Der Nicolas Cage unter den Fußball-Klubs

Eigentlich heißt der Mann Nicolas Kim Coppola und ist der Neffe des Regisseurs und Produzenten Francis Ford Coppola. Cage ist inzwischen 57 Jahre alt und er wurde einst berühmt mit Filmen wie Leaving Las Vegas (für den er mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde), The Rock, Con Air,  8mm, Lord of War, Next  und Ghost Rider. In den Jahren zwischen 2005 und 2008 war der Mann einer der bestverdienensten Schauspieler der Welt, Filme mit ihm waren nahezu garantierte Zuschauermagneten, mit der Besetzung von Nicolas Cage in der Hauptrolle konnte man als Produktionsfirma kaum etwas falsch machen. Und dann war es vorbei. Heute sieht man Nicolas Cage kaum noch im Kino, sondern bestenfalls in Filmen, die ausschließlich für den DVD-Markt produziert werden und den Weg in die Kinos nicht mehr finden. Cage hat ausgedient, er ist nicht mehr angesagt. Seine letzten Filme hießen “Running with the devil”, “Primal – die Jagd ist eröffnet” und “Prisoners of the Ghostland”. Cage hat es verpasst, sich weiter zu entwickeln, er spult eigentlich nur noch ab. Echte Enthusiasten erinnern sich zwar noch daran, dass Mr. Coppola im Jahr 1996 den Oscar gewonnen hat, aber das ist geschlagene 25 Jahre her und inzwischen haben ihn andere Schauspieler als Magneten abgelöst, selbst solche, die das gleiche Alter haben. 

Am 15.09.1082 und am 29.09.1982 setzte sich der deutsche Meister HSV mit einem 1:1 im Hinspiel und einem 2:0 im Rückspiel gegen den BFC Dynamo aus Berlin in der ersten Runde des Europapokal der Landesmeister durch. Im Achtelfinale folgten ein 1:0 und ein 4:0 gegen Olympiakos Piräus, danach im Viertelfinale ein 3:0 und ein 1:2 gegen Dynamo Kiew. Im Halbfinale setzte man sich mit 1:1 und 2:1 gegen Real Sociedad San Sebastian durch, bevor in Athen mit einem 1:0 gegen Juventus Turin der größte Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt gemacht wurde. Der Spaß ist inzwischen 38 Jahre her und damals braucht man ganze 4 Runden, um ins Finale zu gelangen. Zum Vergleich: Will man heute als direkt qualifizierte Mannschaft wie Bayern München ins Finale, muss man 10 Spiele überstehen. Mannschaften aus der DDR, aus Griechenland und der Ukraine waren die damaligen Stolpersteine in einem Wettbewerb, für den sich nur und ausschließlich die jeweiligen Meister des Landes qualifizierten. Kein Tabellen-Vierter aus Deutschland oder England, keine Vorqualifikation mit gefühlten 200 Mannschaften vom Balkan und aus der ehemaligen UdSSR. Also – Meister werden, dann vier Runde gegen Mannschaften überstehen, die heute keine Sau mehr kennt und dann ein Kraftakt gegen Juve, fertig ist das, woran sich dieser Verein und seine Anhänger heute noch verzweifelt klammert. 

Der Sieg im Europapokal der Landesmeister 1983 ist für den HSV das, was für Nicolas Kim Coppola der Oscar 1996 war, eine einmalige Sache. Ein besonderer Erfolg, mit dem niemand rechnete und mit dem man einige Jahre hausieren gehen konnte. “Ich bin Oscar-Gewinner” ist nicht viel anders als “Wir haben den Pokal der Landesmeister gewonnen”, aber halt nur einmal,dann kam nicht mehr viel. Cage bekam noch einige Jahre gute Angebote und wurde reich, der HSV erhielt den Ruf eines “großen Verein”, nur ebensowenig, wie Cage heute noch ein angesagter Schauspieler ist, interessiert sich heute noch jemand für Erfolge aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Problem, sowohl bei Cage wie auch beim HSV, ist – man hat sonst nichts. Andere Schauspieler entwickeln sich, werden variabel und flexibel in ihren Rollen, während Cage ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch der Schläger mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck wurde. Andere Vereine entwickeln sich, passen sich den Gegebenheiten an, werden modern, während man in Hamburg immer noch meint, sein Süppchen kochen und auf einen Sieg am 25.05.1983 hinweisen zu müssen. 

Die Sache ist die: Niemand braucht heute noch einen Nicolas Cage, um einen guten (oder finanziell erfolgreichen) Film sehen zu können und niemand braucht heute noch den HSV, um guten und erfolgreichen Fußball zu sehen. Beides sind Relikte aus längst vergangenen Tage und niemand glaubt an eine wirkliche Auferstehung. 

In diesem Sinne…

 

Von | 2021-08-01T13:12:04+02:00 28. Juli 2021|Allgemein|9 Kommentare

9 Comments

  1. Demosthenes 28. Juli 2021 um 11:27 Uhr

    Ein sehr passender Vergleich. Denn genau wie der HSV hat Cage nach seinem großen, aber kurzen Erfolg ein Leben geführt, das man nur mit “über seinen Verhältnissen” bezeichnen kann. Er verschleuderte Millionen für Immobilien, Anlagen, falsche Freunde, nicht so gute Manager, Luxusautos und mehr und endete 2010 mit 14 Mio Dollar Steuerschulden, unbezahlten Rechnungen und vielen Klagen wegen nicht gezahlten Unterhalts. Selbst ein Schloß in Deutschland (Neidstein) musste der Amerikaner haben, was er wenig später gezwungen war zu verkaufen. Und wenn das Geld fehlt und die Schulden drücken, dann kann man sich nicht mehr aussuchen, was für Rollen man spielen möchte, sondern muss alles nehmen, was kommt. Und dass das dann nicht immer die besten Rollen sind, ist klar.

    Die Parallelen zum HSV sind unübersehbar.

    • St. Patrick 28. Juli 2021 um 11:36 Uhr

      Perfekte Ergänzung! Danke D. 😉👍

      • Demosthenes 28. Juli 2021 um 23:04 Uhr

        Danke, St.P

  2. Hein Blöd 28. Juli 2021 um 16:53 Uhr

    Das witzige ist ja das der größte Teil meiner Kollegen, welche “Nur der HaWauWau” blöken,
    vor 38 Jahren bestenfalls in die Windeln gemacht haben, sofern es sie überhaupt schon gab.

    Aber sie erinnern sich noch an den Vereinsnamen, das unterscheidet den KSV von Nicolas Cage… 😉

  3. Hekto 28. Juli 2021 um 18:25 Uhr

    Hat denn niemand ein Auto für Herrn Münchhausen, peinlich ohne ende

    • Chancentod 28. Juli 2021 um 20:50 Uhr

      Hofft Münchausen auf günstige Angebote von HSV-Fans, von denen einige ggfs. ihre Fahrerlaubniss zufällig ein Jahr oder länger verlegt haben?
      Idealerweise ein gragengepflegtes Fahrzeug mit einer Erstzulassung im Jahr 1983 bzw. im Zeitraum 73-87

    • Chancentod 28. Juli 2021 um 22:27 Uhr

      Eine Arbeitsteilung ist die Problemlösung: Münchhausen ist für Heimspiele/Stadtgebiet HH zuständig und seine Mitstreiter für Auswärtsspiele/ alles außerhalb HH.

  4. Freundchen 28. Juli 2021 um 22:56 Uhr

    Interessanter Vergleich. Passt gut.

    Ich bin mir sicher, dass den wenigsten, die heute vom großen Verein faseln (weil Europapokalsieger 83) wissen, welche „Hürden“ der HSV nehmen musste. War mir auch nicht bekannt, da ich damals 7 Jahre war. Jetzt muss doch wirklich dem letzten Idioten klar sein, dass der HSV eine Luftnummer ist.

  5. Demosthenes 28. Juli 2021 um 22:59 Uhr

    Bester Satz aus dem heutigen Insolvenzblogkommentaren:
    “Dauert nicht lange, und ein Single sucht demnächst was für untenrum in diesem Blog 😅”

    Hahahahahahahahahaha…… Chapeau, Herr IvanAusKas

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