Es möchte wohl kaum jemand bezweifeln, dass es sie gibt – diese sogenannten „Mechanismen des Marktes“ oder auch die „Gesetze des Profisports“, oder? Sie besagen, dass wenn „dies“ passiert, es „das“ zur Folge hat. Immer. Im Profisport heißt es u.a., wenn man die überaus gut dotierten Posten von Cheftrainern oder Sportchefs/Managern/Sportvorständen innehat und man hat über einen gewissen Zeitraum keinen messbaren Erfolg, dann ist man raus und wird ersetzt, so will es das Gesetz. Natürlich gibt es den einen oder anderen Verein (oder im US-Sport die sogenannte Franchise), da ist man mit etwas mehr Geduld ausgestattet, aber am Ende läuft es dann doch überall gleich. Denn – wenn man einen solchen Haufen Geld für vergleichbar simple Arbeit einsackt, dann muss man liefern und es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass ein Teil der Bezüge als sogenanntes Schmerzensgeld angesehen wird oder auch als Ausgleich dafür empfunden wird, dass man sich im Grunde auf einem Schleudersitz befindet. So machen es eigentlich alle und auch der KSV hat dies in der Vergangenheit so gehandhabt. Nun aber ist alles, denn im Volkspark gelten neue Gesetze, nur die Liebe zählt. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, denn die Verzeiflung, mit der man an der Sylvesterallee versucht, um jeden Preis „anders“ zu sein als die anderen Kinder, wird mit jedem Tag spürbarer.

Da ist zuerst einmal der Aufsichtsrat, der diesen Namen schon längst nicht mehr verdient. Denn ein Aufsichtsrat ist in einer AG ein sogenanntes Kontrollgremium, welches die Führungskräfte des Tagesgeschäfts überwachen und notfalls austauschen soll. Würde es in Hamburg jedoch einen funktionsfähigen Aufsichtsrat geben, wäre Judas Boldt bereits seit mindestens 2 Jahren Geschichte, denn der Mann hat alle Versprechen gebrochen, die man in ihn gesetzt hatte. Aber, wie gesagt, dieser Rat der Eierlosen existiert nur noch auf dem Papier, insofern hat ein Mitarbeiter mit einem Zeitvertrag weniger als nichts zu befürchten. 

Dann haben wir Judas selbst, die Mutter aller Intrigantenschweine, einen der größten Versager in der Geschichte des Vereins, der jemals für das sportlich-operative Geschäft verantwortlich war. Boldt ist nun im 5. Jahr in Hamburg und hat 5 verkackte Wiederaufstiege zu verantworten, eine Bilanz, mit der er bei anderen Verein bereits längst in der gleichen Wüste zu finden wäre, durch die weiland Daffeh gekrochen ist. Man beachte nur einmal den finanziellen Anspekt, hier am Beispiel der TV-Gelder. Der KSV erhält im Schnitt in der 2. Liga ca. € 17 Mio. pro Saison aus dem Fernsehtopf, zum Vergleich dazu ein paar ausgesuchte, halbwegs durchschnittliche Bundesligisten.

Stuttgart (in der Bundesliga): € 44 Mio., Bremen: € 40 Mio., Hoffenheim: € 60 Mio., Freiburg: € 65 Mio.

Nimmt man einen Betrag von € 42 Mio. als Mittelwert an, beträgt der Verlust für 5 Jahre in der zweiten Liga € 125 Mio. oder anders ausgedrückt: Hätte Boldt in seiner ersten Saison als sportlich Verantwortlicher das getan, wofür er fürstlich bezahlt wird und wäre der KSV seither Bundesligst und nicht sofort wieder abgestiegen, der Verein wäre allein durch die TV-Gelder um € 100 Mio. reicher. Aber das ist natürlich nichts das Ende, denn Wertzuwachs von Spielern durch das Spielen in der höheren Klasse, die Verpflichtung von wertvolleren Spielern etc. lässt sich zwar nicht exakt berechnen, ist aber Tatsache. Man könnte also locker behaupten, dass das „Wirken“ des sensiblen Regenjoggers den Verein irgendwas zwischen € 100 Mio. und € 200 Mio. gekostet hat. Spielt aber in den Überlegungen des nicht kontrollierenden Aufsichtsrats scheinbar keine Rolle. Hinzu kommt, dass auch Judas gern „anders“ sein und die Gesetzes des Marktes aushebeln möchte, denn er hält nun seit 2 1/2 Jahren an einem Trainer fest, von dem jeder weiß, dass er scheitern wird und niemand hält ihn auf.

Der Nächste bzw. der Letzte, der im Volkspark gern „anders“ sein möchte, ist der asoziale Bartfick, der primitivste und peinlichste Trainer, der sich je in der Volksparkruine an einer Wasserflasche festgeklammert hat. Walter versuchte erst in Stuttgart und dann später in Hamburg einen Fußball spielen zu lassen, der auf Sicht einfach nicht funktioniert, wenn man nicht Spieler wie Pique, Iniesta oder Xavi in seinem Kader hat. Unglücklicherweise hat der KSV Zauberer wie Johann Schönlauch, Schnecke Meffort, Holzfuß Ramos, Stolperjochen Daffeh oder Muh Miroheim in seinen Reihen und dann wird man sich immer wieder Slapstick-Tore einfangen, die das Ziel Aufstieg gefährden oder gar verhindern. Nun würde ein normaler Übungsleiter seine Taktik an den Fähigkeiten seiner Spieler ausrichten, aber Tom Laszlo möchte wie gesagt „anders“ sein und zieht das Ding auch in der 3. Saison so lange durch, bis am Ende wieder fette Fans mit Trikots und Stutzen heulend auf dem Rasen liegen und es nicht fassen können. 

Doch warum zieht Prolo-Walter seinen Suizidball weiter durch? Weil ihn kein Sportchef hindert. Warum ist Judas Boldt nicht längst aktiv geworden? Weil ihn kein Aufsichtsrat zwingt. Warum handelt der „Rat der Eierlosen“ nicht endlich so, wie es in seiner Jobbeschreibung steht? Weil Kühne es nicht befielt. In Hamburg zieht jeder sein eigenes Ding durch, natürlich auch deshalb, weil die Bude immer noch voll mit Schwachmaten ist. Am Ende wird es wieder den einen großen Verlierer geben: Den Verein. Doch tatsächlich wird es laufen wie immer: Boldt wird Walter feuern, der Aufsichtsrat wird Boldt feuern und alle werden sich angucken und schwer bedauern, dass man erneut (mindestens) 5 Jahre verschenkt hat. Denn eines sollte mal klar sein – dieser Verein ist nicht anders als die anderen. Im Gegenteil, er ist einfach nur beschissener geführt als der Rest.