Ich denke, jeder von uns wird es schon einmal erlebt haben, jedenfalls hoffe ich es – man ist verliebt. So richtig und mit allem Drum und Dran. Was in solchen Momenten passiert, ist teilweise logisch nicht zu erklären, es kann wohl auch gar nicht erklärt werden, denn die Logik und besonders der Verstand schalten ab. Selbst dann, wenn man sich im Grunde selbst sagt, dass die Geschichte höchstwahrscheinlich zu nichts führen wird, will man es sich nicht eingestehen, zu berauschend ist das Gefühl. Wenn Freunde, Bekannte oder Verwandte einem sagen, dass sie Bedenken haben, will man es vielfach nicht hören und nicht selten gehen Freundschaft in solchen Augenblicken in die Brüche, denn der Angesprochene ist für Argumente nicht empfänglich. Aber, und hier kommt erneut das große ABER, wir reden an dieser Stelle von dem Verhältnis zwischen zwei Menschen und nicht dem Verhältnis zwischen einem Menschen und einem Verein. Nach meinem Dafürhalten kann man sich für einen Verein begeistern, man kann sich über die Leistungen und Erfolge der Mannschaften dieses Vereins freuen und man sich sogar als Teil dessen empfinden, aber man kann diesen Verein nicht lieben. Denn am Ende nimmt dieser Klub mehr als er gibt.

Das, was teilweise und ganz besonders in den sozialen Medien abläuft, ist mit dem Begriff krank nicht ausreichend gewürdigt, dort herrscht teilweise Krieg und einige erwachsene Menschen führen sich auf wie enttäuschte Liebhaber mit Rachegelüsten. „Schönes“ Beispiel ist hierbei der Fall Daffeh, denn wenn man es wagen sollte, den sogenannten „Fans“ dort die Wahrheit, die sogar von dessen Anwalt und dem Gericht bestätigt wurde, nahezubringen, wird man übelst beleidigt, als Lügner, Bremer und am Ende selbstverständlich als Rassist bezeichnet, denn man muss ja ein Rassist und AfD-Wähler sein, wenn man die mittlerweile verbriefte Lügengeschichte des Identitätsbetügers anzweifelt. Doch was macht diese Menschen, die im realen Leben teilweise ehrbare Berufe ausüben, nicht unerfolgreich sind und wahrscheinlich normale menschliche Beziehungen zu führen in der Lage sind, zu blinden Fanantikern? Ich selbst wurde neulich auf Facebook von einer „Dame“ bepöbelt und natürlich bediente sie sich des gelernten Automatismus, denn als jemand, der die Daffeh-Geschichte vom Wüsten-Kriecher und Mittelmeerschwimmer bestreitet, musste ich laut dieser Kreatur unbedingt wahlweise Bremer oder St. Paulianer sein. Das Lustige: Die Tussi wurde im tiefsten Bayern geboren und lebte auch dort, sie kennt diesen Verein garantiert aus dem TV und war vielleicht schon einmal zu einem Wochenend-Trip in Hamburg, inkl. Volksparkruine und Miniatur-Wunderland. Ich dagegen bin in Hamburg-Eimsbüttel geboren, war jahrelang Mitglied, war unzählige Male im Stadion und habe 8 Jahre für den Verein gespielt. Wer könnte dem KSV nun eigentlich näher sein? Die Bäuerin aus Bayern oder ich?

Wie kann man bloß all die Realitäten ausblenden und sich seit so vielen Jahren eine eigene Wahrheit zusammenbasteln? Wie kann man nicht erkennen, dass dieser Verein seine Fans ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, bekanntlich werden demnächst die Eintrittspreise mal wieder erhöht. Leute, die sich über steigende Energiekosten auskotzen, nehmen diese Maßnahmen ohne Murren hin, ist ja für den guten Zweck. Ich werde das nie verstehen.

Ein kurzes Wort noch zur Situation Tom Laszlo Walter und dem Trainingslager in Canale Grande. Der KSV gewann bekanntlich zwei Spiele gegen Erstligisten mit 2:2 und früher wäre dies eigentlich ein Grund gewesen, einigermaßen zufrieden zu sein, immerhin hat man gegen höherklassige Gegner nicht verloren. Von Zufriedenheit kann ich allerdings wenig bis nichts erkennen, selbst die Erfüllungsgehilfen der Klopo schreiben: „Neues Jahr, alte Fehler“ und es passiert exakt das, was ich prophezeit habe, das Spiel auf Bewährung für den primitiven Bartpinsel kann nicht gutgehen. Jeder Fehler, jedes Gegentor, jeder Punktverlust wird ihm ab sofort doppelt und dreifach zugeschrieben, dabei frage ich wirklich, was die Leut erwartet haben. Wenn man seit 2 1/2 Jahren ein System durchdrückt, in zwei Relegationen gegen Bundesligisten damit scheitert, dann kann man nicht auf Knopfdruck befehlen, dass eine Mannschaft ab sofort anders agiert. Die Automatismen, die Abläufe, alles ist auf Walters Sparkassen-Tikitika ausgerichtet und er könnte auch ab sofort auf 5er-Kette umstellen, an der spielerischen Ausrichtung würde sich nicht besonders viel ändern.