushandeln zu wollen, natürlich hübsch an der damaligen sportlichen Führung vorbei. Sowas verbindet. Nun sieht Kühne, der aus welchen Gründen auch immer zu Menschen mit einem gewissen Glamour-Effekt neigt, in genau diesem Jansen die Zukunft des HSV. Ich betreibe diesen Blog jetzt seit ungefähr 8 Jahren und habe in der Beurteilung der Mitarbeiter und bei meinen sportlichen Prognosen nicht wirklich oft daneben gelegen. Ich empfehle heute, am 25.03.2020:

Tut genau das Gegenteil von dem, was Kühne will. Zumindest dann, wenn euch die Zukunft des HSV am Herzen liegt. 

Aber es ist nicht nur Klaus-Michael Kühne, der sich massiv an diesem Verein versündigt hat. Es sind vor allen anderen die über den Verein berichtenden Medien, die maßgeblich für die Situation verantwortlich sind. Warum? Weil sie es sind, die oberflächliche, schlecht recherchierte oder größtenteils einfach nur irreführende und schlichtweg falsche Informationen verbreiten und damit Meinungen beeinflussen. Meinungen, die zu Stimmungen führen. Meinungen, die Abstimmungsergebnisse beeinflussen. Wie zum Beispiel die Wahl zum e.V.-Präsidenten. Aber auch die Meinungen der Aufsichtsrats-Mitglieder werden durch mediale Berichterstattung beeinflusst. Lasst uns doch mal gucken, nur ganz kurz.

Dukaten-Didi [BILD)

HSV-Sanierer Wettstein [BILD)

HSV-Juwelier Peters [BILD]

Der findige 44-jährige Hilke [Graupenperle]

Hoffmann, der Vorstands-Vorsitzende der HSV AG, und Jansen, der Präsident des HSV e.V., präsentierten sich einmal mehr als eingespieltes Team, das in eine Richtung rudert. „Der Neuanfang eines Bundesliga-Dinos“ – unter diesem Motto war der Abend angekündigt worden. Und der Wunsch der beiden entscheidenden Männer an der Spitze des HSV, diesen Neuanfang gemeinsam umzusetzen, war zu spüren. [Graupenperle]

Ein Vorgang, den seine Kritiker 2011 sicher ausgeschlossen hatten. Aber über das Präsidentenamt hin zum Interims-Vorstandsboss und mit vielen guten Entscheidungen seither hat Hoffmann das Unmögliche geschafft und ist zurück. Auch deshalb haftet Hoffmann das Attribut „Macher“ völlig zurecht an. [Graupenperle]

Wenn ich Lust und Zeit hätte, könnte ich jetzt einen halben Tag lang recherchieren und würde Dutzende Artikel und Hinweise finden, die die Arbeit, die Charaktere und die überragenden Eigenschaften der Protagonisten in den Himmel gehoben haben, jede Wette. Alles ungeprüft, alles reißerisch aufgemacht, alles für den Moment. Perspektivisch arbeitet keiner von denen, gründlich und kritisch ohnehin nicht. Denn sie wissen: Geht das Ding mal wieder in die Hose, drehen sie einfach ihre Fähnchen im Wind und keiner wird es ihnen übelnehmen. Dann positionieren sich Widerlinge wie Münchhausen Scholz wie von Geisterhand vom Jubelperser zum kritischen Investigativ-Journalisten, der ja schon von Anfang an „die Finger in die Wunde gelegt hat“. Mich wundert immer wieder,  wie diese Hofschranzen in der Lage sind, in den Spiegel gucken zu können, aber das scheint kein Problem zu sein, wenn man sich als bekennender Wendehals nur gut genug bezahlen lässt. 

Nun also Jansen. Ehemals Hoffmann-Jünger, jetzt Hoffmann-Henker. Zeichnet sich vornehmlich dadurch aus, dass er medial omnipräsent ist, wenn es passt und für keine Auskünfte bereitsteht, wenn es nicht passt. Immer schön plakativ auf der Tribüne mit dem obligatorischen HSV-Schal, das schafft Freunde unter den dünn-angerührten Bester-Mann-Jublern. Spielt ehrenhalber für die 3. des HSV und positioniert sich als Business-Angel. Die Frage, was Jansen außer antrainierten Manager-Sprüchen kann, stellt sich bisher noch keiner. Muss ja auch nicht, denn in den letzten 30 Jahren hat „Stallgeruch“ ja auch ausgereicht, um an einen bestens bezahlten Vorstandsjob zu kommen. t.b.c

Bleibt gesund, Leute.