Sport für alle

 

Ein Gastblog von Toefting

Als ich sechs Jahre alt war, galt die Familien-Devise “Jedes Kind muss irgendeinen Sport betreiben!”.

Mein Vater schickte mich also zum örtlichen Fußball-Verein.

Ich mochte diesen Sport sowas von gar nicht … es gab sogar Trainingseinheiten bei denen ich nicht ein Mal den Ball berührt habe.

Dann kam ich nach Hause und fragte Papa (der spielte damals schon in der Altherren-Mannschaft von Phönix Lübeck, bei der er im Endeffekt über 35 Jahre lang teilweise mit denselben Mitspielern gespielt hat), ob es bei denen auch manchmal vorkomme, dass ein Spieler im Trainingsspiel nicht ein Mal den Ball berühren würde.

Er antwortete trocken: “Nein!”

Daraufhin durfte ich beim Fußball wieder aufhören und schrieb ihm einen Zettel, den er über 36 Jahre (bis zu seinem Tod, im Portemonnaie hatte):

“Ich habe Mich entschlosen hir zuhause nur noch Tenis gegen die Wand zu Schbilen.” (Wer Rechtschreibfehler eines damals 7-jährigen findet, darf sie behalten!) 😉

Von da an war ich immer, wenn Papa Fußball im Fernsehen geschaut hat, für die gegnerische Mannschaft.

Bis 1990, da hatte ich in der Grundschule montags nur 3 Stunden, kam am 25.06.1990 schon früh wieder nach Hause und war alleine, schaltete den Fernseher ein, und landete zufällig bei einer Wiederholung des Vorabendspiels der WM Deutschland gegen die Niederlande und exakt zu dem Zeitpunkt, als Rudi Völler vollkommen zu Unrecht die rote Karte bekam und dann auch noch von Frank Rijkaard angespuckt wurde, war ich angefixt. Das fand ich so ungerecht/unfair, dass ich noch am selben Tag einen Fußball meines Vaters nahm und auf der Straße zu spielen begann.

Kurz darauf habe ich auch beim 1. FC Phönix Lübeck angefangen und am 05.11.1994 war es dann so weit: mein Vater arbeitete als Leitender Angestellter bei einer großen Firma, die auch Sharp als Partner hatte. Und Sharp hat Plätze für die VIP-Loge im Volkspark vergeben, zwei davon für uns.

Wir wurden mit einem Stadtwerke-Bus nach Hamburg gefahren, der HSV hat 1:2 verloren, aber ich durfte mir in der VIP-Loge ein Eis nach dem anderen for free bestellen und war glücklich. 😉

2005 haben wir uns dann gegenseitig die Mitgliedschaft beim HSV geschenkt und zwei “Familien-Dauerkarten” in der ersten Reihe Block 2A besorgt, die wir später – in Gedenken an unseren Vater – in Familienbesitz behalten haben.

2014 habe ich dann – unter anderem nach den Empfehlungen, die ich aus Graves Blog herausgelesen habe – zwei Mal 8 Stunden bei den Mitgliederversammlungen verbracht, um HSVPlus durchzusetzen, was daraus geworden ist, wissen wir alle! 🙁

Seit 2016 habe ich kein Spiel mehr live im Stadion gesehen, zwinge mich aber doch in einer Art “Selbstgeißelung” möglichst jedes Spiel live im Fernsehen zu schauen!
HSV-er werde ich immer bleiben, auch wenn mir die handelnden Personen größtenteils zuwider sind und ich mir dessen bewusst bin – nicht zuletzt dank Grave – was da für eine Misswirtschaft betrieben wird.

Entgegen weit verbreiteter Einstellungen bin ich allerdings auch “Lokalpatriot” und kann mich ebenso für den SV Werder Bremen oder Hannover als “Nordvereine” freuen! Hass hat im Sport nichts zu suchen!

Viele Grüße

Toefting

Von | 2023-09-18T07:49:54+02:00 18. September 2023|Allgemein|7 Kommentare

7 Comments

  1. Hafenpokal 18. September 2023 um 08:24 Uhr

    Sehr persönlicher sympathischer Erlebnisbericht, Toefting ! Bei mir war`s ein klein wenig ähnlich. Ich war als 10-jähriger immer begeistert bei Fussi in der großen Pause dabei, als Linksfüßer auf Linksaußen, hatte aber bei weitem nicht die Wendigkeit eines Messi 😉 und bin ziemlich oft “weggeschubst” worden. Ein einmaliges Erlebnis war ein großes Klassenspiel auf dem Grandplatz des Hinschenfelder FC. Hab davon heute noch eine kleine Narbe über der Kniescheibe. Bin dann geeigneterweise beim “Tenis” gelandet und da seit 45 Jahren begeistert am Start. Die Leidenschaft für Fussball als mitfiebernder Fan und Zuschauer mit späterer Dauerkarte beim HSV ist für lange Zeit geduldig geblieben und erst durch die haarsträubende Entwicklung der letzten Jahre zu einem Ende gekommen..

    • Gravesen 18. September 2023 um 09:09 Uhr

      Der alte Acker an der Stephanstraße, da habe ich als Jugendlicher für Meiendorf oft gespielt. Mein Vater hat dort 1. Herren gespielt und mein Großvater war Fördermitglied 🙂 Ich habe noch Steine vom Deepenhorn im Knie

  2. Der Lachser 18. September 2023 um 08:29 Uhr

    Moin,

    kann ich genau so unterschreiben Toeftinger 👍🏻

  3. Toefting 18. September 2023 um 10:49 Uhr

    Haha, unser Trainer damals in der 1. Herren des 1. FC Phönix Lübeck hat mal den Antritt zu einem Pokalspiel in Schönwalde verweigert, weil deren Grandplatz fast nur noch aus kleinen, spitzen Kieselsteinen bestand! 😉

    Die haben dann mit 60-minütiger Verspätung doch noch den Rasenplatz fertig gemacht und ich musste nach einem Kopfball nach 40 Min. den Platz mit einer klaffenden Platzwunde auf der Stirn verlassen, das war allerdings von einer Vorverletzung vom Küche renovieren, die dann bei dem Kopfball nur wieder aufgeplatzt ist. 😉

    Sogar die Zuschauer aus Schönwalde haben bei meinem Gang in die Kabine mit blutüberströmten Gesicht besorgt gefragt, was mir denn da passiert ist, und ob alles OK sei …

    Mit solchen Geschichten können wir hier doch ewig weitermachen …

  4. HorstRomes 18. September 2023 um 11:13 Uhr

    War in der Jugend Paulianer ((Wurde so erzogen). Spielte in der 3. C-Jugend gegen Niendorf am Vogt-Cordes-Damm. Ich war Aussenstürmer und wurde in der 1. Halbzeit dermaßen umgesäbelt, dass ich über den halben Grandplatz rutschte. Die Narbe habe ich immer noch. Glücklicherweise hatte ich meine Ärmel hochgekrempelt und war froh, dass nur meine Haut aufgerissen war und nicht mein Trikot! Ich hatte nur eins!

  5. Alex 18. September 2023 um 11:31 Uhr

    Ich hab’ auch noch eine schöne Geschichte: Am Sonntag, 06.03.2011 hat der nutzlose Versager Marek Erhardt aus persönlichen Rachegefühlen für sich entschieden, die Zukunft des HSV endgültig zu zerstören. Wir werden das weder vergeben noch vergessen. Irgendwann ist er fällig. ENDE

  6. Sportjournalist Scholz 18. September 2023 um 12:48 Uhr

    Danke für den Einblick. Staub wurde geschluckt und weiter 🙂

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