Am Sonntag treffen der KSV und Magdeburg aufeinander. Einen kleinen Spruch konnte sich Tim Walter nicht verkneifen, als er am Freitagnachmittag um 14.27 Uhr den Pressekonferenzraum im ersten Stock der Haupttribüne des Volksparkstadions betrat. „Die Euphorie bei den Reportern war aber auch schon mal größer“, sagte der HSV-Trainer und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wir hatten in der Liga zuletzt ein Unentschieden und eine Niederlage. Den Pokal klammere ich aus“, sagte Walter. Bei allen wirtschaftlichen Gegensätzen: Eines haben Tim Walter und sein Konterpart Christian Titz (51), der in der Saison 2018 mit dem HSV abgestiegen ist, gemeinsam. Sie lieben es, wenn ihre Mannschaft den Ball hat. Magdeburg hat im Schnitt 60 Prozent Ballbesitz – so viel wie keine andere Mannschaft im Bundesliga-Unterhaus. Der HSV rangiert mit knapp 59 Prozent direkt dahinter. „Christian macht einen guten Job. Er ist mit Magdeburg aufgestiegen, hat dort eine Identität reingebracht. Das gibt es nicht mehr so häufig im Fußball. In der Zweiten Liga kann dir jeder das Leben schwer machen, egal ob Aufsteiger oder arrivierter Zweitligist. Wir müssen unsere PS auf die Straße bringen“, erklärte Walter.

 

 

 „Der Weg, den wir bisher gegangen sind, hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Dass wir aus negativen Situationen – wie auch aus positiven – unsere Lehren ziehen, sieht jeder. Wir wären ja dumm, wenn wir das nicht tun würden. Wir stehen für etwas und werden unseren Weg weitergehen. Wir wollen besser werden und arbeiten situativ im Detail“, sagte Walter. „Wir haben in den vergangenen beiden Wochen zu viele Gegentore bekommen und müssen daran arbeiten, weniger Ballverluste im Mittelfeld zu haben. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, auch mit dem Spiel mit dem Ball und den Kontersituationen, die wir besser ausspielen müssen. Am Ende siegt die Effizenz. Wir müssen die Fehler, die der Gegner auch macht, konsequenter ausnutzen“, forderte Walter. Ob die Kontersituationen gegen Magdeburg von Topstürmer Robert Glatzel verwertet werden können, ist nach wie vor völlig unklar. Der 28-Jährige laboriert seit knapp einer Woche an hartnäckigen Rückenproblemen, die am Freitag dafür sorgten, dass der gebürtige Münchner nicht am vorletzten Training vor dem Magdeburg-Spiel teilnehmen konnte. „Mal wird es bei ihm etwas schlechter, mal etwas besser. Er versucht, sich durchzuquälen, deshalb sieht es bei ihm etwas behäbig aus. Wenn er am Sonntag nicht das Gefühl hat, uns zu einhundert Prozent helfen zu können, hat es keinen Sinn“, erklärte Walter.

 

 

Ohnehin will der Coach nicht öffentlich jammern, dass neben Heyer mit Bakery Jatta (Bänderriss), Tim Leibold (Muskelfaserriss) und Sebastian Schonlau (Rotsperre) weitere namhafte Spieler ausfallen. „Dann müssen es die machen, die spielen können. Wofür habe ich einen großen Kader, wenn ich es ihnen nicht zutrauen würde? Ich scheue nicht davor, junge Spieler reinzuwerfen. Ob Tom schon am Sonntag dabei sein wird, werden wir sehen. Er kann immer eine Option sein. Wenn er dabei ist, geht es darum, mutig zu sein. Und Mut wird Tom haben. Er wird Sonnabend trainieren, dann entscheiden wir“, so der HSV-Trainer. Bei Titz, soviel lässt sich erahnen, dürfte das am Sonntag anders sein. Im März 2018 übernahm der 51-Jährige das Amt als HSV-Cheftrainer von Bernd Hollerbach und hauchte den am Boden liegenden Hamburgern im Abstiegskampf tatsächlich neues Leben ein. Titz, zum damaligen Zeitpunkt von der U21 hochgezogen, hatte keine Scheu davor, vermeintlich große Namen auf die Bank zu setzen und seine Spielidee zu implementieren. Plötzlich spielte der Torwart als dritter Innenverteidiger im Spielaufbau eine zentrale Rolle, Ballbesitz war klar erwünscht. Ein neuer Ansatz im Volkspark, der gut ankam.

„Wir haben darüber nachgedacht. Als Teambuilding wäre das eine wahnsinnige Geschichte gewesen“, sagt Göbbels vier Jahre später. Der 46-Jährige sitzt im Abendblatt-Podcaststudio und spricht in der 143. Ausgabe von „HSV – wir müssen reden“ über die Abenteuer-Idee. „Das ist ein Stachel, der bei Christian noch sehr tief sitzt“, sagt Göbbels, der zwar von Titz zum HSV geholt wurde, zusammen mit Co-Trainer André Kilian aber auch unter Wolf bleiben durfte. Den Aufstieg schafften Titz und Kilian stattdessen in diesem Jahr mit dem FC Magdeburg. Nun kommt es zum Wiedersehen. „Das ist für Christian ein ganz großes Spiel“, sagt Göbbels. „Ich weiß, dass er diesen Verein noch liebt. Er wollte wieder aufsteigen und eine Ära prägen.“

(Quelle: Auftragsblatt und Mopo)

Arbeitsaufwand für diesen Bolg: handgestoppte 7:32 min.

In diesem Sinne…