Wer kann sich eigentlich noch an all die schönen geerdeten Sprüche aus der Covid-Zeit erinnern? Als man bestenfalls vor leeren Rängen spielen durfte, gab es kaum einen Offiziellen oder Journalisten, der nicht publikumswirksam Sätze wie „So geht es nicht weiter, wir müssen aus unseren Fehlern lernen“ oder „Der Fußball muss sich grundsätzlich neu erfinden, wenn er überleben will“ und „bla bla bla“. Kennt man die größte Laberszene der Welt, dann hätte man schon damals wissen müssen, was davon zu halten sein wird, nämlich weniger als nichts. Dabei sind es mitnichten nur die Saudis, die mit aberwitzigen Summen dieses Spiel pervertieren, die europäischen Vereine und ihre Verantwortlichen sind kein Deut besser. Wenn ich lese, dass Bayern für einen 30-Jährigen, der noch einen Vertrag über ein Jahr besitzt, mittlerweile mehr als € 100 Mio. plus Boni auf den Tisch legen will, schalte ich ab. Tottenham kauft einen Wolfsburger Verteidiger, dessen Namen ich noch nie gehört oder gelesen habe, für € 50 Mio., nach nur einer angeblich vernünftigen Saison, ansonsten gehen Deals in der Größenordnung € 30 Mio., € 50 Mio., € 80 Mio. jeden Tag über den Tisch und in der Ukraine kämpft ein Land ums Überleben. Das ist alles derart krank und abartig, dass man durchgehend kotzen möchte, aber solange immer noch reichlich unterprivilegierte Sozialhilfeempfänger Trikots und Dauerkarten kaufen (können), dreht sich das Rad der Goldsteakfresser weiter. 

Ich bin nur garantiert kein Sozialist oder Anti-Kapitalist, aber das Ganze hat inzwischen Dimensionen erreicht, die nicht nur nicht gesund, sondern die einfach pervers sind. Hier in Australien wird vorzugsweise Footy gespielt, ein extrem intensiver Sport, im Grunde eine Mischung aus Rugby, Fußball und American Football, allerdings ohne Körperschutz und Helm. https://de.wikipedia.org/wiki/Australian_Football

Das Durchschnittsgehalt eines Footy-Spielers liegt zwischen $ 200.000 und $ 300.000, die absoluten Superstars wie der letzte Woche zuückgetretene Lance „Buddy“ Franklin verdienen zu besten Zeiten knapp um die $ 1 Mio., also dem Wochengehalt von Erling Haarland. Als ich Kind war, waren die Bundesligaspieler bereits richtig gut bezahlt, aber es war damals undenkbar, einem Stolperjochen wie Daffeh in der zweiten Liga € 600.000 pro Jahr zu überweisen, heute ist das die Regel. Zur Zeit lese ich, wie die Manager und Trainer der euopäischen Klubs die saudische Krankheit kritisieren, dabei sollten sie endlich mal bei sich selbst anfangen. Wenn man seinen Maltfüßen nicht Millionen für nichts in den Hals stopfen würde, müsste man für ein Spiel in der zweiten Liga zwischen dem KSV und Eintracht Braunschweig auch keine € 80 verlangen.

Aber solange es all die Schwachköpfe immer noch mitmachen, von mir haben die schon seit mehr als 10 Jahren keinen Cent mehr gesehen.

Ganz besonders übel in diesem Zusammenhang finde ich übrigens das Verhalten von „Branchenprimus“ FC Bayern München, was das Werben um einen 30-jährigen Harry Kane betrifft. Vielleicht kurz zur Erklärung: Es ist keine Verhandlung, wenn ein Verhandlungspartner sagt: „Entweder, ich bekomme, was ich will oder der Deal platzt“. Die Art und Weise wie sich der deutsche Meister von Herrn Levy aus London am Nasenring durch die Manege ziehen lässt, hat etwas Würdeloses und Demütigendes. Man hätte ein Limit festsetzen sollen und wenn der Deal dann nicht zustande gekommen wäre, dann halt nicht. Wie viel hätten die Bayern an Profil gewinnen können, wären sie einmal eine Saison mit ein wenig mehr Schwierigkeiten als sonst Deutscher Meister geworden und hätten sie die anstehende Saison mit Bordmittel bestritten. Ich bin sicher, dass 90% der Fans mit einem Ausscheiden aus der Champions League im Viertelfinale leben könnten, wenn man sich nicht vor aller Augen zum Horst macht, weil man unbedingt einen Stürmer will, der in der letzten Champions League-Saison in 8 Spielen einen Treffer erzielte.