Die Nöhlbacke der Nation

Nein, an dieser Stelle ist nicht von Münchhausen Scholz die Rede, denn dessen Relevanz hört bereits in Niendorf auf, außerhalb dieses Stadtteils kennt den Insolvenzblogger kein Schwein und noch weniger Menschen interessieren sich für seine Meinung. Ich rede heute von Dietmar “Didi” Hamann, dem größten Spinner und Selbstdarsteller im deutschen Sportfernsehen. Der 59-fache deutsche Nationalspieler, der nach seiner Nichtnominierung für die WM 2006 aus der Nationalmannschaft zurücktrat, empfindet sich als so etwas wie das fußballerische Gewissen der Nation, es gibt nichts, absolut überhaupt nichts, woran er nicht etwas auszusetzen hat. Sei es nun die Rückkehr von Manuel Neuer ins Bayern-Tor, die Ernennung von Julian Nagelsmann zum Nationaltrainer, die Entwicklung der Bayern unter Thomas Tuchel oder neuerdings die Rolle Güdogans als Kapitän, Hamann findet per se erst mal alles Scheiße. Dabei sind seine Argumentationsstränge größenteils derart wirr und exklusiv, dass nur Kreaturen wie Hirnlosen ihnen folgen können, aber darum geht es auch gar nicht, denn Hamann’s Job ist es, zu polarisieren. Das ist seine Aufgabe und dafür wird der bezahlt. 

Dietmar Hamann (Sky), Benedikt Höwedes (Amazon) und Stefan Kuntz (Sat. 1) verdienen pro Einsatz zwischen 5.000 und 10.000 Euro. (Quelle: Kickfieber.de)

Nicht übel, oder. Am Wochenende oder nach einem Champions League-Spiel im warmen Studio sitzen, ein paar markige und unüberprüfbare Worthülsen absondern und im Anschluss mit € 10.000 in der Tasche den Saal verlassen, aber dafür wird auch etwas verlangt. Bei Hamann verlangt der Auftraggeber (SKY), dass er Sprüche raushaut, ehemalige Kollege anpisst und für Schlagzeilen sorgt, irgendwie eine ärmliche Existenz. Doch was hat der Atom-Experte Hamann nach seiner Profi-Karriere eigentlich gerissen?

Nach seiner Zeit als Spielertrainer bei Milton Keynes Dons unterschrieb Hamann einen Vertrag als Co-Trainer beim Zweitligisten Leicester City. Im Juli 2011 übernahm er das Traineramt bei dem englischen Fünftligisten Stockport County,[5] trat aber bereits im November desselben Jahres wieder von seinem Amt zurück, weil laut seiner Aussage versprochene Investitionen in die Mannschaft nicht realisiert wurden.[6]

Wow. Er war bis 2011 Trainer eines britischen Fünfligisten, also ungefähr Oberliga, und seither berufsmäßiger “TV-Experte” und Sülznase. Und diese überragende Karriere befähigt den Mann jetzt, über alles und jeden den Stab zu brechen, ich verstehe. Allerdings passt die TV-Figur Hamann wunderbar in das heutige Bild, welches immer mehr Zuschauer und Fans vom Fußball haben: Es geht nicht mehr um Objektivität, es geht um Sprüche, Sensationen und Verkauf. Und es geht offensichtlich um Illusion, wobei wir beim zweiten Thema des Tages sind, denn ich bin heute über dies hier gestolpert.

Das TikTok-Video einer jungen Frau, die bei einem angebotenen Jahresgehalt von 36.000 Euro und einem Obstkorb fast einen Nervenzusammenbruch erleidet, hat eine heftige Debatte über die Erwartungen und Ansprüche der Generation Z auf dem Arbeitsmarkt entfacht. Das Video, das von einer jungen Berlinerin namens Dana erstellt wurde, zeigt ihre Tränen und Verzweiflung, während sie sich über die aus ihrer Sicht ungerecht niedrigen Gehälter und offenbar skandalös wenigen Urlaubstage, die viele Unternehmen Berufseinsteigern in Vollzeitpositionen angeblich anbieten, beklagt. Dana, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat und in ihrer Freizeit Musik macht, scheint in dem Video überfordert und unzufrieden mit der Realität des Berufslebens. Sie äußert sich explizit: „Fick dich, lass mich in Ruhe mit deinen 36.000 Euro und mit deinem scheiß frischen Obst im Büro.“ Ihr Appell am Ende ihres Videos, in dem sie fragt: „Wann wachen wir endlich alle auf und checken, dass wir einfach nicht mehr arbeiten gehen sollten“, spiegelt die Frustration vieler junger Menschen wider, die sich von dem traditionellen Arbeitsmodell entfremdet fühlen.

(https://www.focus.de/finanzen/karriere/gen-z-junge-frau-rastet-aus-wegen-36-000-euro-im-jahr-und-scheiss-obst_id_242441308.html )

Was für ein Wahnsinn, dass man “Dana” nach Abschluss ihres Studiums nicht unmittelbar die Position des Geschäftsführers mit einem Porsche als Dienstwagen angeboten hat, ich bin in den Grundfesten erschüttert. Also, diese “Dana”, die in ihrer Freizeit Musik macht und scheinbar reichlich Zeit für gequirlte Scheiße wie Tiktok oder Instagram hat, ist bereits die zweite junge “Dame”, die an einem Leben zu scheitern droht, welches für Aber-Millionen anderer Artgenossen, die keinen Job haben und die nicht wissen, was sie morgen essen werden, eher nach Paradies klingt. Neulich las ich von einer jungen Amerikanerin, die, selbstverständlich in einem Tiktok-Video, einen mittleren Nervenzusammenbruch erlitt, als sie nach Ende ihres Studiums bemerkte, dass ihre Zukunft aus einem 8-stündigen Arbeitstag, fünfmal die Woche bestehen würde. Absolut unzumutbar, man hätte keine Zeit mehr für wichtige Dinge wie Freunde, Dating, Chillen etc. “Dana” nun wiederum appelliert an ihre 31 Follower, “dass wir einfach nicht mehr arbeiten gehen sollten”. 

Stimmt, “Dana”, ihr solltet alle am besten zuhause auf der Couch oder im Bett bleiben, sinnentleerte Videos auf Schwachsinnsplattformen für dünn angerührte Gesinnungsgenossen hochladen und euch dann am Ende des Monats wundern, warum ihr die Miete nicht bezahlen könnt. Oder eure Versicherungen. Oder euer Auto. Oder sollte ich so vermessen sein und über Renten reden wollen? Weder “Dana” noch die Amerikanerin wollen einer geregelten Arbeit nachgehen, aber sie wollen ein reichhaltiges Freizeitleben führen, wer dies allerdings finanzieren soll, das wissen sie Beide nicht. Natürlich könnte man die völlig berechtigte Frage stellen, ob man dieser “Generation Z” kollektiv ins Hirn geschissen hat oder ob die Mitglieder dieser Altergruppe systematisch lobotomiert wurden, aber ich denke, das Problem liegt tiefer. Ich befürchte, dass viele dieser Kreaturen denken, die Welt funktioniert wirklich wie bei Tiktok oder Instagram. Dass man ein paar idiotische Videos aufnimmt, irgendein Weltkonzern verpflichtet einen als sogenannter “Influencer” und wenige Tage später sitzt man zusammen mit Beyoncè auf einer 120 Meter-Yacht vor der Küste von Dubai und säuft eimerweise Bollinger. Ich muss dich enttäuschen, “Dana”, so läuft das nicht. Entweder, du kriegst den Arsch hoch oder du landest unter der Brücke und zwar vollkommen zu Recht. 

 

Von | 2023-11-11T07:42:22+01:00 11. November 2023|Allgemein|7 Kommentare

7 Comments

  1. Kobinho 11. November 2023 um 12:26 Uhr

    Zum zweiten Teil Deines heutigen Blogs: Ich glaube tatsächlich, dass die sozialen Medien einen unglaublichen Druck bei (nicht nur aber vor allem) jungen Leuten auslösen. Es besteht permanent die Angst, etwas zu verpassen. Außerdem muss man sich immer optimal präsentieren, ansonsten „hate“ und „shitstorm“.

    So aber gibt es keine Zeit mehr für mentale Erholung. Als Diagnose wird oft angeführt, dass Schule und Arbeit zu überfordernd sind. Das mag in einigen Fällen zutreffen, insgesamt sprechen aber der rückläufige Bildungsgrad und die zurückgehende Zahl an wöchentlichen Arbeitsstunden dagegen. Wenn Du permanent online und dadurch auf einem gewissen Stresslevel bist, machen die eigentlich alltäglichen Belastungen Dich schneller fertig.

    Das ist jetzt natürlich nur meine laienhafte Beobachtung der Entwicklung. Ich glaube gleichzeitig auch, dass unsereins in die gleiche „Falle“ getappt wäre, wenn es in unseren jungen Jahren schon dieses mediale Umfeld gegeben hätte. So aber hat man zwangsläufig dem Hirn mal Ruhe gegönnt, wenn man z.B. nicht mit Kumpels verabredet war.

  2. FohlenElf 11. November 2023 um 14:58 Uhr

    Mahlzeit Zusammen,
    tjoah…mal sagen Glückwunsch nach Kiel! Bay the way…hättest du mal lieber die “Fresse” gehalten, gell Meffo?!

    • Alex 11. November 2023 um 15:02 Uhr

      Und schon wieder schleicht er grinsend vom Spielfeld. Was für ein dämliches Arschloch. Vollkommen ungeeignet für Profifußball.

  3. BesuchausdemSueden 11. November 2023 um 15:00 Uhr

    Und da ist es mal wieder passiert. Die ganzen Sprücheklopfer in Verein und Hofpresse haben mal wieder eins drauf bekommen. Aber die Spieler werden ja “besser” und man ist eigentlich schon ein Erstligist ( ” 1,5 Klassen besser als Bielefeld) . Sie werden es aber nie lernen und auch in der kommenden Woche ihre Klappe wieder weit aufreißen.

  4. Sportjournalist Scholz 11. November 2023 um 15:18 Uhr

    Jetzt ein Journalist, so ein richtiger der den Meffo interviewt und zu seinen vorherigen Aussagen befragt.
    Gleiches gilt für Tim the Doofkopp Walter und Herr Boldt warum stehen sie im Football leaks, warum noch mal?
    Aber der Supertaffetoucher wird uns durch AllwaysbeenIdiot/Pissrinnenplantscher Kotzi und Hirnloser erklären lassen wie toll alles ist

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