Nachdem Demo gestern den Beschiss mit den jungen Spielern aufgedeckt hat, möchte ich heute den Fokus auf einen dieser Youngster legen, der im Trainingslager mit einer beeindruckenden Performance auf sich aufmerksam gemacht hat und nun – wie könnte es anders sein – aufpassen muss, dass er beim HSV nicht in der Versenkung verschwindet: Anssi Suhonen, 20 Jahre alt und finnischer U21-Nationalspieler.

Wer ist eigentlich dieser Anssi Suhonen? Am 14. Januar 2017, an seinem 16. Geburtstag, wechselte er von Käpylän Pallo, einem Klub in Helsinki, zum HSV. Entdeckt wurde er im Jahr zuvor bei der U16 Finnlands. Sein Talent fiel aber nicht nur den HSV-Scouts auf. Suhonen, der aus Järvenpää (40 000 Einwohner) stammt, hatte Anfragen von Arsenal, Köln, Dortmund und Leipzig. Für den HSV entschied er sich nach einem Besuch mit den Großeltern in Hamburg. Suhonen wuchs wegen Schwierigkeiten im Elternhaus wie seine beiden Geschwister bei Oma und Opa auf. Sein Großvater war es auch, der ihn per Auto 30 Kilometer zum Training in die finnische Hauptstadt fuhr.

 

Seit 2017 absolvierte Suhonen 25 Spiele für die U17 und 37 Spiele für die U19 sowie 2 Spiele für die U21 in der Regionalliga Nord, bis er 2021 in den Profikader des HSV rutschte. In der Zeit durchlief er sämtliche U-Mannschaften der finnischen Nationalelf. Schon im Sommer 2020 sollte er eigentlich die Vorbereitung der Profis mitmachen, zog sich aber beim U21-Training einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu, der ihn inklusive der Corona-Unterbrechungen fast ein Jahr seiner noch jungen Karriere kostete. Nach überstandener Verletzung durfte der offensive Mittelfeldspieler einige Trainingseinheiten bei den HSV-Profis absolvieren und gehört seit dieser Saison zum Profikader, wo er einen Vertrag bis 2023 unterschrieben hat.

 

Eigentlich hätte Suhonen aufgrund seiner starken Leistungen in der Sommervorbereitung beim Saisonauftakt einen Platz in der Startelf sicher gehabt, musste aber wegen einer Oberschenkelverletzung bei den Spielen gegen Schalke und Dresden aussetzen. Im Stadtderby gegen Pauli durfte er dann in den letzten 30 Min. ran, konnte allerdings kaum Akzente setzen, weil die peinliche Niederlage zu dem Zeitpunkt bereits feststand. Im folgenden Heimspiel gegen Darmstadt stand der 1,75m große Wirbelwind dann in der Startelf und durfte bis zur 77. Min. durchspielen. Dabei konnte Anssi einige Duftmarken hinterlassen, allein ab der 58. Min. war er innerhalb von 5 Min. an drei Großchancen beteiligt, von denen er eine 100%ige leider nicht verwerten konnte. Insgesamt war dem Buben schon anzumerken, wie aufgeregt er war und dass ihm einfach noch Spielpraxis fehlt, trotzdem wurde er von den HSV-Fans direkt zum Man of the Match gewählt, was ihm sicherlich gutgetan hat. Im nächsten Spiel gegen Heidenheim wurde Suhonen dann sogleich Opfer der taktischen Überlegungen des Trainers und wurde erst in der Schlussphase für die letzten 11 Min. eingewechselt.

 

 

 

Und wieder mal glänzt ein inkompetenter Übungsleiter durch unsinnige Entscheidungen und verhindert, dass sich ein hoffnungsvoller Youngster, der unbedingt Spielpraxis braucht, konstant weiterentwickeln kann. Schlimm genug, dass Tim Walter auf den Achterpositionen mit dem hüftsteifen Kinsombi und dem gelernten Innenverteidiger Rohr völlig vogelwild rumexperimentiert hat und die technisch starken Spieler wie Reis und Suhonen bisher zu selten und falsch eingesetzt hat, so wechselt er dort auch antizyklisch aus und bringt damit die gesamte taktische Formation im Mittelfeld durcheinander. Obwohl Walter ständig von Mut faselt, fehlte ihm bisher selbiger, um Reis und Suhonen mal gleichzeitig einzusetzen. Und er hat auch kein Gespür für die Nickeligkeiten auf der linke Seite zwischen Leibold/Kittel und Reis, die den fleißigen Holländer gern als Wasserträger verheizen, während der feine Techniker Suhonen sich auf der rechten Seite mit dem Antifußballer Jatta arrangieren muss, was schon zu absurdesten Spielsituationen geführt hat. Suhonen würde sich auf der linken Seite viel besser machen und könnte wunderbar in das Kombinationsspiel von Kittel und Leibold eingebunden werden, während Reis die qualitativ schlechtere rechte Seite mit Jatta und Gyamerah viel sinnvoller ergänzen könnte.

 

Zu allem Überfluss zog sich Suhonen zum Ende der für ihn aktiven Länderspielpause eine Muskelverhärtung zu, sodass er für das Spiel gegen Sandhausen nicht zur Verfügung stand. Das war insofern doppelt ärgerlich, weil der große sachverständige Übungsleiter in der Zeit auf die glorreiche Idee kam, den Allrounder Heyer ebenfalls im Mittelfeld einzusetzen, während die umtriebigen Kaderplaner Boldt und Mutzel nichts besseres zu tun hatten, als mit Doyle einen weiteren kreativen Mitteldspieler ranzuholen. Anstatt Heyer einfach neben Schonlau in der Innenverteidigung spielen zu lassen und damit die zwangsinkludierte Schlafmütze Jonas David zu ersetzen, werden sich zukünftig die Spieler Kinsombi, Reis, Heyer, Doyle, Suhonen und Rohr um die beiden Achter-Positionen streiten, wobei zu befürchten ist, dass Suhonen dabei auf der Strecke bleibt.

Nach dem Darmstadt-Spiel fabulierte Tim Walter noch rum, dass Suhonen mit Begeisterung dabei wäre und sein Leben für den HSV auf dem Platz lassen würde. Letztens war nur noch zu vernehmen, dass man geduldig sein muss. Ich kann diesen Scheißdreck einfach nicht mehr hören. Suhonen ist das größte Talent seit Heung-Min Son und sollte unbedingt aktiv gefördert und weiter ausgebildet werden. Technisch ist Suhonen bereits der beste Spieler im Kader, allerdings fehlt es ihm am taktischen Verständnis und am Wirkungsgrad seiner Aktionen, die noch zu häufig ohne messbaren Einfluss auf das Spielgeschehen verpuffen. Es ist mir unbegreiflich, dass sich niemand aus dem Trainerstab um diesen jungen Spieler kümmert. Wo sind denn die Nachwuchstrainer, die so unbedingt auf die Jugend setzen wollen? Warum sehe ich keinen Ricardo Moniz, der den Suhonen mit zu den Trainingseinheiten der Nachwuchsmannschaften nimmt und ihn dort individuell weiterentwickelt? Warum sehe ich keinen Horst Hrubesch, der sich den jungen Burschen mal schnappt und ihm wertvolle Tipps gibt? Oder wo ist der (Groß)-vater, der mit ihm nach Trainingsende noch weiterübt, so wie es bei Son der Fall war? Wenn der HSV das Talent von Suhonen weiterhin so uninspiriert und desinteressiert in den Komfortzonen der Wohlfühloase versauern lässt, wird hier der nächste Youngster auf der Strecke bleiben.

Also Herr Walter, machen Sie was aus dem jungen Mann oder verschwinden Sie aus dem Volkspark. Danke!