Hier geht es nicht um den gleichnamigen Fernsehthriller von Dieter Wedel aus dem Jahr 1996, sondern um Markus Frömming, der seit Juni 2019 als Vertreter des „Gönners“ Klaus-Michael Kühne im HSV-Aufsichtsrat sitzt und als möglicher Kandidat für den seit März 2020 verwaisten Posten des Vorstandsvorsitzenden der Fußball AG gehandelt wird. Das Hamburger Abendblatt hat im Dezember 2020 ein umfangreiches Interview mit Herrn Frömming veröffentlicht, was ich in großen Teilen hier übernommen habe, teilweise mit aktualisierten Datumsangaben und inhaltlichen Ergänzungen.

Frömming ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Agentur Brands Alive und wurde vor zwei Jahren auf Empfehlung von HSV-Anteilseigner Klaus-Michael Kühne für den Aufsichtsrat der AG vorgeschlagen und vom damaligen Beirat bestehend aus Mike Schwerdtfeger, Patrick Ehlers und Kai Esselsgroth als Kandidat durchgewunken. Seitdem ist der Anfang 40-Jährige zu einem der wichtigsten und mächtigsten HSV-Macher aufgestiegen und bildet zusammen mit Marcell Jansen den sogenannten Strategieausschuss innerhalb des Aufsichtsrats. Was für eine bemerkenswerte Instanz innerhalb eines Gremiums, das laut Satzung nur als Kontrollinstrument für das operative Geschäft des Vorstandes vorgesehen ist. Insofern liegt es auf der Hand, dass Frömming in den Vorstand wechselt, um dem Gurkenmann den vollen Zugriff auf sein Spielzeug zu ermöglichen. 🤑🤑🤑

„Markus Frömming ist ein aufgeweckter, marketingorientierter, fußballenthusiastischer Jungunternehmer, der in 2015 das 125-jährige Kühne-und-Nagel-Jubiläum großartig vorbereitet und gemanagt hat, und dessen Begeisterung für den HSV mir erst später bewusst wurde“, beschreibt Kühne seinen Vertreter im HSV-Aufsichtsrat. „Ich habe ihn für den Aufsichtsrat empfohlen, wo er eine wichtige Rolle einnimmt und unter anderem zum Teamwork in den Führungszirkeln maßgeblich beiträgt.“

Anders als Kühne, der früher gerne mal öffentlich seine Meinung zum Besten gab, hält sich Frömming lieber im Hintergrund auf. Interviews zum HSV hat der Marketingexperte noch nie gegeben – dabei hat sein Wort innerhalb der Führungsgremien durchaus Gewicht. „Wir stehen in einem regelmäßigen Austausch, aber Markus Frömming nimmt seine Aufgabe beim HSV sehr selbstständig und unabhängig wahr – und das ist auch gut so“, sagt Kühne.

Geht nicht, gibt’s nicht, das musste auch Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann im März 2020 erfahren. Als Frömmings und Jansens Daumen gesenkt wurden, war das Schicksal Hoffmanns besiegelt. Dabei erzählt Frömming Vertrauten gerne, dass er schon auf der Mitgliederversammlung 2018 seine Vorbehalte gegen den streitbaren Hoffmann hatte. Dieser setzte sich mit einem Vorsprung von nur 25 Stimmen gegen Jens Meier durch und verstärkte bei Frömming das Gefühl, dass der HSV nun ein geteilter Club sei.

„Bei vielen Themen haben wir schnell gemerkt, dass wir in eine Richtung denken. Wir haben uns direkt gut verstanden“, sagt Marcell Jansen, der gemeinsam mit Frömming im Aufsichtsrat den Ton angibt. „Ich finde es sehr nachvollziehbar, dass Herr Kühne als Geldgeber auch einen Vertreter im Aufsichtsrat haben möchte“, sagt Jansen. „Aber ich habe vor allem deshalb ein gutes Gefühl, weil ich auch inhaltlich von Markus Frömming überzeugt bin.“

Gemeinsam mit Jansen setzte sich Frömming auch unmittelbar nach der Pokalpleite gegen Dynamo Dresden mit Sportvorstand Jonas Boldt zusammen. Nicht zum Krisengespräch. Sondern zum ersten Vertragsverlängerungsgespräch. Frömming denkt gerne antizyklisch. Deswegen war es für ihn auch nur logisch, dass er und Jansen sich wenig später mit einigen Anhängern aus der aktiven Fanszene zusammensetzten. Gesprächsteilnehmer berichten von einem guten und konstruktiven Austausch.

Relativ unbekannt sind die Umstände, wie Kühne und er sich kennenlernten. Im Jahr 2013 liefen sich die beiden erstmals über den Weg. Frömming, der auch CEOs berät, war schnell von Kühnes Lebenswerk angetan. Wenig begeistert war er dagegen, was Kühne und seine Berater nach der Ausgliederung 2014 mit der historischen Chance, den HSV zu alter Stärke zurückzuführen, anstellten. Frömming zögerte nicht lange und teilte Kühne in einem langen Brief seine Gedanken mit. Der Rest der Geschichte ist bekannt: 2016 flog Frömming erstmals zu Kühne nach Mallorca, wurde zunächst „nur“ sein HSV-Vertrauter, später sein Mann im Aufsichtsrat. Seitdem gibt es keine E-Mail Kühnes, die nicht in Kopie über Frömmings Schreibtisch geht.

Auch am Deal mit der Stadt bezüglich des Stadion-Grundstücks soll er beteiligt gewesen sein. Doch Frömming ist mehr als „nur“ der Kühne-Mann. Der Wahl-Hamburger hatte zu Beginn der vergangenen Saison das Gespräch mit Trainer Daniel Thioune gesucht, er sprach mit Nachwuchschef Horst Hrubesch über alte Zeiten, und er trifft sich regelmäßig mit Jonas Boldt. Frömming träumt nicht von längst vergessenen Europapokalzeiten. Sein Ziel: Der HSV soll sich stabilisieren. Ein hässliches 0:0 an einem regnerischen Freitagabend kann auch Spaß machen. Nur die Bundesliga, die soll es dann für seinen HSV schon irgendwann mal wieder sein.

Und ich möchte ergänzen: Am liebsten mit ihm als Vorstandsvorsitzenden.

Quelle: Hamburger Abendblatt vom 30.12.2020

https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article231237492/HSV-Aufsichtsrat-Markus-Froemming-Klaus-Michael-Kuehne-Bundesliga.html