Vielleicht können sich einige noch an die China-Flucht von vor einigen Jahren erinnern. Zumeist altgediente Spieler und verfügbare Übungsleiter konnten damals im sogenannten Reich der Mitte nochmal richtig abgreifen und sollten dem chinesischen Fußball zu einer Art Glanz verhelfen, denn der chinesische Parteivorsitzende hatte vorgegeben, dass sein Land auf absehbare Zeit zu einer fußballerischen Großmacht werden sollte. Nun, davon ist heute nicht mehr viel übrig, behaupte ich 😀 . Die meisten Trainer sind zurückgekehrt, die bekannteren Spieler haben ihre Karrieren beendet und von einem chinesischen Spieler von internationalem Format ist mir nichts bekannt. China war gestern, Saudi-Arabien ist heute und wenn man in China als Ex-Star nochmal auf die Schnelle € 10 Mio. pro Jahr verdienen konnte, kann man bei den Saudis locker eine Null dranhängen, jedenfalls was die absoluten Ex-Topstars betrifft. Den Vogel schießt nun allerdings der Fall Mbappè ab, denn dieser soll für nahezu lächerliche € 300 Mio. von PSG gekauft werden, dies wäre ein neuer Transferrekord nach den € 222 Mio. für den Brasilianer Neymar. Doch die eigentlich Rekord-Ablöse ist nur ein müder Witz, denn der Franzose soll bei Al Kohlrabi nicht weniger als € 700 Mio. für ein Jahr verdienen/bekommen und dann ablösefrei zu Real Madrid wechseln dürfen. 

Mit anderen Worten: Der Verein, natürlich finanziert vom saudischen Staats-Fond, schmeißt nicht weniger als eine Milliarde Euro in den Ring, um Mbappè ein Jahr dabei zugucken zu wollen, wie er sich in einer Klasse auf besserem Drittliga-Niveau langweilt. Wer das an dieser Stelle noch immer nicht krank findet, dem ist nicht zu helfen. Denn die Saudis rechnen gar nicht mit einem Re-Invest, sie schreiben die eine Milliarde einfach ab. Spaß muss sein, sprach Wallenstein…

Vielleicht bin ich ja doch ein wenig zu seicht für diese Welt, aber wie viel Geld muss man haben, wenn man für einen einzigen Spieler für ein müdes Jahr eine Milliarde Euro einfach so abschreiben kann? Die Produktionskosten des neueste US-Flugzeugträgers Gerald R. Ford (CVN-78) beliefen sich auf € 13 Milliarden, aber dafür bekommt man auch ein 337 Meter langes und 80 Meter hohes Schiff mit einem Nuklear-Antrieb und 70 Flugzeugen.  Sorry, aber das steht doch alles in keinem Verhältnis mehr. Selbst Bayern-Flop Manè soll in Saudi-Arabien € 40 Mio. netto bekommen, Wahnsinn. Die Frage, wie viel besser ein Spieler mit € 700 Mio. pro Jahr sein muss als einer, der von vielleicht € 1,5 Mio. pro Jahr, also etwas weniger als Mbappès Tagessatz, leben muss, stellt sich schon längst nicht mehr. Mich hat dieser Sport schon vor einigen Jahren verloren, angesichts dieser Entwicklung dürften mir demnächst nicht wenige folgen.

Aber mal zur Kernfrage. Vorausgesetzt, diese Summen stimmen und das Angebot ist real, kann/darf man dann als Sportler überhaupt ablehnen? Ich weiß, wir sind immer leicht bei der Hand, wenn es heißt „Die haben doch auch so Geld genug“, aber darf man tatsächlich € 700 Mio. für ein Jahr kicken auf Amateurniveau ablehnen?