Untertitel: Wie ein Spieler still und leise demontiert wird.

Nachdem ich in meinem vorherigen Blogbeitrag unmissverständlich klargemacht habe, dass die häufig wechselnden Cheftrainer meine primären Angriffsvektoren sind, möchte ich in den nächsten Beiträgen konkrete Beispiele zeigen, in denen die Übungsleiter des HSV ihren Ruf als inkompetente Totalversager bestätigt haben.

Wir schon vermutet, geht es um den 100 Mio. €-Spieler Ludovit Reis, der direkt vom Top-Champions League-Club FC Barcelona zum HSV geholt werden konnte. So ähnlich wurde es der staunenden HSV-Gemeinde verkauft, nachdem irgendein sensationsgeiler Tschornalist verbreitet hatte, dass der kleine Holländer eine festgesetzte Ablösesumme von 100 Mio. € in seinem Vertrag stehen hat und man ihn deshalb wohl nur ausleihen könnte. Nachdem Reis dann ablösefrei verpflichtet wurde (oha), wurde bekannt, dass der Bube in der vergangenen Saison an den Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück ausgeliehen war und dort in 27 Spielen meist als Sechser eingesetzt wurde. Natürlich (ehrlich sein!) konnte sich kaum jemand an den flinken Mittelfeld-Allrounder erinnern, maximal daran, dass er sogar in beiden Spielen gegen den HSV auf dem Platz stand. Das Hinspiel wurde zu Hause mit 5:0 gewonnen, das Rückspiel ging in Osnabrück mit 2:3 verloren, obwohl die lebende Legende Horst Hrubesch schon Trainer war und Robin Meißner eins seiner beiden Tore erzielte.

Natürlich ist Ludovit Reis kein Juwel und kein potentieller Superstar, der in Barcelona jahrelang die Schule des Tiki-Taka durchlaufen hat, sondern er hat dort in der Saison 2019/20 beachtliche 25 Spiele absolviert, wohlgemerkt in der zweiten (!) Mannschaft. Was ihn nach Osnabrück verschlagen hat, bleibt ein Rätsel, aber immerhin zählte er mit einer Kicker-Note von 3,21 zu den besten Mittelfeldspielern der Saison.

Trotzdem konnte Reis im Trainingslager in Grassau das Interesse auf sich ziehen, weil schnell klar wurde, dass Reis und Suhonen neben Kittel nun die drei technisch besten Spieler in dieser Mannschaft sind, allerdings noch unter Beweis stellen müssen, dass sie dieses Potential auch unter Wettkampfbedingungen abrufen können, um eine wahrnehmbare und dauerhafte Verstärkung für die Mannschaft zu werden. Und man konnte sehen, dass Reis genau wie einige andere neue Spieler, vor allem Schonlau und Meffert, richtig Bock auf Fussi hatten und noch nichts von HSV-Virus und Wohlfühloase wussten. Diese veränderte Situation rief allerdings die beiden anderen technisch versierten Spieler Leibold und Dudziak auf den Plan, die dadurch ihre Felle davonschwimmen sahen, was insbesondere den ex-Kapitän dazu verleitete, immer wieder mal kleine Nickeligkeiten gegen diesen frechen Ludovit einzusetzen. Hinzu kam, dass Kittel aufgrund seiner Verletzung im Testspiel gegen Wacker Innsbruck nahezu das ganze Trainingslager verpasst hatte, was bei Kittels Best Buddy Leibold Befürchtungen weckte, dass deren etablierte linke Seite zukünftig gefährdet sein könnte.

Und genau zu diesem Zeitpunkt begann das Versagen von Tim Walter. Mal unabhängig davon, dass es gerade zum Volkssport geworden ist, das Harakiri-Spielsystem von Walter und seinen Umgang mit den Spielern aufs Heftigste zu kritisieren (was stimmt nicht mit den Dauerhüpfern?), hat der neue Übungsleiter es aufgrund mangelnder Menschenkenntnis versäumt, diese negativen Schwingungen im neuen Mannschaftsgefüge zu erkennen und sofort zu unterbinden. Spätestens im Testspiel gegen Basel war klar, dass diese Altlasten aus der Sommervorbereitung mit in die neue Saison übernommen werden. Obwohl Reis jedesmal in der Startelf stand und durch Passsicherheit überzeugen konnte, gelang es ihm kaum, spielerische Impulse beim Offensivspiel zu setzen. Folglich veränderte sich seine Körpersprache kaum wahrnehmbar mit jedem Spiel weiter ins Negative.

Das hatte allerdings hausgemachte Gründe. Reis wurde unfreiwillig zum Wasserträger für Leibold und Kittel degradiert, nicht aktiv durch die Vorgaben der taktischen Formation, sondern passiv durch die Eigendynamik der Platzhirsche gegenüber dem Neuen, den man kleinhalten wollte, damit er nicht in die Phalanx ihrer linken Seite eindringen kann. Als linker Außenspieler in der Raute musste sich Reis permanent den Arsch aufreißen, um bei den wenig zielführenden Vorstößen von Leibold die sich ergebenden Lücken nach hinten zu schließen. Die gleiche undankbare Aufgabe musste er erfüllen, wenn er durch die von Walter gewünschte Rotation mit dem rechten Außenspieler der Raute Kinsombi die Position wechselte und dabei in ein unkoordiniertes Gefrickel von dem instabilen Gyamerah und dem technisch extrem limitierten Jatta geriet und dort ebenfalls ständig hinten aushelfen musste. Offensichtlich versuchte er dabei, mit tiefen Läufen nach hinten dem Trainer und seinem System zu gefallen, konnte aber dann seine Stärken im vorderen Drittel nicht mit dem gleichen Einsatz entfalten. Hinzu kommt, dass Kinsombi sich für diese Aufgabe auf beiden Seiten zu fein war und mit dem üblichen Stock im Arsch übers Feld pflügte, um dennoch einen Wirkungsgrad gegen null zu entfalten (kleiner Tipp an die Physios: „Kinso“ muss mal zum Chiropraktiker, danach läuft der auch wieder rund).

Wen wundert es, dass Reis unter diesen Bedingungen meistens nach 60 Minuten platt war und nur sehr oberflächliche Betrachter aus der Abteilung Hofberichterstattung konnten auf die Idee kommen, Reis‘ Leistung gegen St. Pauli als Total-Flop zu bezeichnen oder den innerlich bereits gekündigten Dudziak zu fordern, bis Reis endlich Leistung bringt. Natürlich merkt ein Spieler, der eigentlich kreativ nach vorn arbeiten möchte, dass er in diesem System verschlissen wird und versucht trotzdem, ab und an, spielerische Akzente zu setzen. Wenn er dabei jedoch Pech hat und die Aktion schiefgeht, egal ob es sein Ballverlust oder der Stockfehler des Mitspielers war, hilft niemand mit aus und der Neue ist schuld. Dass Reis kurzzeitig in das unerträgliche Schauspiel mit den zwei Spielern, die sich bei den Ecken stundenlang beraten müssen, mit eingebunden wurde, als Kittel noch geschont wurde, war kaum förderlich, um seine potentiellen Stärken am Ball zu zeigen. Dass er sich mit den wenigen Freistößen, die er mal ausführen durfte, nahtlos in die gewohnt katastrophale Qualität der Standards einreiht, ist kaum verwunderlich, dafür ist er noch nicht resilient genug. Und Tim Walter kriegt von all dem nix mit, weil auch ihm die Empathie fehlt, diese Dynamiken zu erkennen. Trotzdem und gerade deshalb ist er für diese ärgerliche Situation verantwortlich.

Da Tim Walter mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mindestens bis Mitte September im Amt sein wird, gibt es theoretisch die Chance, dass er selbst oder ein sportliches Korrektiv erkennt, dass es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, diesen jungen Spieler kontinuierlich zu verbessern, zu entwickeln und vor den Mobbing-Aktivitäten der länger dienenden Mitspieler zu schützen.

Im Übrigen droht Suhonen das gleiche Schicksal, sobald sein Welpenschutz beendet ist. 😩