HSV-Aktionär Thomas Böhme (l.) und Trainer Tim Walter verstehen sich gut steht unter dem Aufmacher-Bild im Auftragsblatt-Artikel. Und selbstverständlich war der gute Mann auch als FAN 83 in Athen dabei, wobei genau an dieser Stelle das Problem beginnt.

Der Mann ist keinesfalls ein strategischer Partner, er ist ein reicher Fanboy, der sich über sein Geld Nähe zu Verein und Mannschaft erkaufen wollte. Er wollte Teil des Ganzen sein und eben nicht nur zahlender Geldsack mit eigener Loge. Die Mutter aller Geldsack-Fanboys, Klaus-Michael Kühne aus Schindeleggi (CH) hatte es schließlich vorgemacht, oder? Man kaufe sich für ein paar Milliönchen, die man entberen kann, ein paar Prozent der KSV Fußball AG und schon ist man mittendrin statt nur dabei. Dann kann man sich Herrn van der Verrat zum Geburtstag der Gattin nach Mallorca bestellen oder man darf Judas zu Judas sagen. Dabei ist exakt dies eines der großen Probleme des Vereins, denn wenn schon die begleitenden Journalisten-Simulanten keine Ultras sein dürften, so sollten sogenannte „strategische Partner“ in der Lage sein, ihre Emotionen auszuschalten und für den Verein die richtigen strategischen Entscheidungen mitzutragen. Wenn ich aber stolz wie Oskar darauf bin, dass ich den Sportvorstand, den dümmlichen Trainer und den Rechtsaußen duzen darf, sind emotionslose Entscheidungen nahezu ausgeschlossen.

Strategische Partnerschaft: Alle Arten der Zusammenarbeit von zwei oder mehr Unternehmen, die mehr als kurzfristiger Natur sind. Die Ebenen, auf die sich die Kooperationen beziehen, können dabei funktional oder regional definiert sein 

Woran wollte sich der KSV nach der Ausgliederung messen lassen bzw. was wurde angestrebt? Erreicht werden sollte der Verkauf der Anteile der neu gegründeten KSV Fußball AG an Firmen und Unternehmen, die in Zukunft ihr strategisches und kommunikatives Konzept mit dem des Vereins verknüpfen sollten. Als Beispiel waren dabei die Unternehmen Telekom, adidas, AUDI und Allianz genannt worden, herausgekommen sind Privatleute wie Kühne, Magaritoff (verstorben), Bohnhorst, Burmeister (ermordet), Böhme (AMPri) und Wüstefeld. Nicht einer dieser Fanboys hat auch nur im Entferntesten den KSV als Partner für sein Unternehmen entdeckt, stattdessen haben sich all diese Herren ein Stück KSV gekauft, um irgendwie ein Teil dieses kranken Vereins zu werden. Also keine geschäftliche Zusammenarbeit, sondern im Prinzip eine völlig überteuerte Loge gekauft. 

Gewinnabsichten hatte Böhme nicht. „Mir war entscheidend, dem HSV direkt zu helfen. Das war kein normaler Anteilskauf, sondern ein ganz besonderes Erlebnis. Ein echtes Brett für einen HSV-Fan.“ Mittlerweile ist Böhme im Volkspark mehr als ein Aktionär. Er führt Gespräche mit den Gesellschaftern, den Gremien, mit dem Supporters Club. Und sogar mit der Mannschaft und dem Trainerteam. Seit der USA-Reise im November, die Böhme begleitete und mitfinanzierte, pflegt er einen guten Draht zu Tim Walter. „Wenn man Tim nicht kennt, weiß man nicht, was für ein herzensguter Mensch er ist. Er ist ehrlich und hat ein klares Konzept.“ Böhme ist daher überzeugt, dass Walter auch bleiben sollte, wenn der Aufstieg verpasst wird. „Tim ist ein guter Trainer und hier genau richtig. Dem Verein fehlte die Kontinuität. Ich finde, dass der HSV in dieser Konstellation weiterarbeiten kann“, sagt Böhme und meint damit auch die Konstellation im Vorstand und im Aufsichtsrat. (Quelle: Auftragsblatt)

Ist das nicht goldig? Tom ist ein herzensguter Mensch. Man stellt sich automatisch die Frage, ob auch der Vorstandsvorsitzende der deutschen Telekom in dieser Weise über Thomas Tuchel spricht und ob er sein Unternehmen anhält, die Partnerschaft zu beenden, sollte Bayern Oliver Kahn von seinen Aufgaben entbinden. Was macht eigentlich „Ultra“ Böhme, wenn der gute Judas den netten Tommy am Ende doch feuert? Wechselt er dann die Seiten und verliebt sich in Peter Neuruhrer oder verschenkt er seine KSV-Prozente, die er mit dem Vertrieb von Gummihandschuhen erstanden hat? Nimmt man einmal das Sportliche raus, so ist die Distanz zwischen einem Verein wie Bayern München und einem Zweitliga-Dino wie dem KSV nirgendwo so eklatant wie bei den Besitzern der Aktien. Da haben wir Weltfirmen mit Strategie und Konzept, in der Weltstadt Hamburg hat man einen Dorfverein, bei sich die reichsten Bauern der Umgebung ein Stücken KSV-Kuchen gegönnt haben, um auch einmal einen Blick in die Kabine werfen zu können. 

Noch eines: Jeder Bayern-Fan kennt die Namen der strategischen Partner seines Vereins, die Unternehmen sind allein in der ALLIANZ-Arena prominent vertreten. Die Namen der KSV Geldsack-Fanboys musste sogar ich nachschlagen. Was mit einem Fanboy passieren kann, der in Ungnade fällt, konnte man kürzlich am Beispiel Thomas Wüstefeld, mit 5,11 % immerhin zweitgrößter Anteilseigner des KSV, erleben – ihm wollte der Vorstand, der u.a. auch von seinem Geld bezahlt wird, Hausverbot erteilen. Auch sowas gibt es nur im Volkspark. Nicht zu vergessen, dass es Onkel Böhme war, der vor einiger Zeit noch Präsident Pinselreiniger mit Betonschuhen in der Elbe versenken wollte. Nun denn, solange er dabei Gummihandschuhe von AMPri trägt…