Derby-Sieg in Bremen. Rache für die Papierkugel. Revanche für die Werder-Festspielwochen. Die Nummer eins im Norden. Balsam für die geschundene Fan-Seele. Alles supi endgeil. Hüpf hüpf! Derbysieger, Derbysieger, hey, hey! Nur der HSV! Und so weiter und so weiter… 🥱

Ok, das Spiel war gut… Naja, eigentlich nicht wirklich. Aber es hat doch Spaß gebracht, zuzuschauen… Ja, das hat es, zeitweise. Und der Sieg ging runter wie Öl… Nö, eigentlich nicht. Aber sie haben gewonnen. Ja! Und sie haben gekämpft. Yo! Und Heyer war wieder gut. Yep! Und an dieser Stelle beruhigen wir uns mal wieder, denn unser HaSiVau spielt immer noch in der zweiten Liga, mittlerweile im vierten Jahr hintereinander und bisher deutet nichts darauf hin, dass sich daran etwas ändern wird. Wie ist dieser 2:0 Auswärtssieg im Nord-Derby also einzuordnen?

Spontan würde ich sagen: Das war wohl DAS One Hit Wonder dieser Saison. Letzte Saison hatte der HSV auch so ein Spiel, den nahezu perfekten 2:0 Heimsieg gegen Heidenheim. Was danach kam, ist bekannt. Und in der Saison davor gab es das sensationelle 6:2 gegen Stuttgart. Danach ging es bergab, Ausgang bekannt. Und im Jahr davor wurde Pauli im eigenen Stadion mit 4:0 vernichtet. Der Anfang vom Ende aller Wiederaufstiegshoffnungen des HSV.

Aber für einen smarten Ultra sind Siege in den Derbys natürlich wichtiger als alles andere. 🤭 Da steh‘ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.

Einige Erkenntnisse brachte das Spiel dann doch: Werder hat 60 Min. lang das Pressing verweigert und bei so einem Gegner funktioniert Walters System dann auch mal. Das Kurzpassspiel und die daraus resultierenden Kombinationen (ja, die gab es tatsächlich) waren nett anzuschauen, aber die Bremer standen auch extrem weit weg. Das eigene Gegenpressing hat ebenfalls gut funktioniert und die Spieler haben körperlich gut dagegen gehalten, die Kampfbereitschaft der Söldner und Jungmillionäre war innerhalb akzeptabler Parameter. Hinzu kam, dass die Werder-Spieler wohl kein Bock auf Tore schießen hatten, solche Abschlussschwächen kennt man sonst nur vom HSV. Obwohl das Spielsystem von Tim Walter hinlänglich bekannt war, hat Werder sich selbiges aufzwingen lassen und konnte sich erst in den letzten 30 Minuten aus der Dominanz des HSV befreien. Was dann folgte, war aus HSV-Sicht allerdings nicht mehr schön anzuschauen.

Würden alle anderen Mannschaften so wie Werder spielen, wäre Walters eindimensionales Training mit dem Rumgefrickel mit zusätzlichen, kleinen Toren natürlich optimal, aber die bisherigen Gegner haben bereits gezeigt, wie man das System des HSV lahmlegen kann. Und bei den großen Namen der zweiten Liga haben sich die HSV-„Stars“ ja immer schon etwas mehr angestrengt. Dass Walter unbelehrbar ist, wurde mal wieder eindrucksvoll belegt, er hat sich überhaupt nicht weiter entwickelt. Dass die Mannschaft das Spielsystem des Trainers gegen jede Vernunft bis in den Beinahe-Untergang zelebriert, ist überraschend und bedenklich. Bleibt abzuwarten, ob die Truppe des „neuen“ HSV in den nächsten Partien weiter so performen wird oder ob es damit erwartungsgemäß im nächsten Spiel schon wieder vorbei ist.

Entscheidend dafür wird die Gestaltung des Trainings sein. Obwohl Walter am Samstag noch medienwirksam verkündet hatte, dass man sich keinen freien Sonntag leisten könne, wurde selbstverständlich nicht klassisch trainiert, sondern es fand wie nach jedem Spiel ein Spielersatztraining für die Reservisten statt, während sich die Stammspieler pflegen ließen und ne Runde Fahrrad drehten, was durchaus den üblichen Trainingsstandards enstpricht. Viel interessanter wird sein, wieviel zusätzliche trainingsfreie Tage der Übungsleiter seinen Derby-Helden spendiert und ob Walter seine Ankündigung, die vielen Fehler abstellen zu wollen, auch in die Tat umsetzt.

Zum Abschluss noch was aus der Abteilung Fremdschämen… Ich muss weg! 😱