Keine Ahnung, wie oft ich es in den letzten 8 Jahren gehört oder gelesen habe: „Die Sprache in deinem Blog ist aber auch relativ deutlich“. Stimmt, das ist sie. Obwohl sich das Sprachbild im Laufe der Jahre mehr und mehr gemäßigt hat (liegt wohl auch an dem immer größer werdenden emotionalen Abstand zum Verein), weiß immer noch jeder, was gemeint ist, wenn ich es schreibe und das ist absolut beabsichtigt. Denn wer das Buch „Alles andere ist Propaganda“ gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass ich intellektuell durchaus in der Lage bin, „anders“ zu schreiben. Es kommt also immer auf die jeweilige Umgebung an, auf das Medium und auch den jeweiligen Anlass. Im Buch habe ich Geschichten, Erlebnisse und Eindrücke geschildert, die teilweise Jahre zurücklagen, es war also nicht mehr nötig, die Sätze mit allzu viel Emotionen und Deutlichkeit aufzuladen. Hier im Blog ist das anders und meiner Meinung nach muss das auch anders sein. Hier wird in Fußballsprache gesprochen bzw. geschrieben und auf dem Platz bzw. daneben ziehen die Protagonisten auch keine Samthandschuhe an. Würde ich über Snooker schreiben (müssen), würde das mit Sicherheit ganz anders klingen. Aber das Sprachmuster in diesem Blog hat noch einen anderen Grund, es geht darum, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen. Ich bin zu 100% sicher, dass dieser Blog nicht so erfolgreich geworden wäre, hätte ich geheimnisvoll und verklausuliert irgendwelche Dinge angedeutet, anstatt mit dem Hammer draufzuschlagen. Nur so hebt man sich von der Masse ab, nur so generiert man Aufmerksamkeit, natürlich immer vorausgesetzt, hinter dem Holzhammer verbirgt sich die Wahrheit. Und das tut sie. 

Tatsächlich ist es aber so, und das ist das große Paradoxum an der Veranstaltung, dass mich die deutliche Sprache zwar bekannt gemacht und mir eine nicht zu unterschätzende Reichweite eingebracht hat, mich aber auf der anderen Seite Sponsoren, Werbung und Geld gekostet hat. Ihr macht euch kein Bild, wie viele Spieler, Trainer, Berater, Funktionäre und auch Journalisten mir face to face gesagt haben, mir geschrieben oder per Whatsapp übermittelt haben oder übermitteln ließen, wie geil sie es finden, dass ich bereit bin, die Dinge so zu benennen, wie sie sind und nicht in Zuckerwatte gepackt. Problem dabei ist: Das sagen sie mir und vielleicht sagen sie es auch untereinander, aber öffentlich sagen sie es nicht. Es gibt Menschen des öffentlichen Lebens, die stimmen mir bei jeder Silbe, die ich schreibe zu, aber die haben noch nicht einen Blog von mir geliked oder retweetet, von Spenden ganz zu schweigen. Tatsächlich, es gibt bekannte Persönlichkeiten, die sagen mir „Eigentlich müsste ich dich ja unterstützen“ und wenn ich sie dann auf den Button oben rechts hinweise, kommen irgendwelche geschwurbelten Texte wie „Näää..jaaa..das kann ich ja so nicht machen“. Warum? Weil sie meinen, sie würden sich selbst öffentlich verbrennen, wenn sie es tun. Ich habe per Telefon von Leuten, die ihr alle kennt, Aussagen gehört, bei denen würden die Meisten von euch rot anlaufen, aber meine Blog-Sprache ist ihnen zu radikal, als dass sie öffentlich dazu stehen können bzw. wollen. Ich könnte euch sagen, wie ich das finden, aber ich bin sicher, die Meisten können es sich denken. 

Natürlich nimmt man, wenn man erst einmal eine gewisse Bekanntheit erreicht und eine regelmäßige Reichweite generiert hat, eine bestimmte Rolle ein. Wenn z.B. Judas Boldt in einer PK davon redet, dass „es da draußen wieder jemanden geben wird, der das anders sieht“ könnt ihr sicher sein, wen er damit meint. Kann er auch gern, denn in diesem Punkt hat er tatsächlich Recht. Hinzu kommt, dass dieser Blog inzwischen berühmt dafür ist, Begriffe zu prägen, die innerhalb des Vereins eine ziemliche Haltbarkeit entwickeln haben. So unterschrieb Ex-Vorstand Beiersdorfer einige seiner internen Mails mit „Düdü“ und die Begriffe „Präsident Pinselreiniger“ (ist nicht von mir, sondern von Demosthenes, aber ich habe es aufgegriffen) oder Zauderschlump werden heute in und um den Verein benutzt wie die richtigen Namen der Betroffenen. Aber, und das hat man an dem neulich erschienen Auftragsblatt-Podcast mit Schweber Jarchow (auch so ein Begriff) erneut gesehen, so richtig möchte niemand zugeben, dass er morgens gegen 8 Uhr als erstes HSV-Arena.Hamburg in den Browser eintippt, bevor er den ersten Kaffee trinkt. 

Und so muss ich, wenn ich ehrlich bin, sagen, dass mich der öffentliche Bannstrahl eigentlich mit Stolz erfüllt, denn er zeigt, dass man relevant ist. Würde ich einen Podcast machen, wie ihn DerFurz gemacht hat oder wie ihn HeSpackt immer noch betreibt, würde ich nicht prokativ boykottiert werden, weil mich bzw. den Blog niemand kennt. Gehasst werden kann man nur, wenn man wehtut und das tue ich. Leider bin ich mittlerweile der Letzte einer aussterbenden Art, obwohl dieser Verein von Jahr zu Jahr mehr Stoff produziert, aber die Meisten haben sich inhaltlich abgeschliffen und sind abgewandert. Resignation macht sich breit. Keine Wunder bei dem, was perspektivisch im Volkspark passieren wird. Ich werde das Ganze noch eine zeitlang begleitet, mit den Worten und der Wortfarbe, die diesen Blog zu dem gemacht haben, der er ist. Irgendwann dann werde ich ihn übergeben und aus meiner Sicht kann es gut sein, dass er besser wird als er jetzt ist. 

Noch ein kurzer Satz zum gestrigen Erfolg von Holstein Kiel, welcher die Aufstiegs-Chancen des KSV von 7% auf 3% verringert hat. Ich habe desöfteren lesen dürfen, dass die Corona-Pause  den Kieler schaden würde und dass das Pokal-Halbfinale gegen Dortmund „zu viele Körner“ gekostet haben könnte. Bullshit. Die Pause haben die Kieler wunderbar genutzt,um ihre Verletzungen auszukurieren und die zweite Halbzeit in Dortmund war eine bessere Trainingseinheit. Aber es kommt noch etwas hinzu: Die Kieler sind offenbar, genau wie die Bochumer, die Fürther und auch die Düsseldorfer, ein Team. Eine Mannschaft, die aufsteigen will und wo jeder einzelne seine persönlichen Eitelkeiten hinten anstellt. Das unterscheidet diese Mannschaften von der Söldnertruppe aus dem Volkspark. Die haben den Aufstieg (und die Zukunft des Vereins) weggeworfen, um einen Trainer abzusägen, der sie nicht oft genug in den Arm genommen hat. Ein absolut charakterloser Haufen mit einem charakterlosen Anführer: Ahorn Hund!