Ein Nachruf

Es ist überfällig, ich muss mich von diesem Verein verabschieden. Inhaltlich und emotional. Denn dieser HSV hat mit dem HSV, von dem ich einmal Fan war, nichts mehr zu tun, das sind nur noch die gleichen drei Buchstaben, die aber nichts mehr bedeuten. Der HSV von heute ist ein Verein der aufgebaut ist aus Intrigen, Lügen und Betrug und damit kann und will ich mich nicht einverstanden erklären. Der HSV 2023 ist ein Verein, in dem ein Trainer, wie Lotto King Karl es schon richtig bemerkte, sich benehmen kann wie der letzte Prolet. Primitiv, asozial, überheblich, arrogant, herablassend, respektlos – und er wird dafür gefeiert. Die Frage ist nur, von wem wird er dafür gefeiert? Denn wenn man jemanden, genau wie den intriganten Dauer-Versager Boldt, für sein Verhalten feiert, für seine Nichtleistung aber nicht abstraft, dann ist man selbst höchstwahrscheinlich ebenso geartet. Das sind dann Pyro-schwenkende Gören in der Nordkurve, bei denen so etwas wie Ehrlichkeit, Respekt, Demut, harte Arbeit etc. keine Bedeutung mehr hat. Wenn man sich respektlos verhält, wenn man versucht, andere zu bescheißen, wenn man permanent den Staat herausfordert, dann ist man in deren Welt eine coole Sau und genau diese Einstellung wird im Volkspark mittlerweile aktiv gelebt. 

So etwas wie Reflektion, wie Weiterentwicklung, wie Selbstkritik existiert nicht mehr an der Sylvesteralle, grundsätzlich sind alle anderen Schuld, wenn man wieder einmal die großkotzig formulierten Ziele verpasst hat. Es muss auch gar nicht existieren, weil es nicht notwendig ist und nicht gefordert wird. Dies ist ein Verein von „Menschen“, denen so etwas wie Werte fremd ist. Die keine Werte mehr respektieren, die einzig únd allein auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und bereit sind, dafür jede bestehende Regel zu brechen. Denn Regel sind grundsätzlich nur für alle anderen da, nicht aber für die Sektierer aus dem Volkspark. Sei es Dopingregeln, sei es Verkehrsregeln, sei es Einwanderungs- oder Identitätsregeln, die Regeln wurden für andere aufgestellt. Dann macht mal weiter so in der sechsten Saison in der zweiten Liga.

 

 

Ich kann mich an Zeiten erinnern, als der HSV gegen den Abstieg aus der Bundesliga gespielt hat, damals war ein möglicher Abstieg aus der höchsten deutschen Spielklasse das Horrorszenario schlechthin, unvorstellbar: Der Dino nicht mehr in der Bundesliga. Dann – der Abstieg, ein Alptraum. Unfassbar. Der USP, die Identität des Vereins war Geschichte, weil man außer dem Dino-Status nichts mehr anderes hatte. Inzwischen spielt man sechs Jahre in der Liga der Maltafüße, aber man ist „fine“ damit. Man gewinnt (noch) öfter als man verliert, zwar nicht gegen Dortmund, sondern gegen Regensburg, aber was soll’s? Wir zusammen gegen den Rest der Welt. Das alles hat mit professionellem Sport nichts mehr zu tun, mit Anspruch und mit Leistungsgedanken ebensowenig, das ist selbstoptimierendes Sekten-Verhalten, nichts anderes. Dabei sollte man sich die Frage stellen, ob es nun tragisch oder komisch ist, dass die „Fans“, die Loser wie Boldt und Walter abfeiern, nicht begreifen, dass diese Typen all diese Sprüche nur deshalb absondern, um ihre Selbsterhaltung zu sichern.Wenn diese Herren davon labern, wie „toll es doch im Volkspark ist“ und „die Jungs und Mädels“ und „1887“ etc., dann tun sie das aus genau einem Grund: Um ihre Jobs zu behalten. 

Und nein, Tom Walter ist eben nicht authentisch italienisch, weil er inzwischen im Stundentakt diese dämlichen Populärtexte raushaut, denn dahinter steckt keine Leidenschaft, keine Emotionen oder tiefere Verbindungen zum Verein, sondern eiskaltes Kalkül: Er will so lange wie möglich diesen gut bezahlten Job behalten. Doch warum wirkt diese Art eigentlich bei dieser Sorte Anhänger? Die Anwort darauf ist relativ einfach – weil es der einfache Weg ist, der leichte Weg, der bequeme Weg. Es ist deutlich bequemer, die Schuld fürs Versagen grundsätzlich anderen in die Schuhe zu schieben, als sich selbst zu hinterfragen oder zu entwickeln. Ich frage mich allen Ernstes, wie man eigentlich die 83er und einen fünften verkackten Wiederaufstieg gleichzeitig feiern kann. Wie geht das? Wie kann ich auf der einen Seite diejenigen feiern, die die Krone Europas nach Hamburg geholt haben und auf anderen Seite die, die trotz Monster-Ausgaben wieder einmal auf der Ziellinie versagt haben?

Wer jetzt übrigens darauf wartet, dass die Hamburger Sportpresse die große Keule rausholt und über den Verein herfällt, der wird bitter enttäuscht sein, denn genau das wird nicht passieren. Warum nicht? Weil die schleimenden und gekauften Hofberichterstatter nicht etwa das schreiben, was wahr ist und was notwendig wäre, sondern das, was ihre verblödeten Leser konsumieren wollen. Und die wollen keine Abrechnung oder Analyse, die wollen keine Darstellung der Realitäten, die wollen Hoffnung, die wollen „pro Walter“ und „unser Judas“ und sie werden bedient werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch innerhalb des Vereins, in den Gremien, keine Opposition mehr gibt. Es gibt keinen internen Gegenpol zu Boldt, es existiert keine Gegengewicht mehr. In früheren Aufsichtsräten hätte es eine Fraktion gegeben, die gesagt hätte „so können wir nicht weitermachen“ und eine, die den eingeschlagenen Weg okay gefunden hätte. Dann hätte man sich auseinandergesetzt, diskutiert und wäre zu einem Ergebnis gekommen. Heute gibt es im Kontrollgremium noch genau eine Fraktion und die wartet darauf, was Klaus- Michael Kühne will. 

 

Mein HSV ist tot und er wird nie wieder lebendig. An seine Stelle ist ein anderer Verein mit den gleichen Buchstaben getreten und diesen Verein verachte ich aus tiefstem Herzen.