Jedesmal, wenn der HSV es schafft, die erste Runde des DFB-Pokals zu überstehen, wächst in der sedierten HSV-Gemeinde der fromme Wunsch, endlich mal wieder einen Titel zu gewinnen. Also nicht so ein Gedöns wie den UI-Cup oder den Telekom-Cup, sondern schon einen richtigen Titel, am liebsten eben den DFB-Pokal. An diesem Wettbewerb kann man auch als durchschnittlicher Zweitligist teilnehmen und muss sich – ganz dem Naturell des HSV entsprechend – nur in einigen Spielen richtig anstrengen und kann mit etwas Losglück ziemlich weit kommen und es auf Umwegen über mehrere Hoffnungsläufe bis ins Pokalfinale nach Berlin schaffen. Gar nicht schlecht der Plan, bloß klappen muss er…

Und wer anders als inkompetente und überforderte Übungsleiter könnte es Jahr für Jahr schaffen, dass diese wage Hoffnung auf einen klitzekleinen Lichtblick innerhalb der totalen sportlichen Erfolglosigkeit in schöner Regelmäßigkeit ein jähes Ende findet. Beispielhaft möchte ich nur die Misserfolge aus der mittlerweile vierjährigen Zweitliga-Zugehörigkeit in Erinnernung rufen:

Saison 2018/19: Frisch abgestiegen und dennoch war das Finale in Berlin zum Greifen nah: Der HSV hatte es nach Siegen gegen Erndtebrück, Wiesbaden, Nürnberg und Paderborn bis ins Halbfinale geschafft und durfte zu Hause gegen RB Leipzig antreten. Trainer war Hannes Wolf, das war dieser wortgewandte TV-Experte, der uns zuvor noch die WM in Russland erklärt hatte und dann von Hoffmann und Becker zum HSV geholt wurde. Doch der smarte Laptop-Trainer war der Anforderung nicht gewachsen; legendär die Geschichte, als er vor dem Spiel gegen Wiesbaden vor lauter Aufregung in den Mannschaftsbus kotzen musste. Viel schlimmer allerdings war sein Schisser-Gehabe im Spiel gegen Leipzig, als er nach dem Ausgleich durch Jatta das Momentum nicht erkannte und ihm der Mut fehlte, sofort ein oder zwei Stürmer einzuwechseln und All-In zu gehen. Leipzig war damals haushoher Favorit und hätte das Spiel so oder so gewonnen, aber selbst für den gesamtdefektiösen HSV gelten die Pokalgesetze und in der Phase direkt nach dem 1:1 entwickelte sich tatsächlich ein Spiel auf Augenhöhe, was der HSV mit etwas Glück sogar hätte gewinnen können. Das Publikum spürte genau, dass man nach dem Wirkungstreffer sofort hätte nachlegen müssen, bevor Leipzigs Angriffs-Maschinerie wieder ins Rollen kommt. Ich bin wirklich nicht verdächtig, Anhänger des technisch limitierten Quoten-Flüchtlings zu sein, aber in der Szene hatte Jatta sein One-Hit-Wonder. Das ganze Stadion drängte in der Folge darauf, dass Hwang und Wintzheimer eingewechselt werden, aber der Hannes hatte die Hosen voll und traute sich nicht und so verpuffte die Hoffnung auf eine Sensation durch einen paralysierten Übungsleiter und Leipzig konnte sich in der Halbzeitpause wieder fangen. Bezeichnend, dass dann ein dicklicher Maltafuß und späterer Suff-Unfallverursacher ohne Führerschein namens Janjicic den Traum durch sein dümmliches Eigentor gepflegt beendete. Aus die Maus.

Saison 2019/20: Zweite Runde im Pokal. Zweites Heimspiel gegen Stuttgart innerhalb von drei Tagen. Der Anfang vom Ende der Amtszeit des bocklosen Sprücheklopfers und Vereins-Gärtners Dieter „Schnappi“ HecKing. In einem schlimmen Anfall von Dummheit und Arroganz tauschte der empathielose Übungsleiter die halbe Mannschaft aus, nachdem diese den Mitfavoriten zuvor noch mit 6:2 besiegt hatte und sprengte dadurch das Mannschaftsgefüge, indem er die erfolgreichen Spieler durch Nichtaufstellung bestrafte. Unerträglich auch seine schwachsinnigen Ausführungen, dass man durch das Ausscheiden im Pokal ja Körner für die Rückrunde sparen würde. Was für ein inkompetenter Totalversager.

Saison 2020/21: Erste Pokalrunde gegen Dynamo Dresden. Erstes Pflichtspiel für den agendagetriebenen Inklusionsfanatiker Daniel Thioune. Wir haben die Phantasie, darauf einzahlen, eklig spielen, durchschnaufen, Platzzeit, Quality Time, das macht was mit mir, bla bla bla. Natürlich konnte man nicht wissen, dass die Drittliga-Truppe aus Dresden den HSV fressen und wieder auskotzen wollte. Und natürlich musste man Simon Terodde bis zur 60. Minute auf der Bank versauern lassen und dafür Maltakappe Gjasula und Kampfschwein Leistner einfach mal reinwerfen. Und natürlich musste man bei der Gelegenheit auch noch Bobby Wood Platzzeit verschaffen und zum Spielende noch ganz nebenbei das Mutzel-Juwel Amaechi gepflegt enteiern. Als gefühlt einziger HSV-Anhänger unter 10.000 seltsam sprechenden Sachsen konnte ich mich der Faszination des Abschlachtens des großen HSV kaum entziehen. Die rundum gelungene Städtereise nach Dresden zeigte unmissverständlich auf, was sich im Trainingslager in Bad Häring schon angedeutet hatte: Der HSV war für Herrn Thioune eine Nummer zu groß.

Saison 2021/22: Zweite Pokalrunde auswärts gegen Nürnberg. Chefcoach Tim Walter. Ja gut äh…

 

Das Momentum war da und Sie haben es verkackt, Herr Wolf. ENDE