Schon aufgefallen? Egal, was passiert, Tommy Walter findet alles super endgeil, was „seine Jungs“ abliefern. Egal, wie sehr Daffeh den Stolperjochen spielt, egal wie oft Robby Glatzel-Mützel die nächste 1000%ige verdaddelt. Walter findet alles toll, er sucht die Fehler nach nicht gewonnen Spielen oder verkackten Aufstiegen stets bei Anderen, gern bei den Unparteiischen oder auch beim VAR. Seine eigenen Spieler jedoch nimmt er zu 99% von jeglicher Kritik aus, er stellt sich sowohl vor, wie auch hinter die Mannschaft. Warum? Nun, so erzeugt man bei einem Team das Gefühl, dass der Coach das Kollektiv stützt, dass er seine Spieler nicht den Fans oder den Medien zum Frass vorwirft, dass man sich der Unterstützung des Übungsleiters sicher sein kann. Die Medaille hat jedoch bekanntlich zwei Seiten und die andere Seite sieht so aus, dass Walter sich mit dieser Tour natürlich auch ständig selbst aus der Kritik entfernt, ihn trifft niemals irgendeine Schuld, er verteidigt ja „die Farben des Vereins“ (was für eine selten dämlich Wortschöpfung vom Heimschläfer Judas Bildt, die nun auch sein Lover Tommy übernommen hat). Man selbst macht also alles richtig und der verdiente Erfolg wird lediglich durch die nicht vorhandene Leistung externer Versager verhindert. 

 

 

Klar, so macht man sich beliebt. Beliebt bei der Mannschaft, beliebt bei den verblödeten Anhängern, die bereits im Vorfeld ein mögliches Versagen an der Leistung des angesetzten Schiedsrichters festmachen wollen, selbsterfüllende Prophezeiung sozusagen. Problem ist dabei nur: Man schafft ständig eine Ausrede für Minusleistungen und nicht vorhandene Entwicklung, weil man sich ja keiner Schuld bewusst ist. Die Spieler wissen, dass sie keinerlei kritischen Töne zu befürchten haben, selbst dann nicht, wenn sie den größten Scheißdreck zusammenkicken. Am Ende schafft man mit dieser Tour eine Wohlfühloase, in der sich jeder sicher sein kann, aber von niemandem nachhaltige Leistung erwartet wird. Denn: Sollte es wieder einmal in die Hose gehen, waren alle Schuld, aber garantiert nicht Trainer und Spieler. 

Fakt ist: Auch die aktuelle Saison wurde/wird wieder einmal viel zu rosig gesehen, sie es in der Tat nicht. Klar, man hat 25 Punkte aus 12 Spielen gesammelt, aber die Frage nach dem „wie“ wird wie immer nicht gestellt. Der KSV hat in 12 Spielen gerade einmal 17 Tore erzielt,  das ist Tabellenplatz 10 in der Liga. Mit 10 Gegentreffern rangiert man auf Platz 2, was aber auch der äußerst defensiven Spielweise der meisten Gegner geschuldet ist. 2:0, 0:1, 1:0, 2:0, 1:2, 2:0, 1:0, 3:2, 2:0, 2:1, 1:1, 0:3. Tatsächlich überzeugt hat die Mannschaft gegen Düsseldorf, nahezu alle anderen Spiele hätten mit ein bißchen weniger Glück auch genau andersherum ausgehen können. Was ich meine: Obwohl man die mit Abstand teuerste Mannschaft hat, die mit mehr Geld gepimpt wurde, als alle anderen Zweitligavereine zusammen ausgegeben haben, ist man maximal auf das Spielglück angewiesen und genau das dürfte bei diesen Investitionen nicht sein. Man agiert in jedem Spiel auf der Rasierklinge und sollte sich das Momentum einmal verändern (wie gegen St. Pauli) ist man ohne Spielglück nicht in der Lage, die Begegnungen für sich zu entscheiden. Es fehlt trotz aller Ausgaben an Klasse, es fehlt an Durchschlagskraft, es fehlt an Mentalität. Vor allem aber fehlt es an Selbstkritik. 

q.e.d.

„Wir haben die Chance, die Niederlage schnell abzuschütteln, sagte Chefcoach Walter, der sein Selbstbewusstsein auch nach dem 0:3 nicht verloren hatte. „Ein Mal sehen wir uns noch im Rückspiel“, sagte Walter nach der Pressekonferenz zu seinem Kollegen Timo Schultz, den er in der kommenden Saison nicht erneut treffen will. 

Genau. Alles sofort abhaken, auf die Zukunft verweisen und demonstrieren, dass man doch eigentlich alles richtig gemacht hat, bis auf die rote Karte natürlich. Zumeist ist das Ganze dann noch garniert mit einer mehr oder weniger verklausulierten Kritik an den Schiedsrichtern, dem Kölner Keller, der DFL, den gegnerischen Fans und Joe Biden. 5% Aufarbeitung und 95% Verdrängung, das wird, sollte man daran nichts ändern, wieder in die Hose gehen. Weitere Kostprobe gefällig?

Eine, die Daniel Heuer Fernandes nicht fürchtet: „Wir wissen, dass wir schon viel gemeinsam erreicht haben. Die Enttäuschung nach einem Derby ist natürlich noch größer als normal, aber wir haben keine Zeit dafür. Nach einem Tag sind wir wieder da, und wir haben am Dienstag wieder etwas vor.“ (kicker)

Das, lieber Herr Feuer Hernandes, ist exakt euer Problem, ihr meint, ihr hättet etwas erreicht. Falsch, ihr habt absolut nichts erreicht. Ihr seid nach diversen Anläufen und Versuchen endlich aus der Bundesliga abgestiegen und habt es viermal in Folge nicht geschafft, mit einem Top 3-Etat wieder aufzusteigen. Das nennen sie, lieber Herr Feuer Hernandes, „etwas erreicht“ zu haben? Eure permanente Selbstzufriedenheit steht euch mindestens so sehr im Weg wie eure taktische Unflexibilität, euer spielerisches Unvermögen und eure Arroganz. Euer Trainer-Simulant will grundsätzlich und sturköpfig „sein Ding druchziehen“, um zu kaschieren, dass er eben keinen anderen Plan hat als das Sparkassen Tiki-Taka, welches euch immer wieder in die Bredouille bringt.