Wie lange soll dieser Unfug mit Tim Walter als Trainer eigentlich noch weitergehen? Im Samstagabendspiel der zweiten Liga musste der HSV das dritte Unentschieden nacheinander hinnehmen. Gegen Düsseldorf reichten weder eine frühe Führung noch eine 65-minütige Überzahl aus, um endlich mal wieder einen Heimsieg zu produzieren. Walter hatte zu aller Überraschung seine seit Wochen gesetzte Startelf umgebaut und von Beginn an die Youngster Reis, Suhonen und Meißner gebracht, verzichtete dadurch allerdings auf Heyer, sodass David weiterhin in der Innenverteidigung rumstümpern durfte. Diese Startelf wirkte fast wie eine Konzessions-Entscheidung an die zunehmende Kritik, dass er trotz Ankündigung kaum auf die Jugend setzt.

Was folgte, war das übliche Trauerspiel. In den ersten 15 Minuten wurde das Publikum erneut mit unterirdischen Flanken beelendet und der HSV tat sich schwer, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Selbst der Assist von Kittel zum 1:0 in der 19. Minute war eine eher missratene Flanke, die Glatzel trotzdem zum glücklichen 1:0 verwerten konnte. Natürlich konnte die Mannschaft die Führung erneut nicht als Türöffner nutzen und bettelte im Verlauf des Spiels um den Ausgleich, der dann aufgrund von Patzern der üblichen Verdächtigen in der 71. Minute auch zugelassen wurde. Kleiner Lichtblick im Spiel war der eingewechselte Youngster Alidou, der allein in den ersten 10 Minuten als rechter Außenspieler deutlich bessere Szenen hatte als der Antifußballer Jatta in den letzten drei Jahren.

Mittlerweile ist vom Walterschen Harakiri-Spielsystem kaum noch was zu sehen, neben der riskanten Spieleröffnung gibt es zwar einige Positionswechsel, aber ansonsten nähert sich die Spielweise immer mehr dem HSV aus früheren Tagen an: Es mangelt weiterhin an der Unfähigkeit der Mannschaft, offensive Spielzüge auf den Rasen zu bringen, das dominante Kurzpassspiel verpufft in zu vielen Fehlpässen und die Qualität von Flanken, Torabschlüssen und Standards, insbesondere der Ecken, ist dramatisch schlecht. Und zwischenzeitlich stellt die Mannschaft den Spielbetrieb gern mal ein, die ham dann einfach kein Bock mehr. Während sich der Großteil der Kritiker auf das Spielsystem von Walter und den von Boldt und Mutzel zusammengestellten Kader eingeschossen hat, sehe ich – wieder mal – die unerträglichen Trainingsdefizite des verantwortlichen Cheftrainers als Hauptursache für die desaströsen Auftritte, alles in den vorherigen Blogs nachzulesen. Die Forderung bleibt allerdings die gleiche: Walter muss weg und zwar so schnell wie möglich.

Und irgendjemand muss sich um das Mannschaftsgefüge kümmern. Es wurde wieder mal offensichtlich, wie die Youngster Reis und Suhonen vom Platzhirsch Leibold geschnitten werden. Das ganze gipfelte in einer absurden Szene vom ex-Kapitän, der sich lieber für einen katastrophalen Fehlpass zum Gegner entschied, als den freistehenden Suhonen anzuspielen.

 

Gleiches gilt für den neuen Kapitän Schonlau, der nun auch vom HSV-Virus infiziert wurde, sich mittlerweile regelmäßig Aussetzer wie gegen Wolfsburg leistet und auch gern mal in die Komfortzonen der Wohlfühloase abtaucht.

 

Und dass es mit Walters Liebling David so nicht weitergehen kann, wird auch in jedem Spiel eindrucksvoll dokumentiert.

 

Interessant auch die Pressekonferenz nach dem Spiel: Der störrische Übungsleiter war ungewohnt zurückhaltend, wirkte schon fast resigniert, so gar nicht auf Krawall gebürstet und stimmte den Journalisten bei vielen ihrer Aussagen grundsätzlich zu. Neben einer deutlich erhöhten Äh-Dichte fing Walter auch an, zu tüdeln, er hatte den HSV 60 Minuten lang in Unterzahl gesehen. Kann schon mal passieren, aber man hatte gestern erstmalig den Eindruck, dass die Einschläge näherkommen. Passend dazu wurde der im Publikum stehende Friedhelm Funkel eingeblendet und die finsteren Minen aus der Teppichetage sprachen ebenfalls Bände. Ob es zwischen Boldt und Hrubesch einen weiteren vielsagenden Blickkontakt gab, ist nicht überliefert. Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass eine rechtzeitige Demission von Tim Walter nur dann erfolgreich sein wird, wenn der Nachfolger größtmöglichen Wert auf das Abstellen der Trainingsdefizite legt, ein simples Verändern des Spielsystems wird nicht ausreichen.

 

 

Noch eine Anmerkung zur Umsetzung von 2G: Die angekündigten mobilen Kolonnen von Ordnern, die vor dem Stadion Kontrollen durchführen sollen, um die Bändchen für einen zügigen Einlass zu verteilen, waren tatsächlich in großer Zahl vorhanden und haben zumindest bei mir einen professionellen Job gemacht: Sowohl Personalausweis, als auch der 2G-Nachweis wurden sorgfältig überprüft, beim späteren Einlass gab es sogar eine Leibesvisite sowie eine Kontrolle des Rucksacks. Man ist sichtlich bemüht, die Hütte wieder vollzubekommen. Dass man während des Stadionbesuches nun wieder auf umherziehende Horden von schwerstalkoholisierten Brüll-Orks trifft und alle ohne Masken rumlaufen, ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Vollkommen ad absurdum wird dieses Konzept allerdings in den Warteschlangen vor den Shuttle-Bussen geführt, wo die Menschen dicht gedrängt ohne Maske auf den Bus warten. Die Quote derer, die sich trotzdem für das Tragen einer Maske entschieden haben, war erschreckend niedrig.

In diesem Sinne… Scheiß auf Schule und Arbeit. Und Corona. Ob das gutgeht?

 

Nachtrag: Sportdirektor und Witzfigur Mutzel im Interview beim Spielersatztraining…