Es war einmal eine deutsche Nationalmannschaft…

Nein, ich habe die Spiele natürlich nicht gesehen, hier interessiert sich keine Sau für die deutsche Nationalmannschaft. Aber ich sehe die Ergebnisse und die Spielberichte beispielsweise im Kicker. 0:1 gegen Polen, 0:2 gegen Kolumbien – und nicht nur das pure Ergebnis ist erschütternd, sondern vielmehr die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist. Eine Mannschaft mit Spielern wie ter Steegen, Gündogan, Musiala, Kimmich, Rüdiger, Havertz, Goretzka etc. spielt Fußball wie die Faröer Inseln, unbegreiflich. Das sind alles Spieler von absoluten Top-Teams wie Bayern, Real, Barcelona, ManCity oder Inter Mailand, aber es passt irgendwie nicht zusammen. Der Trainer holte Titel mit den Bayern, normalerweise müsste diese Mannschaft eines der Top-Teams zumindest in Europa sein, stattdessen ist man froh, sich nicht für die anstehende Europameisterschaft qualifizieren zu müssen. Was stimmt also nicht? Ich habe Kommentare gelesen, die meinten, “die Mannschaft” sei ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft, ist es das?

Sicher, Trainer Flick hat in den letzten Spielen reichlich experimentiert mit Dreier-Ketten und Neulingen und das ist auch richtig so, denn wenn nicht jetzt, wann dann? Ist vielleicht die Erwartungshaltung in Deutschland zu hoch? Denkt man immer noch an Sommermärchen oder die WM 2014? Vielleicht sollte man sich in der BRD einfach mit dem Gedanken anfreunden, dass man möglicherweise das bevölkerungsreichste Land Europas ist, aber mit Sicherheit nicht das fortschrittlichste und unter Garantie hat Deutschland schon längst jeglichen Führungsanspruch wohin auch immer verspielt. Das Land ist, zumindest aus meiner Sicht, auf dem direkten Weg in die Mittelmäßigkeit und vielleicht ist die Nationalmannschaft tatsächlich nur ein Spiegelbild. Auch in Deutschland gibt es Unternehmen wie Siemens, Mercedes und SAP, aber das Gesamtbild des Landes ist, von außen betrachtet, desaströs und ich bin einigermaßen froh, nicht mehr dort leben zu müssen.

Von | 2023-06-20T23:51:11+02:00 20. Juni 2023|Allgemein|5 Kommentare

5 Comments

  1. Baltic 21. Juni 2023 um 02:40 Uhr

    ‘…und ich bin einigermaßen froh, nicht mehr dort leben zu müssen.’

    Das kann ich sehr gut verstehen; leider komme ich selbst hier aus verschiedenen Gründen nicht weg. 😑

  2. Tota1923 21. Juni 2023 um 06:36 Uhr

    Tja, die Nationalmannschaft spiegelt perfekt den Zustand des Landes wieder. Also passt eigentlich Alles, und man kann beruhigt weitermachen.

  3. Etebaer 21. Juni 2023 um 06:42 Uhr

    Bis zu meinem Fünften Lebensjahr hab ich gar kein Hochdeutsch gesprochen, das ist meine erste Fremdsprache/Staatsbürgersprache.
    Meine Muttersprache hab ich verloren, weil meine Eltern der modernen Arbeitswelt entsprechend aus ihrer Heimat zur Arbeit hin bewegt haben und es mir nicht mehr erlaubt war, meine Sprache zu sprechen, es auch keine Gelegenheit mehr gab und meine Eltern und Lehrer dachten, ich als Kind natürlich im Kindsvertrauen glaubte, sie würden mir damit gutes tun.
    Aber es hat mich meine ursprüngliche Identität und Heimstätte gekostet.

    Nun bin ich Bio-/Traditions-/Kultur-/Geschichts- und Kartoffeldeutscher (was glaube ich eine Beleidigung sein soll), was ich mir nicht ausgesucht habe, sondern per Zufall der Geburt im deutschen Teil des über 3 Nationen verteilten Völkchens der Friesen geboren bin (Formaltechnisch nichtmal das, weil meine Mutter zur Geburt eine Klinik ausserhalb aufsuchte).
    Und ich hab reines Großelternfriesisch gesprochen, weil meine Eltern mich im Zuge ihrer Arbeitsuche einige Jahre meinen Großeltern überlassen mußten, mangels Wohnraum auch nur für die kleinste mögliche Familie mit Kind, die hatten 1 Zimmer als Untermieter.

    Ich ab heute nur noch eine vage Erinnerung an diese Zeit und meine Sprachkennnitsse komplett verloren, die ohnehin nur einem 5-jährigen entsprachen.

    Aber zuindest war ich damals nicht unbedingt Stolz darauf deutscher zu sein, das war ja nicht mein Verdienst – und nein, Geschichte kannte ich damals noch nicht – aber ich war Stolz darauf, das es in D. eine gute unabhängige Bildung gab, die Menschen eine gute medizinische versorgung erhielten und allgemein es ziemlich vernünftig zuging.

    Mein bester Freund in der Grundschule war ein Marokkaner (Türken, Araber gab es überhaupt nicht in der Grundschule, dafür Spanier, Franzosen, Italiener, Polen, erste Balkan-Osteuropäer (vor deren Gewaltpotenzial man acht haben sollte, da diese gelgentlich Waffen (Messer) an die Schule mitbrachten und wenn auch selten nutzten)) dessen Eltern irgendwie in einem Arbeitsverhältnis mit dem ehemaligen französischen Kolonialregime in einem Arbeitsverhältnis gestanden hatten und dort deswegen nicht mehr sicher waren.

    Wir haben einige Sommerfeiren zusammen verbracht und als meine Mutter wegen eine OP lange ins Krankenhaus musste und mein Vater wegen seines Berufes wegen oft lange Zeiten auswärtig war nahmen sie mich für einige Zeit bei sich auf.
    Das waren Weltoffene Leute, die hier gut integriert waren, 1 Sohn, zwei Töchter, die ältere ging zum Balettunerricht, die jüngere noch in den Kindergarten, die Mutter war Hausfrau und absolut happy damit, weil der Mann bei der BVG ein dickes Gehalt als Busfahrer bekam und sie hatten eine große Wohnung mit einem Zimmer pro Person in der Nähe des Delphi Fimtheaters in Berlin, wo wir dann auch einige der Monumentalschinken, die damals liefen, anschauten.
    Lebensfroh und gelegentlich auch Lebenslustig waren sie es, die mir Sirtaki beibrachten.

    Sie erzählten mir, wie froh sie waren, das sie sich für Deutschland entschieden hatten, als es im die Frage Frankreich oder Deutschland ging (D. hatte wohl zugestimmt ein Kontingent der afrikanischgen Kolonialflüchtlinge asuzunehmen).
    Während ihre Bekannten und Verwandten in Frankreich am ausgestreckten Arm verhungerten und in Kolonialfranzosengehttos untergebracht waren und keine Berufschancen hatten, waren sie hier in D. wo alle sie so freundlich behandelten, hatten diesen guten Job und überhaupt keine Nachteile – es ging ihnen besser als je zuvor abgesehn vom Verlust der Heimat.

    Wenn man heute die Zeitung, das Magazin aufschlägt, Medien konsumiert, dann scheine ich mir diese Vergangneheit in meinen Fieberträumen ausgedacht zu haben, denn D, ist das sexistischste und rassistischste und was auch immer für phobistischste Land der Welt, ich bein ein Erzrassist und Menschefeind und Umweltgraus und als Alter Weisser Mann eh für alles Unglück der Welt verantwortlich und die guten Dinge, die einst deutschland ausgezeichnet haben sind eine hohle Phrasenfassade, die nichts wahrhaftiges mehr stützt.

    Und die Nationalelf und der DFB sind die perfekten Reflektionen dieses Zustandes, der sich in zunehmender Erfolg- und Bedeutungslosigkeit bemißt und in zunehmend orientierungslosen Prozessen mäandert, während die Verantwortlichen ihren Verantwortungslosigkeit zelebrieren!

    Und das schlimme ist, ich komm weder hier weg, noch wäre es woanders viel besser, es kommt nur früher, oder später…

  4. Keynes 21. Juni 2023 um 11:23 Uhr

    Ich würde das glaube eine Nummer kleiner kochen. Ich lebe auch im Ausland (Niederlande, davor USA und Australien) und bilde mir daher ein, ganz gut einschätzen zu können wie Deutschland relativ zu anderen entwickelten Ländern dasteht. Aus meiner Sicht ist das ganz OK (über dem Median). In einigen Dingen besser, in anderen schlechter. Das Problem ist, damit können Deutsche sehr schlecht umgehen. Es muss immer entweder Top sein und wenn das offensichtlich nicht der Fall ist, dann denkt man es ist alles eine Katastrophe. Weiß oder Schwarz. Aus meiner Sicht gibt es sehr wenig Grautöne.

    Das zeigt sich auch bei der Nationalelf. Letztlich ist diese Mannschaft komplett verunsichert aufgrund der letzten WM und den beiden Tournieren davor. Vom Potenzial ist sie sicherlich in den Top 10 der Welt aber das kann sie derzeit nicht zeigen. Ich denke, etwas mehr Gelassenheit und weniger inkompetente Kommentare von Ex-Nationalspielern und “Journalisten” würde schon helfen. Dieses unsinnige Gequatsche über Trainerwechsel und die Rückholung von null-Tore Müller finde ich wenig zielführend. Man hat einen ausgewiesen guten Trainer verpflichtet und jetzt muss man ihn auch mal machen lassen. Wenn die EM in die Hose geht, dann muss er gehen aber diese Panikmache wegen einigen verlorenen Freundschaftsspielen finde ich übertrieben.

  5. Etebaer 22. Juni 2023 um 01:42 Uhr

    Flick ist kein ausgewiesen guter Trainer – ein ausgewiesen guter Trainer würde Taktik, Formation etc. an die Spieler so anpassen, das sie ihre größten Stärken zeigen können und ihre Schwächen im Teamgefüge ausebügelt werden.

    Flick ist einfach nur der Löw-Assi, der den gleichen immer erfolgloseren Ansatz von Fussball spielen läßt und statt des Ansatzes die Spieler wechselt.

    Und Löw ist nie der größte, schönste, beste Bundestrainer gewesen, 2014 war die gnädige Fügung des Fussballgottes, der Deutschlands Goldene Generation nicht gänzlich titellos sehen wollte und man hat beim DFB die völlig falschen Schlüsse daraus gezogen, die zur jetzigen Situation beitragen.

    Und Flick hat halt von der Coronamogelei der Bayern und dem Ändern des CL-Modus profitiert, mit einem funktionierendem Team, das nur verwaltet statt gebildet werden mußte.

    Und Qualität bildet sich nicht von allein, sondern dadurch, das man einen Anspruch auf Qualität erhebt!

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