Meinung

Ich finde die Entwicklung bedenklich, wenn ich auch glaube, dass „sich zu entschuldigen“ zum guten Ton dazugehört, es zeugt von Größe und nicht von Schwäche, wenn man bereit und in der Lage ist, einen Fehler zuzugeben. Nur – dafür muss erstmal ein Fehler vorliegen. In Deutschland ist man auf dem besten Weg, eine Entschuldigungs-Kultur zu manifestieren, die am Ende dafür sorgt, dass das ebenfalls wichtige Mittel, die Kritik, abgeschafft wird. Denn heute muss man sich quasi automatisch dafür entschuldigen, wenn man es wagt, irgendwen oder irgendwas zu kritisieren. Kritisiert man das Verhalten einer Frau, ist man misogyn und ein Sexist. Kritisiert man einen Farbigen, so ist man binnen Sekundenfrist Rassist, kritisiert man einen Türken oder Kroaten, ist man ausländerfeindlich. Dabei wird mittlerweile auf den eigentlichen Kritikpunkt gar nicht mehr eingegangen, das Totschlagargument zieht immer und wird natürlich gern von den Tätern gezogen. So wird ganz schnell aus dem Täter ein Opfer und die tatsächliche Tat spielt keine Rolle mehr. 

Damit man mich nicht falsch versteht, ich bin ein absoluter Ablehner von Rassismus, Misogynie oder Ausländerfeindlichkeit, aber es muss doch bitte immer noch erlaubt sein, Kritik zu üben, wenn der Täter kein 45-jähriger weißer Durchschnitts-Deutscher ist. Kritisiert man das Verhalten von Kindern, ist man ein vergrätzter Rentner, der keine Kinder mag. Bringt man zunehmende Gewalttaten (z.B. Silvester) mit Migrationsproblemen in Zusammenhang (obwohl sie erwiesen sind), wird man automatisch in den rechte Ecke gedrängt. Erklärt man, dass man es extrem asozial findet, wenn ein Teenie in einer aufgemotzten Kiste fährt wie ein Irrer, dann ist man neidzerfressen, weil man ein weniger teures Auto fährt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird vom eigentlichen Sachverhalt ablenkt, indem ein vollkommen aus der Luft gegriffener Nebenkriegsschauplatz eröffnet wird. Wenn man den Kopf darüber schüttelt, dass ein in Deutschland mehrfach vorbestrafter „staatenloser“ Palästinenser im Regionalzug 8 Menschen absticht, dann ist man Ausländern gegenüber grundsätzlich feindlich oder zumindest ablehnend eingestellt, dabei stellt man lediglich die Tatsachen fest, was aber in der heutigen Zeit schon zuviel wird. Die Folge: Viele Menschen äußern sich überhaupt nicht mehr, zumindest nicht öffentlich oder mit ihrem richtigen Namen, weil sie nicht wollen, dass der Shitstorm, der eigentlich den/die Täter treffen sollte, woanders auf Land trifft. 

Der Sprung zum KSV? Wenn man Herrn Vuskovic einen Doper nennt, der gesperrt werden sollte, weil er Mitspieler und Gegner betrogen hat, ist man ausländerfeindlich. Wenn man Herrn Daffeh dafür kritisiert, dass er von ersten Tag, an dem er europäischen Boden betreten hat, gelogen hat und es noch immer tut, ist man Rassist. Wenn man die Helldriver Mikelbrencis und Dompè für ihre Rücksichtslosigkeit kritisiert, ist man neidisch auf ihre Karren. Die Taten selbst werden dagegen verniedlicht und kleingeredet, der wahre Fiesling ist der Kritiker. Bei aller Liebe, aber für mich ist das krank. Es muss möglich sein, eine Tat und den damit verbundenen Täter zu kritisieren, ohne, dass man unmittelbar in eine Schublade gesteckt wird, in die man nicht gehört. Im Umkehrschluss werden die Täter wie dumme Jungs hingestellt, die „halt mal einen Fehler gemacht haben“, wer hat das nicht? Ich frage mich, wohin diese Kultur führen soll. 

Was mich bei dieser Thematik besonders auf die Palme bringt, sind zwei Dinge. 

  1. Dieses verklärte Gutmenschentum, welches nach außen für jede Scheiße Verständnis aufbringt, um bloß auf der richtigen Seite zu stehen, während man in den eigenen vier Wänden hetzt, was das Zeug hält.
  2. Der inzwischen Mode gewordene Automatismus. Bevor man seine Kritik zu Ende formuliert hat, kommt der dämliche, automatische und offenbar auswendig gelernte Satz: „Du bist doch (nur)….“

Nie war es einfacher, berechtigte Kritik im Keim zu ersticken.