Ich lese immer wieder, besonders natürlich dann, wenn die Tage länger und der KSV erfolgloser wird, die Frage nach einer kritischen medialen Begleitung und warum dies eigentlich in jedem Jahr zu spät geschieht. Wenn wirklich jeder Hirnlosen erkennen kann, dass irgendwas falsch läuft, ist es zu spät für tiefgreifende Analysen oder gnadenlose Abrechnungen, so etwas müsste dann passieren, wenn die Dinge passieren und nicht, wenn es zu spät ist. Doch warum passiert das nicht? Eine Antwort darauf ist relativ einfach (neben der zweiten, nämlich dass die Berichterstatter persönlich profitieren):

Hallo Jörg, die Hamburger Sportjournalisten sind in ersten Linie alles Hardcore Fans vom HSV,und so schreiben Sie auch. Objektive Meinungen sind hier nicht erwünscht, hier wird nur das subjektive Meinungsbild vertreten. Ich habe ich so meine Erfahrungen gemacht mit diesen Herren.

Exakt so ist es, ich habe es selbst mehr als einmal am eigenen Leib gespürt. Die Vögel dort am Trainingsplatz sind keine Journalisten, es sind schreibende Fans und als Fan ist man per se nicht in der Lage oder Willens, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Im Gegenteil, als Fan verteidigt man sein Idol gegen alle Widerstände, sei es auch noch so hinrissig. Natürlich kommt dann und wann die Enttäuschung durch und dann sieht die Kritik am darauffolgenden Tag auch teilsweise ausgesprochen schrill und emotional aus, aber das ist am nächsten Tag auch wieder vergessen und dann muss Zuversicht versprüht werden. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn auch ich war so drauf, als ich noch Fan dieses Vereins war. 

Ich habe wirklich jede sportliche Klatsche, jede Entscheidung und jeden Trainer und Spieler bis aufs Blut verteidigt und Kritiker bekämpft. Selbst dann, wenn ich wusste, dass sie eigentlich richtig lagen. Aber niemand hatte das Recht, meinen Verein zu kritisieren. Das gab sich erst zu dem Zeitpunkt, als ich Einblick in die Machenschaften hinter den Kulissen bekam. Als ich mich und meine Leidenschaft für diesen Verein nach fast 40 Jahren pervertiert sah und merkte, dass nicht nur ich, sondern auch die anderen Fans von diesem Klub vorsätzlich verarscht werden. Von dem Moment an, als meine Fan-Brille runtergerissen wurde, war ich in der Lage, die Dinge so zu sehen und auch zu benennen, wie sie tatsächlich sind und nicht, wie sie sein sollten. Von einem (Hardcore)-Fan kann ich niemals und zu keinem Zeitpunkt eine objektive Sicht erwarten, das schließt sich aus. 

Für mich bleibt dagegen nur die eine Frage: Wenn ich durch die Möglichkeit auf einen Blick hinter die Kulissen „geheilt“ werden konnte, warum können es die Hofberichterstatter, die deutlich mehr über die Verfehlungen wissen (sollten) als ich dann nicht? Wie kann ich immer noch Fan sein und wie ein Fan schreiben, wenn ich doch weiß, was für eine Scheiße dort läuft? 

Einm Bespiel für kranken Pseudo-Journalismus gefällig? Die Benotung bzw. die Leistungsbewertung von Ganzkörperkrampf Wagnermann und von KSV-Berufsmaskottchen Tom Mickel durch den Insolvenzblogger Münchhausen „de Vrij van Gaal Rajkovic Eidgenosse Spendenbeschiss Relaunch 24/7“ Scholz. Rechtsverteidiger Wagnermann könnte vermutlich auch auf allen Vieren über den Platz kriechen, Münchhausen würde ihm mit Spontanerektion eine Bestnote verleihen. Tom Mickel muss sich nur unfallfrei umziehen können und er ist automatisch der zweitwichtigste Mann im Dorf. Während bei Mickel davon ausgehen kann, dass die beständigen unrealistischen Jubelgesänge ein Resultat für die Bereitschaft der Zusammenarbeit bei mehreren Trainingslagern ist, könnte man im Fall Wagnermann auf die Idee kommen, dass dessen Berater den einen oder anderen Euro rüberwachsen lässt, damit ihn der Loser in die Bundesliga labert. Ihr meint, sowas gibt es nicht. Oh doch, sowas gibt es durchaus, habe ich selbst erlebt.