Heute fiel mir ein Satz auf, der im Zusammenhang mit der Reaktion des TV-Journalisten Constantin Schreiber gefallen ist. Schreiber, der selbst Arabisch spricht und in Syrien gelebt hat, hat (u.a.) ein Buch mit dem Titel „Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ geschrieben, für das er selbst in insgesamt 13 Moscheen recherchiert hatte. Quintessenz: „Die Predigten waren „mehrheitlich gegen die Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft gerichtet“. Die Imame hätten „die Demokratie und unsere Gesellschaft abgelehnt“. Ernüchtert stellte er fest: „Ich würde gerne ein positives Beispiel anführen, eine Predigt, die Weltoffenheit ausstrahlt (…). Leider haben meine Moscheebesuche ein solches Beispiel nicht ergeben.“ Schreiber war daraufhin mehrfach bedroht worden, zuletzt wurde ihm auf einer Universitäts-Veranstaltung in Jena von Linksextremisten eine Torte an den Kopf geworfen. Schreibers Reaktion darauf: „Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. (…) Ich mache das nicht mehr.“ Der Satz, der mir aufgefallen ist, lautet:

Denn Schreibers Schicksal zeigt: Wer kritisch seine Stimme erhebt, der begibt sich in Gefahr. Der kann auf keine Unterstützung rechnen. Und das hält nicht jeder aus.

 

Nun bin ich unter Garantie meilenweit davon entfernt, Journalist zu sein oder auch nur vergleichbare journalistische Qualität wie Constantin Schreiber liefern zu können, aber den Satz kann ich zu 100% unterschreiben. Wer öffentlich kritisch seine Stimme erhebt, wer eben nicht nur anonym mit Fantasie-Nick im Internet rumpöbelt, der begibt sich in Gefahr. Ich kann die Male nicht zählen, in denen ich (und meine Familie) beleidigt und bedroht wurde, sogar Aufrufe zum Mord habe ich erhalten, von den zahllosen Drohungen, was juristische Konsequenzen betrifft will ich gar nicht erst anfangen. Es wird versucht, Kritiker mit allen Mitteln mundtot zu machen, was nicht sein darf, das ist eben auch nicht. Aber noch etwas kann ich bestätigen: Man kann mit keiner Unterstützung rechnen, jedenfalls nicht öffentlich. Ich weiß nicht mehr, wie viele Insider, KSV-Angestellte, ehemalige Spieler, Trainer, Funktionäre etc. mir in persönliche Gesprächen erklärten: „Was du/sie schreibst/schreiben, trifft zu 99% zu. Teilweise ist es sogar noch schlimmer, aber das will keiner hören“. Wenn ich meinen Gegenüber dann aufforderte, doch selbst einmal die Stimme zu erheben, war in den allermeisten (eigentlich allen) Fällen ganz schnell Feierabend. 

Diese Leute sagen zwar: „Du darfst nicht aufhören, einer muss doch die Wahrheit schreiben“, aber selbst sind sie nicht bereit, das Los zu teilen. „Was bringt das denn? Warum sollte ich das tun? Ich bin doch nicht verrückt geworden. Nachher stehen diese Schwachköpfe bei mir vor der Tür?“ Viele wollen aber einfach auch nur Teil der berühmten „Fußball-Familie“ bleiben und hätten die Befürchtung, dass man sie aus diesem elitären Kreis ausschließen würde, sollte sie sich öffentlich äußern. Was habe ich getan? Ich habe die Namen dieser Leute nicht veröffentlich und sie geschützt. Aber wer hat mich geschützt? Und – es besteht ein riesengroßer Unterschied, ob man in einem Blog unter einem Nickname seine Zustimmung äußert oder ob der echte Name den Idioten bekannt ist. Auch dies ist ein Grund dafür, dass ich im Laufe der Zeit die Lust verloren habe, allein zu kämpfen ist auf Dauer ausgesprochen ermüdend und frustrierend. Außerdem finde ich, ich habe es lange genug ausgehalten.