Ein Gastblog von Matze

Kurz zu mir, ich bin Matze, 28 Jahre alt, komme gebürtig aus Osnabrück und wohne mittlerweile in Düsseldorf. HSV Fan bin ich in den frühen 2000er Jahren geworden und ganz ähnlich wie die meisten anderen hier habe ich mich seitdem leider immer weiter vom Verein entfernt.


Das Thema in meinem Gastbeitrag soll einen kleinen Einblick in eines der größten Probleme des HSV in den letzten 15 Jahren geben, nämlich die Kaderplanung. Blicken wir zurück ins Jahr 2005/2006, der HSV gewinnt am 24. Spieltag mit 2:1 gegen die Bayern. Folgende Startaufstellung schickten wir ins Rennen:
Wächter – Atouba, Boulahrouz, Demel, Mahdavikia – Jarolim, De Jong – Trochowski, v.d. Vaart – Takahara, Barbarez
Erinnert euch einmal an diese Zeit zurück, Griechenland war Europameister und Italien wurde Weltmeister. Es war die Zeit der großen Spielmacher in der Bundesliga, Diego bei Bremen, van der Vaart beim HSV, Lincoln bei Schalke, Ballack bei den Bayern und viele weitere. Es waren noch die klassischen 10er, die einen eher kleinen Bewegungsradius hatten, aber den entscheidenden Pass spielen konnten. Auch auffällig sind die vielen klassischen Mittelstürmer (Barbarez, Makaay, Berbatov), Innenverteidiger und 6er waren für die Defensive da und nicht für spielerische Klasse. Was folgte war eine spielerische Revolution durch Guardiola und Spanien, das Tiki Taka wurde erfunden, Spieler mussten auf allen Positionen spielen können, der „alte“ Fußball funktionierte nicht mehr. Wie spielte der HSV in der anschließenden Saison (06/07)?


Rost – Atouba, Mathijsen, Reinhardt, Demel – Jarolim, De Jong – Trochowski, Thiago Neves, Olic – Guerrero
Ihr merkt schon wohin das führt oder? Die Klopp-Jahre, Pressing, Gegenpressing. Alle Spieler müssen defensiv und offensiv mitarbeiten, der Fußball wird immer schneller. Der HSV (13/14)?
Drobny – Jiracek, Westermann, Djourou, Diekmeier – Badelj, Arslan – Jansen, v.d. Vaart, Calhanoglu – Lasogga
Und wie sieht der jetzige Kader aus (20/21)?
Ulreich – Leibold, van Drongelen, Leistner, Vagnoman – Gjasula – Wintzheimer, Kittel, Hunt, Narey – Terodde
Schauen wir mal auf die Spielertypen, dann merkt man, dass der HSV immer noch den Fußball von vor 15 Jahren spielt. Die klassischen 10er Hunt, Neves oder v.d. Vaart (2x), hier werden immer nur dieselben Typen ersetzt. Fußballerisch starke Innenverteidiger sucht man vergeblich, die Mittelstürmer werden munter durchgewechselt, Hauptsache sie sind 1,90m groß, unbeweglich und nur im Strafraum wirklich zu gebrauchen. De Jong oder Gjasula als „Mentalitätsspieler“ oder auch Trochowski, Calhanoglu und Kittel als Standardspezialisten, ich glaube auf dem Feld könnte ich sie alle nicht auseinanderhalten.


Und natürlich sind nicht alle Spieler, die ich hier aufführe schlecht. Calhanoglu hat die Mannschaft mit seinen Toren in der ersten Liga gehalten und auch Terodde hat in diesem Jahr genau das gemacht, wofür er geholt wurde. Aber insgesamt ist es bezeichnend, dass zwar die Trainer munter durchgewechselt wurden, auch Sportvorstände gab es einige, aber scheinbar ist irgendwo beim HSV festgeschrieben, dass man immer nur das gleiche macht wie der Vorgänger. Ihr seht übrigens auch sehr gut, dass der „Umbruch“ niemals stattgefunden hat, da zwar Namen ausgetauscht wurden, aber das Gesicht bzw. der Stil der Mannschaft immer gleich geblieben ist.
Und was passiert in Zukunft? Der HSV war an Serdar Dursun und ist an Phillip Hofmann interessiert, wie wunderbar reihen sie sich in die obengenannten Stürmer ein. Vielleicht ist Sascha Mölders ja auch noch verfügbar. Was gegen einen kleinen, schnellen und technisch starken Stürmer spricht weiß ich nicht, generell etwas Flexibilität in der Mannschaft würde bei manchen Spielverläufen sicherlich auch helfen. Wirklich Hoffnung auf Besserung besteht wie man sieht leider nicht, aber vielleicht war es für euch genauso amüsant, die Namen und Aufstellungen zu sehen (klickt euch mal bei Transfermarkt durch) und ein wenig nostalgisch auf den Niedergang des HSV zu schauen.


Sportliche Grüße,
Matze


PS: Traurig, aber wahr, das beste zentrale Mittelfeld in der gesamten Zeit bestand aus einem 35-jährigen Zé Roberto und David Jarolim.