Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht, die Arena zukünftig mit detaillierten Berichten von jedem Abschlusstraining zu beelenden. Dennoch sind mir die gestrigen Beobachtungen einen eigenen Blog wert.

Nach der Veranstaltung stand ich zunächst unter Schock, denn die Leibesübungen hatten nicht länger als 55 Minuten gedauert: Beginn 13:25, Ende 14:20. Nur 55 Minuten? Weia, das war exakt die Zeit, die der vorherige Übungsleiter grundsätzlich unter der Woche trainieren ließ, bevor er die HSV-„Stars“ wieder durchschnaufen ließ. Ok, ein typisches Abschlusstraining dauerte bei Herrn Thioune gerade mal 35 Minuten, also doch kein Rückfall in alte Zeiten? Aber dann fiel mir ein, dass die Sommervorbereitung mit dem Spiel gegen Schalke ja beendet war und der HSV sich nun mitten in der laufenden Saison befindet. Und da schaltet auch ein Tim Walter nen Gang runter, sonst sind die mühsam erarbeiteten Körner aus dem Trainingslager ganz schnell wieder futsch. Aber schöner war es schon, die Söldner und Jungmillionäre jeden Tag zweimal ackern zu sehen. Nur ein Schelm, der dabei immer wieder an Udo Bölts‘ „Quäl dich, du Sau!“ oder an die zeitgeist-inkompatible Version „Hol die Kameltreiber!“ denken muss.

Inhaltlich gab es nach den üblichen Aufwärmübungen ein vorweggenommenes Abschlussspielchen, was aufgrund der Personalsituation nun endlich wieder im 11-gegen-11 stattfinden konnte und danach noch einige Torabschlussübungen. Da Walter in der Trainingseinheit 24 Spieler zur Verfügung hatte, wurden immer zwei Spieler rausrotiert. Im Spiel konnte man den Eindruck gewinnen, dass sowohl Dudziak als auch Suhonen jeweils als Alternative für Kinsombi und Reis getestet wurden. Kittel scheint bereit für die Startelf zu sein, hatte aber einen eher lustlosen Auftritt genau wie Dudziak, der sich langsam wieder heranarbeitet. Negativer Höhepunkt dieser zur Schau gestellten Bocklosigkeit war das Rumgestehe zu zweit an der Eckfahne von Kittel und Dudziak, genau so wie es die Spieler Leibold und Reis schon im Spiel gegen Schalke zelebriert hatten. Mir völlig unverständlich, dass das ansonsten sehr aufmerksame Trainerteam diesen Schwachsinn duldet, aber vielleicht wurde das ja noch intern angesprochen. Nach Auswertung der Videoanalyse. Obwohl Kittel gegen Schalke in den letzten 15 Minuten wirklich gut performt hat und in der Startelf stehen sollte, könnte seine gestrige Motivationsdelle ein Indiz dafür sein, dass der Trainer ihm mitgeteilt hat, dass Jatta zunächst starten wird. Aber diese Interpretation ist reine Spekulation meinerseits, ich hoffe ja immer noch darauf, dass Walter den technisch extrem limitierten Jatta früher oder später draußenlässt und nicht wie alle vorherigen Trainer das Leistungsprinzip zugunsten eines grotesken Flüchtlingsmärchens ad absurdum führt.

Filmen war gestern nicht erwünscht, wurde mir von einem grimmigen Security-Mitarbeiter signalisiert. Das lag allerdings hauptsächlich daran, dass ich mich spontan in den sonst abgesperrten und heute total verwaisten Bereich der Tschornalisten gestellt hatte. Ironie AN. Als Blogautor steht mir das natürlich zu. Warum zur Hölle habe ich eigentlich noch keine Akkreditierung? Ironie AUS. Aber nochmal zurück zur fehlenden Präsenz der Medienvertreter. Es ist Samstagmittag und das Abschlusstraining vor dem ersten Heimspiel der neuen Saison MIT Zuschauern gegen Dynamo Dresden steht an und kein Journalist ist anwesend. Der HSV ist erschreckend irrelevant geworden. Ok, ein „Kollege“ war dann doch in Teilzeit anwesend und hat sich freundlicherweise abgeduckt, während ich den albernen Eckenausführungsverweigerungsakt gefilmt habe, dafür vielen Dank. Was ich dann allerdings extrem befremdlich fand, war die folgende Kurzmitteilung auf Mopo24. Zitat: „Vagnoman und Dudziak waren voll dabei, während Anssi Suhonen nur individuell trainieren konnte.“ Wot? Suhonen hat sehr wohl voll mittrainiert! Allerdings war auf einem kurzen Videoclip bei HSV-Twitter zu sehen, wie Suhonen neben dem Spielfeld stand, während das Abschlussspiel in vollem Gang war. Dazu ist folgendes richtigzustellen: Wie ich oben bereits schrobte, mussten immer zwei Spieler rausrotieren und deshalb kurzzeitig ausserhalb des Spielfeldes in standby verweilen. Wenn man natürlich nur den Twitter-Clip anschaut, kann der Eindruck entstehen, dass der Youngster gar nicht mitgespielt hat. Ich nenne so etwas unseriösen Journalismus.

Und das bringt mich zum heutigen Spiel. Ich würde mir ja wünschen, dass Tim Walter MUTIG (!) auf Reis und Suhonen setzt und auch Kittel von Anfang an bringt. Meine Befürchtung ist allerdings, dass Kinsombi und Dudziak den Vorzug erhalten und Jatta erneut starten darf, während Kittel, Reis und Suhonen maximal irgendwann eingewechselt werden. Eine seriöse Prognose für die Startelf ist dennoch schwierig, dazu fehlen mir tatsächlich die Informationen, die man als Medienvertreter „aus erster Hand“ erhält. Vielleicht lässt Walter auch die gleiche Startelf ran wie gegen Schalke.