Knapp drei Wochen ist es her, da wurde Präsident Pinselreiniger von 263 der über 83.000 HSV-Mitglieder im Amt bestätigt. Dazu kamen Bernd Wehmeyer als Stellvertreter und Michael Papenfuß als Schatzmeister. Vorgestern nun trat das neu gewählte Präsidium zu einer ersten Sitzung zusammen. Und das Großreinemachen im Aufsichtsrat beginnt.

Laut Hamburger Auftragsblatt sollen zwei neue Kontrolleure installiert werden. Der erste ist Schatzmeister Papenfuß, der zweite der ehemalige Vorsänger der aufgelösten Ultra-Gruppierung Poptown, Henrik Köncke. Mit ihm wolle man den Bereich Fankultur stärken. Streitigkeiten unter anderem über genau diese Personalie führten überhaupt erst zur Auflösung des Präsidiums.

Vor kurzem noch haben die Ultras kritische Statements zu Kühne veröffentlicht:

„Herr Kühne hat dem HSV in der Außendarstellung durch sein erpresserisches Verhalten und offensichtliche Einflussnahme, teilweise mithilfe von (Spieler-)Beratern, in der Vergangenheit erheblich geschadet. Eine strategische Partnerschaft stellen wir uns anders vor. Es darf aus unserer Sicht insbesondere mit Herrn Kühne keine weitere Zusammenarbeit geben, bei der Investments an Bedingungen geknüpft werden und der HSV somit unter Druck gesetzt werden könnte.“

Wie nimmt man Kritikern am besten den Wind aus den Segeln? Man bindet sie ein, indem man einen der ihren im AR platziert und – zack – sind die lauten, unbequemen Geister besänftigt. Man kann auch sagen, gekauft.

Fun Fact: Eigentlich wurde der Aufsichtsrat im Zuge der HSV+ Reformen auf 5 Sitze verkleinert. 2019 hat man ihn wieder auf sieben vergrößert. Nach dem Rücktritt Köttgens und Schulz sind also seit längerem zwei Plätze verwaist und Präsident Pinselreiniger fragt sich, warum verschwenden, wenn man die Machtbasis ausbauen kann?

Das Abendblatt spekuliert weiter. Für Goedhard und Krall, deren Verträge nächstes Jahr auslaufen, sollen Peters und Menges kommen. Peters, den Jansen schon seit langem im AR durchdrücken will, ist Sprecher der Berenberg-Bank und ein alter Kumpel von Kühne, Katrin Menges sitzt bereits bei Ausrüster Adidas im AR.

Jansen macht Druck, weil für den Aufsichtsrat wichtige Entscheidungen anstehen. Beispielsweise die Verlängerung des Vertrages von Wettstein, der im nächsten Jahr ausläuft. Auch die Verpflichtung eines Vorstandsvorsitzenden wäre Aufgabe des neuen AR.

Man darf gespannt sein: Kommt ein neuer VV und wenn ja, wer? Eigentlich ist es ja eine Schande. Da liegt ein so wichtiger und vor allem hoch bezahlter Job auf der Straße und keiner will sich bücken. Aber eines ist klar, sollten Boldt und Wettstein einen Boss kriegen, wird der sorgsam ausgesucht. Man will sich ja keinen Unruhestifter reinholen, der das Gestümper und Getrickse der anderen stört.

Ich hätte da eine Empfehlung für die Herren Jansen und Kühne: Wie wär‘s mit Markus Frömming? Der sitzt schon lange als Kühnes treuer Gefolgsmann und Vertreter im AR. Warum also nicht noch einen Schritt weitergehen und Kühnes Hausmacht auch im Vorstand zementieren? Dann braucht der 20% Minderheitsgesellschafter gar keine Aktien mehr kaufen, damit ihm der Verein mit Haut und Haaren gehört. Die richtigen Leute an den richtigen Stellen zu postieren ist doch auch viel günstiger.

Der Auftragsblatt-Artikel endet mit den Worten:

„Nun soll zunächst einmal der Aufsichtsrat reformiert werden, ehe auch der Rest des HSV neu aufgestellt wird. „Wir haben noch viel vor uns“, sagte Jansen vor knapp drei Wochen am Ende eines langen Tages.“

Das darf man getrost als Drohung verstehen.