++++Sondersendung++++

Der Fall ist (bisher) einmalig, wird es aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bleiben.

Als Opoku Richtung Eckfahne geht, brüllt ein Fan in der fünften Reihe: „Du Affe kannst eh keine Ecken schießen!“ Schiri Nicolas Winter (29) unterbricht die Partie sofort. Nach 30 Minuten wird sie ganz abgebrochen!

Das Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück wurde abgebrochen, weil ein Spieler rassistisch (in diesem Fall als Affe) beleidigt wurde, weil Affenlaute zu hören waren. Richtig so. Allerdings viel zu spät. Ich kann mich an Zeiten im Volksparkstadion erinnern, da wurde Oliver Kahn (übrigens ein Weißer) mit Bananen beworfen. Da wurden türkisch-stämmige Spieler als Kanacken bezeichnet und „Neger“ war für einen dunkelhäutigen Spieler noch eher eine freundliche Bezeichnung. Damals wurden keine Spiele abgebrochen, warum werden sie es heute? Weil das Maß voll ist? Weil die #Blacklivesmatter-Bewegung ihren Weg auch (endlich) nach Deutschland gefunden hat? Im Grunde ist es egal, denn Rassismus darf und sollte in unserer Gesellschaft keinen Raum mehr bekommen dürfen. Und doch bleibt die Frage, wo zukünftig die Grenzen gezogen werden sollen, denn es wird immer ein paar Flachwichser geben, die eben genau diese Grenzen ausreizen werden. Wenn beispielsweise ein weißer deutscher Spieler als „dummes Arschloch“ oder „Schwuchtel“ bepöbelt wird, wird dann in Zukunft auch abgebrochen oder ist es zu tolerieren, dass Fans zwar homophob, aber nicht rassistisch veranlagt sein dürfen? 

Aber die Geschichte geht weiter. Mal angenommen, ein Verein liegt mit 0:3 zurück und ein „Fan“ des zurückliegenden Vereins kommt auf die glorreiche Idee, durch rassistische Äußerungen einen Spielabbruch herbeiführen zu wollen, was passiert dann? Wird das Spiel wiederholt? Wird der Verein, dessen Trikot dieser Idiot trägt, mit Strafe und Punktabzug bestraft, obwohl der Verein selbst gar nichts für seine Fans kann? Oder etwa doch? In Zeiten von Wett-Manipulation und Schiedsrichter-Bestechung, ist es da nicht sogar möglich, dass einzelne Zuschauer extra engagiert werden, um einen Spielabbruch zu provozieren, wenn es das Spielergebnis hergibt? Nein, Freunde der serbischen Bohnensuppe, so einfach ist das alles nicht. Einfach mal ein Spiel abbrechen, allgemein empört zu sein, das Spiel zu wiederholen und alles ist supi-endgeil, das wird nicht funktionieren. Der Fußball, und nicht nur der, braucht klare Regeln, aber vor allem müssen die Vereine proaktiv an ihren Zuschauern arbeiten. Null Toleranz für rassistisch-auffällige Anhänger, lebenslange Stadionsperren (bundesweit), drastische Geldbußen, klare Kante. 

Natürlich war der HSV, der den betroffenen Spieler Opoku nach Osnabrück verliehen hat, einer der ersten Klubs, die sich via Twitter unendlich empört und bedingungslose Solidarität mit dem Spieler geäußert hatten, dabei war es ausgerechnet im Volksparkstadion in letzter Zeit vermehrt zu ekelhaften Ausbrüchen eigener Fans gekommen. Fliegende Bierbecher, Beleidigungen von Ex-Spielern, auch rassistische Äußerungen, also nicht besser und nicht schlechter als das, was in Duisburg abgelaufen ist. Aber man kann natürlich mit gespielter Empörung für sich selbst Punkte machen, anstatt den eigenen Saustall auszumisten. Ne, kein Verein ist frei von solchen Spacken und keiner kann sich hinstellen und mit dem Finger auf andere zeigen. Aber jeder Verein kann daran arbeiten und kann unmißverständliche Regeln aufstellen. Die sollten dann aber wirklich für alle gleichermaßen gelten. Für Rassisten, für Homophobe, für den gesamten Pöbel (Dank an das Hamburger Auftragsblatt).

Ende.