„Was willst du machen, die machen das doch alle“

Das ist mittlerweile Teil der Argumentation, die einen in der Daffeh-Diskussion begleitet. Es wird gar nicht mehr abgestritten, dass der gambische Maltafuß beschissen hat, es ist nur mittlerweile egal (und akzeptiert), weil es ja alle machen. Wirklich? Ist das tatsächlich so? Muss man heutzutage betrügen, um (bequem) durchs Leben zu kommen? Oder anders ausgedrückt: Ist man im Grunde ein Vollidiot dieser Zeit, wenn man versucht, ehrlich, rücksichtsvoll und korrekt zu sein? Wird man inzwischen belächelt oder veralbert, wenn man sein eigenes Wohl nicht bei jeder Gelegenheit dem Wohl der Anderen oder der Allgemeinheit vorzieht? So nach dem Motto „Wie dämlich bist du denn, dass du nicht genauso bescheißt wie alle anderen?“ Vielleicht habe ich eine andere Erziehung genossen, aber meine Eltern haben mich nicht mit den Worten „Mach dir ein bequemes Leben, bescheiße wo du kannst“ in die Welt geschickt, aber wenn dies heutzutage „zum guten Ton“ gehört (siehe z.B. Insolvenzblogger Münchhausen), dann bin ich fest davon überzeugt, dass dies der Anfang vom Ende ist. 

„Das System ist darauf ausgelegt, dass man betrügen muss“

Wahnsinn. Ist das so? Ich las diesen Satz heute morgen und er macht mich sprachlos, dabei halte ich mich nicht für naiv. Und ich glaube nicht, dass man bescheißen muss, um seinen Status zu halten, ich glaube, man muss bescheißen, wenn man einfach, leicht und bequem durchs Leben rennen möchte. Ohne großen Aufwand, ohne Ausbildung, ohne Mühen. Im Grunde ist dies das Lebensmotto von Drogendealern, die müssen auch nichts können und nichts leisten, die müssen nur gegen das Gesetz verstoßen, um sich ein cooles Luxusleben zu machen. Doch wen genau betrügen diese Menschen eigentlich? Ich höre und lese immer wieder, dass es angeblich der Staat sei, dem man ein Schnippchen schlägt, wenn man sich nicht an die Regeln hält, aber wer oder was ist eigentlich „der Staat“? Ich hatte vor vielen Jahren einmal eine heftige Diskussion mit einem Familienmitglied, dieses meinte, man müsse dies und das machen, dann bezahlt einem „der Staat“ so gut wie alles. Ich habe sie damals gefragt, ob sie wüsste, wer eigentlich „der Staat“ ist und ob sie wüßte, dass „der Staat“ eben kein übergeordnetes Wesen ist, welches Geld kackt. „Der Staat“ wäre ich, ihr Vater, mein Vater und wir alle würden dadurch, dass wir, dämlich wie wir sind, Steuern bezahlen, dafür sorgen, dass sie etwas umsonst bekommt. Wenn man „den Staat“ bescheißt, bescheißt man seine Mitbürger und eben keine abgehobene Organisation. 

Ich möchte nochmal auf Herrn Daffeh zu sprechen kommen und zitiere deshalb aus einem seinerzeit geführten Kicker-Interview.

Manchmal werden Träume wahr, Bakery Jatta ist der Beweis. Der Gambier wuchs ohne Eltern auf, flüchtete im Alter von 17 Jahren 2015 aus seiner Heimat und war nach der gefährlichen Reise eigentlich recht planlos. Doch Jatta hat ein Talent – er kann Fußball spielen. Und zwar so gut, dass er eine Woche nach seinem 18. Geburtstag einen Dreijahresvertrag als Profi beim Hamburger SV unterschrieb. Es ist, so komisch das auch klingt, das erste Mal überhaupt, dass Jatta in einem Verein spielt. 

HSV-Profi ohne Vereinserfahrung: Bakery Jattas Vita ist spielfilmreif.

Wenn der Begriff „Straßenfußballer“ schon mal irgendwann gepasst hat, dann ganz sicher bei diesem Bakery Jatta. Vereine? In seiner Laufbahn nicht existent. „Das gab es dort nicht, höchstens mal am Wochenende konnte man ein betreutes Training mitmachen. Ansonsten waren wir auf uns gestellt, wir haben auf der Straße Fußball gespielt und uns selbst die Dinge beigebracht.“ Mit einer besonderen Methode, wohlgemerkt. Seine Tricks schaute er sich nämlich bei den Großen der Branche ab – im Fernsehen. Dass die Flucht aus Gambia nach Italien über Wüste und Meer mit der Endstation Bremen lebensgefährlich war, klingt unüberhörbar in Jattas Worten mit. Zu den Einzelheiten seiner Flucht schweigt er aber. „Ich wusste, dass ich diesen schwierigen und gefährlichen Weg auf mich nehmen musste, wenn ich die Chance auf eine Zukunft haben wollte. Dafür habe ich viele Gefahren auf mich genommen“, erzählt Jatta im HSV-Interview. (https://www.kicker.de/ich-moechte-einfach-leben_fluechtling-jatta-wird-hsv-profi-653877/artikel )
 
Nichts davon ist wahr, diese Geschichte ist frei erfunden. 
 
Bakery Jatta (* 6. Juni 1998 in Gunjur) ist ein gambischer Fußballspieler. Er spielte zunächst als „Bakary Daffeh“ (* 1995) in Gambia, Nigeria sowie dem Senegal und war gambischer U20-Nationalspieler. 2015 kam er unter der Identität „Bakery Jatta“ nach Deutschland. Seit Juli 2016 steht er beim Hamburger SV unter Vertrag. Die Unklarheit seiner Identität und des Geburtsdatums lösten Kontroversen in den Medien aus, sowie staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen seine Person, Gerichtsverfahren und Einsprüche gegen Spielergebnisse. Das Landgericht Hamburg stellte 2022 fest, dass Jatta und Daffeh „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit“ identisch seien und folgte der Darstellung der Verteidigung, dass sich Jatta in Afrika als drei Jahre älterer „Bakary Daffeh“ ausgegeben habe, um früher am bezahlten Fußball teilnehmen zu können. (Wikipedia)
 
Weder ist der Mann „Straßenfußballer“, noch gab es eine Flucht durch Wüsten oder Meere. Die einzige Gefahr, der sich der Profifußballer Bakary Daffeh ausgesetzt hat, war die Möglichkeit, keinen Profivertrag in Deutschland zu bekommen. Um diese Gefahr auszuschließen, hat er damals gelogen und betrogen und tut es heute noch. Doch es wird gutiert, weil – machen doch alle. Alles an Daffehs Geschichte ist frei erfunden, aber sein Anwalt hat einen schlauen Move vollzogen. Man gibt einfach ein kleines Delikt zu, wird anschließend lauwarm (nach § 153) freigesprochen und schließt somit aus, dass der große Skandal unter dem Teppich bleibt. Außerdem hat beispielsweise Dooftorte „ScheißVerein2021“ festgestellt, dass der Stolper-Jochen „viel Freude bereitet“ und wenn das der Fall ist, kann man als geneigter KSV-Fan auf Wahrheit und Aufrichtigkeit verzichten. Das ist alles so krank, dass ich durchgehend kotzen möchte, wenn ich es lese. 
 
P.S. Seine Tricks hat sich Daffeh übrigens bei den Großen abgeguckt.
 
 

Ja, das macht Freude 

Übrigens – die Verlogenheit und der Hang zum Extrem-Heucheln offenbart sich bei den erwähnten „KSV-Fans“ immer dann, wenn sie sich über RB Leipzig, Bayer Leverkusen oder den VfL Wolfsburg auskotzen. Dort werden die Einflußnahme und Finanzspritzen verteufelt, aber wenn Herr Kühne+Nagel zig-Millionen in ihren Drecksverein pumpt und dann entscheidet, welche Spieler geholt und welche Funktionäre bleiben dürfen, dann ist das gaaaaaanz was anderes. Dieser ekelhafte menschliche Abschaum. 

Aber wenn wir schon dabei sind, scheinbar macht heute ja niemand mehr etwas, ohne dabei an sich selbst und seinen Vorteil zu denken. Ich frage mich gerade, warum ich diesen Blog immer noch betreibe. Für mich? Für mein persönliches Wohlbefinden? Weil ich darauf stehe, beleidigt und bedroht zu werden? Weil ich damit reich werde? Was meint ihr?