Jedesmal im Sommer, die gleiche billige Show. Die DFL vergibt nach ausgiebiger Prüfung die Lizenzen für die deutschen Profivereine und besonders in Hamburg geht jedesmal ein Stoßseufzer durch die halbe Stadt, wenn sich herausstelt, dass man trotz wiederholter Mißwirtschaft auch weiterhin mitspielen darf. Nun stellt sich nach nur wenigen Wochen Corona die Frage, was dieses Verfahren eigentlich wert ist. Was genau prüfen die eigentlich da vor der Saison oder sollte man lieber fragen: Wer ist das eigentlich, diese DFL? 

DFL Deutsche Fußball Liga e. V. (früher: Ligaverband) ist der Zusammenschluss der in den Männer-Fußballligen Bundesliga und 2. Bundesliga vertretenen deutschen Vereine und Kapitalgesellschaften in Form eines Vereins, der deren eigenständige Interessenvertretung vor allem gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund darstellt und in diesem auch Mitglied ist und einen Vizepräsidenten stellt. (wikipedia)

Vielleicht wird es nun auch dem Letzten klar – die DFL ist nichts anderes als ein Zusammenschluss der 36 Profivereine Deutschlands. Es ist weder eine staatliche Institution, noch ist es irgendeine Behörde, die dem Finanz- oder Innenministerium unterstellt oder angeschlossen ist. Man könnte es auch anders ausdrücken: Die Vereine kontrolliere sich selbst. Was dabei rauskommt, sieht man jetzt. Am 9.3. 2020, also vor fast exakt einem Monat fand das vorerst letzte Spiel der zweiten Liga (Stuttgart gegen Bielefeld 1:1) statt und nur vier mickrige Wochen später brechen bei 90% der Vereine die Dämme. Die Frage muss erlaubt sein: Wie kann das bitte passieren? Was ist ein Lizenzierungsverfahren eigentlich wert, wenn der Großteil der deutschen Profivereine so beschissen wirtschaften kann, dass ihnen nach vier Wochen ohne Einnahmen Luft und Kohle ausgeht? 

Augsburgs Vereinspräsident Klaus Hofmann hat das Finanzverhalten anderer Profiklubs kritisiert und Änderungen nach der Coronavirus-Krise angemahnt. „Wenn es Profivereine gibt, die Ende Mai nicht mehr liquide und daher im Grunde nur einen Monat durchfinanziert sind, dann ist das nicht mehr akzeptabel. Wenn man liest, dass der eine oder andere Klub schon seine künftigen Fernseheinnahmen abgetreten, also verpfändet hat, dann kann man schon ein Stück weit von Wettbewerbsverzerrung sprechen“, sagte Hofmann der „Augsburger Allgemeinen“ im Interview. „Es muss im Finanzgebaren einschneidende Änderungen geben.“

Hofmann kritisierte auch den Einsatz von Kurzarbeit bei reichen Bundesliga-Rivalen. „Wenn ich lese, dass Fußball-Vereine, die ein paar hundert Millionen Euro Umsatz machen, ihre Geschäftsstellenmitarbeiter in Kurzarbeit schicken, fühle ich mich wie in einem falschen Film. Wir versuchen, einen anderen Weg zu gehen, ohne sofort auf staatliche Unterstützung zurückgreifen zu müssen“

Die Fragen, die Hofmann stellt, sind mehr als berechtigt und sie werfen ein überaus mieses Licht auf die Interessenvertretung DFL und ihr ach so kritisches Lizenzierungverfahren. Nun kann man sich vielleicht ausmalen, wie es der nahezu insolvente KSV immer wieder geschafft hat, eine Lizenz zu erhalten, obwohl man nahezu zahlungsunfähig war. Man kann es auch anders ausdrücken: Das Mitglied der großen glücklichen „Fußballfamilie“, die DFL, gestattet es seinen Familienmitgliedern, unwirtschaftschaftlich und am Rande der Legalität zu operieren. Hauptsache, der Rubel rollt irgendwie weiter. Für alle Beteiligten.