Ich habe mir fest vorgenommen, absolut nichts von dieser sogenannten Fußball-WM zu konsumieren und ich werde mich daran halten. Dennoch an dieser Stelle ein paar (hoffentlich) letzte Worte über diese sogenannte Veranstaltung, gegen die ein Formel 1-Rennen in Doha wie der Karneval in Rio wirken wird. Fußball lebt von Emotionen und nicht von Profit, dies ist das vielleicht wichtigste Learning, welches man sich in dieser Zeit gönnen sollte. Man kann Begeisterung und enthusiastische Fans nicht kaufen oder bestellen, man kann Positivität nicht durch gesponsorte Reisen und Taschengeld erzwingen. Die WM in Katar war schon tot, bevor sie jemals lebte und im Gegensatz zu vielen anderen, die (aus welchen seltsamen Gründen auch immer) meinen, man hätte 2011, bei der Vergabe, etwas tun sollen, jetzt sei es zu spät, finde ich, man sollte dieses Event größtmöglich ausblenden. Insofern finde ich es auch unfassbar heuchlerisch, wenn man selbst öffentlichkeitswirksam und im Sinne des Zeitgeistes auf die Meisterschaft einprügelt, um denn von einen leicht alkoholisierten „Blogfreund“ darüber berichten zu lassen.

Aber heucheln gehört heute wohl dazu, wie man an dieser widerwärtigen Figur Infantilo unschwer erkennen kann. Seine PK vor der Eröffnungsfeier war an Menschenverarchtung und Arroganz nicht mehr zu toppen und doch zeigte sie überdeutlich, wie der Hase heutzutage läuft. Wird man heute beim Bescheissen erwischt, schüttelt man sich zweimal, schweigt 2 Tage und macht dann weiter, als wäre nichts gewesen. Schlechte Gewissen oder gar Reue sind ausgestorben, weil nicht mehr notwendig. Im Gegenteil, die Betrüger lachen offen über die Betrogenen und vermitteln den Eindruck, als wollten sie sagen: „Ihr könnt mich alle mal, ihr seid doch nur zu dämlich zum bescheißen. Regt euch doch künstlich auf wenn ihr wollt, meine Geldbörse ist im Gegensatz zu eurer randvoll und zwar mit eurem Geld“. So macht es ein FIFA-Präsident, der tatsächlich noch korrupter ist als sein Vorgänger Blatter, so macht es ein Trump und so macht es am Ende auch ein Judas Bildt. „Denkt doch über mich, was ihr wollt, aber ich gehe mit vollen Taschen aus dieser Nummer hervor. Herzlichen Glückwunsch, dass ihr die Moral auf eurer Seite habt, ich aber bin jetzt reich“. 

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass man jetzt noch mit „One love-Binden“ oder irgendwelche scheinheiligen Aktionen etwas in diesem Teil der Welt ändern kann, am Ende wirken all diese Aktionen auf mich wie Alibi. Meinen Beitrag leiste ich, indem ich keine Sekunde dieser bier- und emotionslosen Veranstaltung in einem Land, welches im Mittelalter stehengeblieben ist, konsumiere und mit Konsumverzicht trifft man meiner Auffassung nach ausgerechnet diejenigen am besten, die den Dreck bezahlen. Die heuchlerischen Sponsoren, die viel Geld investierten (z.B. Budweiser) und auf reichlich Reichweiten verzichten müssen, je mehr potenzielle Zuschauer ausschalten. Am Ende des Tages kann man Binden in allen Farben des Planetens tragen, aber verändern kann man diese Personen nur, wenn man ihnen den Zugang zu dem abschneidet, was sie mehr lieben als den Sport, den sie angeblich unterstützen. 

Geld.

Bezeichnend, was die ZEIT zu diesem Thema schreibt. Unter der Überschrift „Die WM, die der Fußball verdient hat“ erklärt man: 

Die Fifa hat viel getan, um den Fußball weniger schmackhaft, gar ungenießbar zu machen. Katar hat kräftig mitgewürzt. Dass der Gastgeber auch noch bereit ist, die Leidenschaft, die der Fußball trotz allem auch bei diesem Turnier entfachen könnte, zumindest teilweise einzukaufen, verwundert nicht – und verstört trotzdem. Dabei gab es die WM 1978 im folternden Argentinien, Olympia 2008 im unterdrückenden und 2022 im internierenden China, die WM 2018 im kriegführenden Russland. Und gekauft waren die jüngsten Weltmeisterschaften wohl alle.

Es ist wie die von einigen angestrebte Super League, bei der es nicht mehr um den Sport, sondern nur noch um die Kohle geht. Es wirkt wie eine MMA-Meisterschaft im Museum für Kunst und Gewerbe oder Eistanz unter den Pyramiden. Deplatziert, kurios, lächerlich und so offensichtlich gekauft, dass einem das große Kotzen kommt. 

By the way, der Gipfel der Heuchlerei ist wieder einmal durch den KSV besetzt worden, dessen Medienabteilung gerade rechtzeitig vor der WM noch eine lächerliche Stellungnahme auf den Weg bringen musste. 

https://www.hsv.de/news/stellungnahme-des-hsv-zur-fifa-wm-2022-in-katar