„Sind das die, die sich im Internet melden oder sind das die Leute, die mich auf der Straße ansprechen und sagen: „Herr Boldt, bitte tun sie mir einen Gefallen, halten sie an dem Trainer fest. Das sind auch die, die ins Stadion kommen“ (Judas Boldt vor dem Anpfiff bei Sky)

Im Grunde könnte ich den heutigen Blog jetzt schließen, denn mehr muss man eigentlich nicht mehr wissen. Fakt ist nämlich: Aufsichtsrat, Vorstand, Trainer und wohl auch große Teile der Mannschaft (man genieße den peinlichen PR-Auftritt von Moritz Heyer im NDR-Sportclub) leben inzwischen in einer eigenen Welt und in dieser Welt zählen profane Dinge wie Rekordetat, Folterfußball, Rekord-Transferausgaben, Tabellenplatz und Spielverläufe schon lange nicht mehr, in dieser Welt gibt es nur die eigene Wahrnehmung, ob sie nun gespielt ist oder ob die Spinner den Quatsch, den sie täglich absondern, tatsächlich glauben. Bartlaus Tom Walter labert nach jedem Spiel, bei dem der KSV selbst nicht weiß, warum er es nicht verloren hat, von überragenden Leistungen, außerdem haben er und Judas dem Verein eine neue Identität gegeben und die Zuschauer mit Karnevals-Fußball zurück ins Stadion geholt. Immer wieder fragen mich Menschen, ob der Prolet das wirklich ernst meint oder ob er eine Rolle spielt und die Leute bewusst verscheissern will. Zuerst dachte ich, der macht sich wirklich lustig über die verstrahlten Hüpfer, aber mittlerweile denke ich, dass er den Dünnschiss, den er im Stundentakt absondert, wirklich so meint, möglicherweise auch deshalb, weil er bemerkt hat, dass es funktioniert. 

 

 

Am Ende ist es tatsächlich wie bei Trump – alles, was nicht in das Eigenbild der überragenden Performance passt, wird entweder ausgeblendet, ignoriert und abgestritten. Und ebenso wie bei Trumps republikanischen Partei existiert kein Korrektiv mehr, der KSV-Aufsichtsrat unter dem blassen Hasenfuß ist quasi nicht mehr existent. Man hat sich im Volkspark innerhalb einer Wagenburg vom Rest der Welt komplett entkoppelt und es interessiert die Sektierer auch schon längst nicht mehr, ob sich der Rest der Fußballwelt wahlweise offen lustig macht über den Irren aus der Volksparkruine oder ungläubig mit dem Kopf schüttelt. Natürlich gehört, wie bei Trump und seiner durch Wahlbetrug verhinderten Wiederwahl, auch immer eine gehörige Portion Verschwörungstheorie dazu, denn grundsätzlich ist jeder Schiedsrichter gegen den Verein, von DFB, DFL, NADA und WADA wollen wir gar nicht erst anfangen. Vorläufiger Höhepunkt dieses mentalen Durchfalls: Der DFB will den KSV aufgrund seiner überragenden Attraktivität in der zweiten Liga halten, sozusagen als Zugpferd für Fußball-Veganer. Und wenn alle Stricke reißen sollten? 

„Wenn es nicht anders geht, dann nehmen wir die Relegation.“ (Johann, das Gespenst, Schönlauch)

Großartig, Johann, dann nehmt mal. Irgendwie ein wenig peinlich nach den Sprüchen eures Cheftrainers, nach den Investitionen und nach den vollmundigen Erklärungen vom Anfang der Saison, aber wenn man eines über den Boldt/Walter-KSV lernen durfte, dann, dass denen absolut nichts mehr peinlich ist. Selbst wenn sie es in der Relegation verkacken würden, würden sie diese Katastrophen-Saison als Erfolg verkaufen, „Torjäger“ Bakary Daffeh zum Topverdiener der zweiten Liga küren und darüber sülzen, dass man es dann halt im nächsten Jahr schaffen wird. (Spezial-Gähn). Man kann mit dem KSV des Jahres wirklich vieles machen. Man kann sich darüber aufregen, man kann sich abwenden oder man kann herzhaft über ihn lachen. Nur eines sollte man nicht mehr tun: Diesen Verein ernstnehmen, denn das Ganze ist nicht nur schlechte Satire, es ist inzwischen die Karrikatur eines Fußballvereins. Hauptsache, man „bleibt bei sich“, dann spielt sportlicher Erfolg auch ab einem gewissen Zeitpunkt keine Rolle mehr.

 

 

Eines muss man Boldt, Walter und ihren Helfeshelfern indes zugestehen, sie haben es geschafft, aus einem Fussballverein eine Art Quatsch Comedy Club zu machen, der KSV ist inzwischen weniger Profifußball mit einem gewissen Niveau als TV Total in kurzen Hosen. Wer sich damit wohlfühlt, wird von den Clowns von der Müllverbrennungsanlage täglich bedient, wer jedoch erfolgreichen und attraktiven Fußball mit einer Prise Realismus erwartet, wird solange enttäuscht werden, wie sich dieses Gesindel im Volkspark tummeln darf. Aber – was weiß ich schon? Ich bin ja nur ein Internet-Spinner, der seit 11 Jahren schreibt, was bei diesem Verein falsch läuft. Keiner von den wahren Fans, die Judas auf der Toilette einer Autobahn-Raststätte kurz vor Düsseldorf auf die Schulter geprügelt haben und ihn anflehten, den asozialsten Proleten des Weltfußballs doch bitte nicht in die Wüste zu schicken.

Der Mann hat ganz offenbar ein Drogenproblem.