++++++Sondersendung+++++

Wenn man beobachten kann, dass ein Spieler wie Faride Alidou mit gespielten 491 Minuten in der zweiten Bundesliga seit fast einer Woche die Schlagzeilen in einer Stadt wie Hamburg beherrschen kann, kann man sich ausmalen, an welchem Punkt ein Verein wie der HSV inzwischen angekommen ist. Ein Verein, für den vor nicht allzu langer Zeit Spieler wie van der Vaart, Ze Roberto, van Nistelrooy, Petric, Adler etc. spielten, definiert sich mittlerweile über die „Künste“ eines von ihm selbst offenbar verkannten Nachwuchskickers aus Hamburg-Wilhelmsburg mit angeblich zweifelhaftem Charakter. Lustig ist, dass dieser vom Verein und seinen angeschlossenen Medien verbreitete „zweifelhafte Charakter“ erst in dem Moment zum Tragen kam, als abzusehen war, dass Alidou seinen auslaufenden Vertrag wohl nicht verlängern und sein Glück ablösefrei in der Bundesliga versuchen würde. Hätte der junge Mann sein Arbeitspapier vor drei Wochen zu günstigen Konditionen (für den Verein natürlich) verlängert, so könnte man nun in der Hansestadt mit Sicherheit lesen, dass er in seiner Freizeit alte Omas über die Straße führt und große Teile seine Salärs an seinen Heimatverein spendet. Warum nur erinnert mich dieses ekelhafte Verhalten der Medien an Spieler wie Demirbay, Tah oder gar Calhanoglu? Alidou selbst wäre gut beraten zu beobachten, was mit genau diesen Spielern bei ihrer Rückkehr ins Volksparkstadion passiert ist, ich sage mal: Narey, Arp etc. 

Aber – die Verlautbarungen erzielen ihre Wirkung, denn binnen weniger Wochen wurde aus DEM Hoffnungsträger des HSV ein verzogener Söldner, dem man wahlweise eine Briefmarke auf den Hinter kleben und nach Frankfurt schicken sollte oder aber auch für ein paar Mark fuffzig schnell noch in der Winterpause vom Hof jagen sollte. So schnell geht das, wenn Verein und Medien „ihre Arbeit“ machen und vergessen, dass dieses Spielchen Profifußball heißt. Komisch, dass kaum einer darauf hinweist, dass der Spieler selbst vor der Saison seinen auslaufenden Vertrag zu albernen Konditionen verlängern wollte und dabei beim Verein (auf Anraten des Herrn Hrubesch) abblitzte. Nun aber soll der Spieler eben diesem Verein doch so unendlich dankbar sein und auf ca. 80% seines zukünftigen Gehalts verzichten? Habt ihr eigentlich noch alle Latten am Zaun? Wie aber der wirklich dümmes Pöbel (Dank ans Hamburger Auftragsblatt) meint, den Fall aus seiner bescheuerten Sicht beleuchten zu müssen, kann man seit gefühlten 6 Tage im Insolvenzblog bewundern. Die niedlichste Stilblüte ist meiner Meinung nach diese: 

Bei deinem alten Arbeitgeber spielst du regelmäßig, bist einer der das Publikum fasziniert und sammelst Woche für Woche Erfahrung. Ausserdem können dich so potenzielle neue Vereine sehen und dein Marktwert steigt. Ist dir das Risiko es Wert dann nimm die 900000€ und hoffe das du dich durchsetzt. Bist du bereit für den ganz großen Erfolg hart zu arbeiten und glaubst du an deinen Trainer und deine Stadt die dich bis hierher begleitet hat dann bleib und werde ein großer in zwei Jahren. Dann wirst du stolz sein und Hamburg wird stolz auf seinen Alidou sein und sagen , der Junge kommt aus Hamburg.

Genau. Gut, dass diese Mentalamöbe nicht als Spielerberater oder als Lehrer, sondern maximal bei der Winsener Stadtreinigung arbeitet, denn die Blogwurst meinte sogar noch, dass er exakt dies „seinen Söhnen empfehlen würde“. Ich kann nur hoffen, dass seine Söhne (so es sie denn überhaupt gibt) etwas weniger an Blutarmut zwischen den Ohren leiden als ihr verblödeter Erzeuger. Auf der andere Seite würde mich interessieren, was der Vogel zum Fall Onana sagen würde, denn der junge Mann kam ablösefrei aus Hoffenheim, wurde dort zuvor drei Jahre lang ausgebildet und brachten den Hoffenheimern keinen Cent. Ob die Schmeißfliege Herrn Onana auch geraten hätte, „an den Trainer zu glauben, damit die Stadt Sinnsheim stolz auf ihn ist“, ist nicht überliefert, darf aber bezweifelt werde. 

Sorry, aber es ist im Jahr 2021 immer noch außerordentlich erschütternd, dass einige Vollpfosten aus purer Vereins-Blindheit immer noch nicht realisieren wollen, um welches Geschäft es hier geht. Alidou macht alles richtig, wenn er jetzt nach Frankfurt oder wo auch immer in die erste Liga hingeht, das Geld einsteckt und den HSV HSV sein lässt. Frankfurt (oder ein anderer Klub) machen ebenfalls alles richtig, denn sie gehen kein Risiko ein. Sie bekommen einen deutschen U20-Nationalspieler für kleines Geld und wenn er sich durchsetzt, ist alles bestens. Wenn nicht, haben sie (für Bundesliga-Verhältnisse) kaum etwas verloren, also warum nicht spielen? Der HSV aber hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass hier ausschließlich Flachzangen arbeiten. Denn man hat trotz eines Sportvorstandes, eines Sportdirektors, eine Chef-Scouts und eines Hrubesch verpennt, diesen Spieler für kleines Geld an den Verein zu binden. Ein erneuter Beweis dafür, dass die Pfeifen dort im Volkspark wirklich absolut gar nichts können. Außer vielleicht die Hofberichterstatter zu schmieren….

Ende.