Tatsächlich, die vier Wochen sind schon wieder vorbei? Fühlte sich irgendwie kürzer an, finde ich. 64 Spiele,  bedeutet 5.760 Minuten Fußball, ohne Verlängerung und Elfmeterschießen wohlgemerkt. Hätte man alle Spiele (wie gesagt, ohne Extra time und Elfer) nacheinander gesehen, man hätte mehr als 4 Tage ununterbrochen vor dem TV gesessen. Ich habe, wie angekündigt, nichts davon getan und das, obwohl hier in Australien absolut jedes Spiel live gezeigt wurde und an den darauffolgenden Tagen jedes Spiel mehrfach in voller Länge wiederholt wurde. Irgendwie lustig, dass in einem Land, welches eher dem Footie, Cricket oder Rugby zugetan ist, die Grundversorgung um ein Vielfaches ausgeprägter ist als im angeblich so Fußball-verrückten Deutschland. Man kann also unschwer erkennen, es war nicht leicht, all dem aus dem Weg zu gehen, aber es ist mir im Wesentlichen gelungen. Ab und zu bin ich mal in eine Zusammenfassung gezappt, aber ich habe von keinem Spiel live mehr als 5 Minuten gesehen und auch dann nur mit einem Auge. Die Erklärung ist einfach: Es interessiert mich einfach nicht. 

Hat mir etwas gefehlt? Definitiv nein. Natürlich habe ich in den Zeitungen via Internet einige Überschriften konsumieren müssen, aber hat es „etwas mit mir gemacht“, als ich las, dass die deutsche Nationalmannschaft trotz eines Sieges im letzten Gruppenspiel ausgeschieden war? Nein. Hat es mich interessiert, dass Messi erstmal in seiner Karriere Weltmeister geworden ist? Weniger als Null. Dieses Spiel hat schon seit Jahren seinen Zauber für mich verloren und eine WM, die nach Katar vergeben wurde, weil die Scheichs diesmal am Meisten bezahlt haben, tut ihr Übriges. Heute kann ich mir kaum noch vorstellen, wie es war, als ich Stunden vor einem Spiel gefiebert habe, gerechnet habe und zutiefst enttäuscht war, wenn etwas nicht so lief, wie ich es mir erhofft hatte. Keines dieser Gefühle wird heute noch durch diesen Sport ausgelöst und ein überführter Dopingsünder nach einem überführten Identitätsbetrüger bestärken mich jede Minute in meiner Überzeugung, dass der Fußball von heute, wie die meisten professionell bertriebenen Sportartten, seine Magie durch Dollars ersetzt hat. Und es wird schlimmer, die nächste WM wird deutlich länger, es werden neue (Geld erzeugenden) Ligen aufgesetzt und jedes Endspiel wird noch schneller vom nächsten Endspiel eingeholt. 

Es ist knapp eine Woche her, dass Argentinien die Franzosen im Elfmeterschießen schlug, aber interessiert es heute noch irgendjemanden? Dies ist die Folge der Reizüberflutung, die errungenen Triumphe sind ausgesprochen kurzlebig und der Held von gestern kann morgen bereits der Loser sein. Legenden wird man so jedenfalls keine mehr bilden, dafür reicht die Zeit nicht. Mir geht es nach vier Wochen ohne WM jedenfalls bestens, ich habe nichts vermisst und bin sicherer als je zuvor, dass meine Entscheidung die richtige war.