Mit heutigem Blog führen wir eine neue Rubrik ein: Arenapedia. Hier geht es um Wissen, Fakten und Informationen rund um den HSV, aber auch allgemeinerer Fußball-Natur.

Beginnen wollen wir mit dem Thema Spielerberater, einem der Kernübel im modernen Fußballbusiness. Jeder kennt die großen Namen wie Pini Zahavi, Mino Rayola und Volker Struth. Diese weißen Wale heben wir uns für später auf und starten die Serie mit einem anderen, der Vereinskundigen kein Unbekannter ist: Dr. Dieter Gudel.

Gudel ist seit Februar 2019 Geschäftsführer der FTC Football Transfer Company GmbH mit Sitz in der Hans-Reumann-Str. 1 in Rellingen.

Vor seiner Zeit als Spielerberater war der Gudel knapp 6 Jahre beim HSV tätig. Anfang 2013 begann der studierte Sportwissenschaftler als kaufmännischer Leiter Nachwuchs und machte dann Karriere als Leiter Nachwuchsleistungszentrum NLZ, Direktor Sport und Administration und Prokurist. Davor war Gudel kurz Sportkoordinator bei RB Salzburg und 1 1/2 Jahre Geschäftsführer bei RB Leipzig. Und davor war Gudel schon einmal vier Jahre beim HSV angestellt und zwar als Mitarbeiter „Organisation und Projektmanagement Profifußball“. Hier das Ganze in übersichtlich:

Man sieht, der Mann blickt auf jahrelange Erfahrungen mit dem Hamburger Sport Verein zurück und ist mit den Strukturen und Personen bestens vertraut. Außerdem kennt er den Nachwuchsbereich aus dem Effeff und viele Spieler sogar persönlich.

Und dann gingen dieser Dieter Gudel und der HSV plötzlich getrennte Wege. Ein gewisser Ralf Becker, seines Zeichens Sportvorstand, feuerte ihn 2018 und zwar 5 Tage vor Weihnachten. Auf hsv.de klang das damals so:

NLZ-Leiter Dr. Dieter Gudel verabschiedet sich

Einvernehmliche Trennung – Führungskraft scheidet aus der Nachwuchsakademie aus.

„Dieter Gudel möchte sich beruflich anders orientieren, das respektieren wir“, sagt Sportvorstand Ralf Becker: „Wir danken ihm für seine erfolgreiche Arbeit und wünschen ihm bei seinen neuen Herausforderungen alles Gute.“

Nach all den aufopferungsvollen Jahren für den Verein saß Dr. Dieter Gudel also allein auf der winterkalten Sylvesterallee und schaute traurig zu den hell erleuchteten Fenstern der Teppichetage hoch. Aber da er über ein großes Insiderwissen beim HSV verfügte und Zugang zu vielen Personen des Vereins hatte, dauerte es nicht lange, bis sich ein guter Samariter erbarmte und Gudel ein warmes Chef-Büro und tröstende Gehaltsschecks anbot. Dieser gute Mensch war ein Herr namens Bariz Soofizadeh, der Gründer von FTC Football Trading Company GmbH (was für ein empathischer Name). Bariz ist der zweite Herr von links. Ganz links steht übrigens Pablo Cardoso, einer seiner FTC-Scouts und Sohn von HSV-Publikumsliebling Rodolfo Cardoso.

Soofizadeh ist ein sehr umtriebiger Zeitgenosse, wenn man North Data und companyhouse glauben darf. Seine Parthian-Group handelt mit allem möglichen, von Teppichen über Energy Drinks bis Corona-Masken. Und sie hat ihren Sitz, oh Wunder, in der Hans-Reumann-Str. 1 in Rellingen, einer Lagerhalle in einem Industriegebiet. Was eine seltsam anmutende Location für eine Spielerberater-Agentur ist, vor allem, wenn man das mit den Altbauvillen und Glastürmen der Mitbewerber vergleicht.

Der dankbare Dieter machte sich sogleich ans Werk und kapitalisierte sein Wissen und seine Kontakte, um Kunden- und Beraterstamm von FTC auf- und auszubauen. Und das scheint er bis zum heutigen Tage gut zu machen. Wer allerdings wissen will, welche Spieler FTC im Portfolio hat, sucht bei FTC selbst online vergebens: https://ftc-hamburg.com/index.php 

Die Seite hat den informativen Nährwert einer HSV Pressekonferenz. Man muss schon auf transfermarkt.de nachschauen, um herauszufinden welche Spieler von FTC betreut werden. Unter den gut 50 Spielern im Portfolio sind nicht wenige vom HSV.

HSV-Profis: Joshua Vagnomann, Jonas David, Anssi Suhonen, Faride Alidou

HSV II /U19: Bryan Hein, Juho Kilo, Valon Zumberi, Arlind Rexhepi, Elijah Krahn, Bennet Wittig, Dimitriy Moor, Fawaz Kassimou, Felix Paschke

Dazu jede Menge ehemaliger HSV Spieler wie Matti Steinmann, Sören Bertram, Felix Brügmann, Florian Brügmann, Matias Ojala, Brooklyn Ezeh, Florian Kirschke, Jonas Behounek, Tobias Fagerström

Und dann waren da noch Stephan Ambrosius und Aaron Opoku, die 2018/19 noch von Bariz Soofizadeh persönlich betreut wurden.

Das alles bedeutet, die FTC rekrutiert einen Löwenanteil ihres Geschäfts aus den Reihen des Ex-Arbeitgebers ihres Geschäftsführers. Wenn das mal nicht ein Geschmäckle hat. Im Mai 2019 ging dann ein wunderschönes Statement durch die Presse: „Der HSV hat durch Fehlentscheidungen im Management meine Jungs und mein Herz verbrannt.“ Hier der sympathische Tweet dazu:

 

 

Mit seinen „Boys“ waren Vagnomann und David gemeint. 90min.de schrieb damals dazu:

„Angesichts der erwähnten und noch recht schmalbrüstigen Leistungsdaten (von Vagnoman und David), und eingedenk der Tatsache, dass sie langfristig beim HSV aufgebaut werden sollen, ist es deshalb mehr als verwunderlich, wenn ihr Berater Bariz Soofizadeh mit Sätzen wie diesem um die Ecke kommt. Abgesehen von der pseudo-lyrischen Schwülstigkeit, ist dieser Satz im Grunde genommen eine Non-Aussage, so überflüssig wie ein Kropf – und – gelinde gesagt – eine die Megalomanie streifende Frechheit. Was erlauben Soofizadeh?“

Soofizadeh erlaubt sich das, weil Gier keine Grenzen kennt! Der Verein ist eine Zitrone, die von jedem, aber auch wirklich jedem bis zum allerallerletzten Tropfen ausgepresst wird. Aber lassen wir 90min.de fortfahren:

„Dass der HSV in den letzten Jahren wahrscheinlich nicht immer alles richtig gemacht hat, weiß sogar Tante Erna aus dem fünften Stock (die sich für Fußball herzlich wenig interessiert). Für diesen Erkenntnisgewinn hätte es keiner weinerlichen Analyse eines selbsternannten Experten und Geld-aus-der-Tasche-Ziehers bedurft. Was also hat den Mann dazu gebracht? Nun, Bariz Soofizadeh firmiert als Inhaber der Fußball-Agentur FTC („Football Transfer Company“). Und deren Leiter ist Dr. Dieter Gudel, der den HSV Ende 2018 im Streit verließ. Bis dahin hatte Gudel als Leiter der Nachwuchsleistungszentrums beim HSV gearbeitet. Ein Schelm, der böses dabei denkt. Welche konkreten Fehlentscheidungen er dem HSV vorwirft, wurde nicht deutlich. Wahrscheinlich sieht er in seinen beiden Schützlingen zwei kommende Weltfußballer und will mit derartigen Aktionen entsprechenden Druck auf den Verein ausüben.“

Der gute Mensch Bari Soofizadeh tritt mittlerweile nicht mehr öffentlich im Namen der FTC auf. Wer will sich schon das einträgliche Geschäft mit dem HSV verderben? Dafür hat er ja jetzt den Gudel. Allerdings nicht ganz ohne Netz und doppelten Boden, denn im Impressum der FTC firmiert neben dem Sportdoktor auch eine gewisse Jennifer Soofizadeh-Hembert als Geschäftsführerin. Und diese Dame ist tief in der Welt von Bariz und Parthian verankert, wer mehr darüber wissen will, klickt

hier: https://www.northdata.de/PDM+Parthian+Distributer+%26+Marketing+Adviser+GmbH,+Hamburg/HRB+115134,

hier: https://www.northdata.de/Soofizadeh-Hembert,+Jennifer,+Hamburg/8yz

oder hier: https://parthian-group.com/impressum.html

All diese Fakten und Zusammenhänge machen wieder einmal deutlich, wie eng und intransparent die Geschäfte im Fußball-Business und wie abhängig die handelnden Personen voneinander sind. Wieviele gierige Babys Mutter Fußball an ihren Zitzen säugen muss und welch große Rolle Geld und Macht selbst im grauen Mittelfeld der zweiten Liga spielen.

Sicher, das ist weder neu noch überraschend und doch werden wir an dieser Stelle immer wieder darüber schreiben und informieren.