Ja, das bin ich. Mehr als drei Jahre hat es gedauert, bis es nach dem Abstieg des HSV wieder ein Nord-Derby gegen Bremen gab. Und es ging eben nicht genau da weiter, wo es am 24. Februar 2018 aufgehört hat. Nach zwei Niederlagen und zwei Unentschieden in den letzten vier Spielen gegen das Team von der Weser habe ich endlich mal eine Hamburger Mannschaft gesehen, die gekämpft hat, die zusammengehalten hat und die mit- und füreinander gearbeitet hat. Und das ganz ohne Papierkugel oder blind verschossenen Jansen-Elfmeter:

Was ein Spiel! Zwei Tore, zwei rote und acht gelbe Karten sowie jede Menge Spannung. OK, ich hätte zwar gerne gesehen, dass Reis und Suhonen von Anfang im Team stünden, aber man kann nicht alles haben (Reis kam dann später für Glatzel in Minute 52, Suhonen für Heyer in Minute 82). Und auch spielerisch war das nicht erste Sahne, was der HSV anbot, aber Kampf und Einsatz glichen das aus.

Zwei Tore, beide mit dem Kopf. Endlich mal Glatzel und wieder mal Heyer (letzterer führt weiter Hamburgs Torschützenliste mit 4 Treffern an). Wann haben wir das zum letzten mal erleben dürfen? Nach nur 90 Sekunden klingelte es zum ersten mal. Nach wunderbarem Pass von Leibold köpfte Glatzel über Bremens Torwart ins Netz. Bremen wirkte angeschlagen, gab aber nicht auf und setzte Hamburg die nächsten 30 Minuten schwer unter Druck. Bis zur gelbroten Karte gegen Werders Kapitän Groß in Minute 31. Danach war Bremen nur noch zu Zehnt auf dem Feld, was den HSV spürbar entlastete.

Ein spielentscheidender Punkt war die Schiedsrichterleistung von Herrn Stegemann und seinem Komplizen, dem VAR. Zuerst beim nicht gegebenen Elfmeter nach Schonlaus Foul gegen Ducksch und der damit zwingenden Gelbroten gegen Schonlau in der 36sten. Da hatte der HSV einen Riesendusel, kein Elfer und der Kapitän der Rothosen durfte weiter machen. Dann nochmal drei Minuten später beim zurückgepfiffenen Ausgleich nach dem tollen Ducksch-Freistoßtor, weil sich ein Bremer verbotenerweise in die Hamburger Mauer stellte, was Stegemann richtigerweise erkannte. Weiser war der nützliche Idiot. Anschließend erhöhte Heyer nach Flanke von Jatta kurz vor der Halbzeitpause auf 2:0. Bis dahin hatten der HSV und Trainer Walter alles richtig gemacht und ein Spiel abgeliefert, das für alle Hamburger Fans auch bei weniger Torchancen als gegen Sandhausen dennoch einen hohen Unterhaltungswert besaß.

Nach der Halbzeit war damit dann leider Schluß. Für die Unterhaltung und auch für Hamburgs Kapitän Schonlau. Der holte sich nach Foul gegen Werders Schmid in Minute 52 seine zweite Verwarnung und damit eine hochverdiente Rote Karte ab. Ab da ging es 10 gegen 10 weiter und das Spiel verlor an Qualität und Dynamik. Kurz darauf vergab Jatta nach sehenswertem Sturmlauf eine 100prozentige im eins zu eins gegen Werders Keeper Zetterer sowie wenig später eine weitere Großchance mit dem Kopf. Der Gambier hat seine Momente, zugegeben, aber ein Fußballer wird aus ihm nicht mehr.

In der Schlussphase hat der HSV es noch mal richtig spannend gemacht. Leider, muss man sagen. Das Team wirkte unkonzentriert und teilweise auch müde, so dass Bremen zu mehreren Möglichkeiten für Anschluß und Ausgleich kam. So spielte sich Füllkrug erst an Heuer Fernandes vorbei, traf dann aber freistehend das Tor nicht. Auch in der Nachspielzeit vergaben die Bremer weitere Großchancen. Pech für Werder, Glück für den HSV.

Der HSV hat sich im Derby endlich mal belohnt und nur das zählt. Mit den drei, man muss sagen, verdienten Punkten im Weserstadion katapultiert sich Hamburg auf Platz 4 der Tabelle und ordnet sich punktgleich hinter dem KSC und vor Heidenheim ein, wobei heute sowohl Paderborn als auch Dresden und Pauli wieder vorbeiziehen können. 

Was aber genauso wichtig ist: Endlich hat man sich bei einem Spiel der Rothosen mal wieder gut unterhalten gefühlt und das war gestern die Hauptsache.