Tja, warum wohl?

Ich zitiere das Hamburger Kampagnenblatt und könnte gleichzeitig den Blog damit beenden.

Wer sich in diesen Tagen beim Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) nach dem HSV erkundigt, der kann schon mal ein müdes Lächeln als Reaktion bekommen. Das hat allerdings weniger mit den sportlichen Leistungen des aktuellen Tabellenzweiten der Zweiten Bundesliga zu tun. Vielmehr ist den Mitarbeitern am Sievekingplatz nicht entgangen, dass der HSV inzwischen zu den Stammgästen des Ziviljustizgebäudes zählt, teilweise selbst verschuldet, teilweise auch nicht.

Wenn ich ehrlich bin, ich habe inzwischen den Überblick verloren, wie oft und aus welchen Gründen sich der KSV in der “Ära Slenderman” vor Gericht wiedergefunden hat und allein das sollte eigentlich jedem zu denken geben. Mutzel, Daffeh, Douglas Santos, Wüstefeld, wieder Daffeh, Vuskovic und wir reden nicht vom DFB-Sportgericht und dem Dauerauftrag, den der Verein aufgrund der Pyro-Vergehen seiner sogenannten “Fans” mittlerweile eingerichtet haben soll. Nein, wir reden von Zivilprozessen, bei denen es jedesmal um Hunderttausende oder gar Millionen, um Lügen, Betrug, Doping, Mobbing, Falschaussagen und Abfindungen geht und so gut wie jedesmal beteiligt: Boldt. Nimmt man dann noch eine Anhörung eines Senatsausschusses hinzu, dessen Teilnahme der einsame Regenjogger einfach mal schwänzte, nimmt man dann noch die Androhung von juristischen Schritten gegen Präsident Pinselreiniger hinzu, falls dieser nicht freiwillig aus dem Aufsichtsrat zurücktritt (auch hier war Boldt treibende Kraft), so wird irgendwann mal ein Schema deutlich, zumal der Mann selbst bekanntermaßen eine Football Leaks-Vergangenheit hat

Im Dezember 2018 veröffentlichte Der Spiegel im Rahmen seiner Arbeit mit Football Leaks den Artikel Schmutzige Allianz, wonach Boldt im Jahr 2015 ein Angebot an Swansea City für dessen Spieler Łukasz Fabiański, das in der Hauptsache durch dessen Beraterfirma vorbereitet worden sei, abgegeben habe. Fabiański habe erst im Jahr zuvor einen Vertrag mit einer Laufzeit über vier Jahre unterschrieben, wobei er in der abgelaufenen Spielzeit so gute Leistungen gezeigt habe, dass seine Berater anschließend deutlich bessere Konditionen für ihren Klienten gefordert hätten. Um Druck auf Swansea City auszuüben, hätten sie eine Offerte verfasst, in der Boldt deutliches Interesse an einer Verpflichtung Fabiańskis erkläre und ihm durch einen möglichen Abgang von Bernd Leno die Stammtorhüterposition im Verein anbieten könne. Boldt habe nach Kenntnisnahme dieses Schriftstücks ebenjenes Interesse an Fabiański schriftlich gegenüber dessen Beratern bekundet. Diese Nachricht sei anschließend durch die Berater an die Verantwortlichen von Swansea City weitergegeben worden, die sich nun mit dem Abgang ihres Stammtorhüters hätten befassen müssen. Die folgende Vertragsverlängerung Fabiańskis um ein Jahr habe den Beratern des Spielers ein niedriges siebenstelliges Honorar eingebracht. Der dargelegte Sachverhalt diente laut den Football-Leaks-Recherchen einzig der Bereicherung von Fabiańskis Beratern; ein Interesse an einem Wechsel habe weder seitens der Berater noch der Leverkusener vorgelegen. (Spiegel)

Und nun geht auch Anwalt Haase aus Berlin in Berufung, Streitpunkt ist immer noch die von Haase angemahnte Provision für den Douglas Santos-Transfers, die sich inzwischen auf mehr als € 2 Mio. summiert hat. Haases Begründung: 

Doch Haase soll seine Berufungsbegründung nun maßgeblich darauf aufbauen, dass Hoffmann eine Falschaussage vor Gericht getätigt habe. Ein harter Vorwurf, der auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich zöge. (Kampagnenblatt)

Schwer zu beweisen, aber wie bereits berichtet, wirkt es leicht seltsam, dass Ex-Vorstand Bernd Hoffmann monatelang erklärte, dass ohne Haase dieser Deal gar nicht zustande gekommen und durch Boldts Intervention sogar fast gescheitert wäre, während er in der Verhandlung dann plötzlich eine 180 Grad-Wende hinlegt und im Sinne des Intriganten und seines Ex-Arbeitsgebers argumentiert. Durchaus möglich, dass der Verein Druck auf seinen ehemaligen Boss ausgeübt und mit Regress gedroht hat, für den Fall, dass der Verein zur Zahlung verurteilt wird. Und bevor man plötzlich selbst finanziell mit reingerissen wird, passt man doch lieber seine Erinnerungen an, gell. Denn eine Frage konnte bisher von niemandem beantwortet werden: Wie kommt jemand wie Marcus Haase, Anwalt aus Berlin, der vorher nie etwas mit diesem Verein am Hut hatte, auf die verrückte Idee und behauptet, er hätte im Auftrag des KSV agiert, wenn nichts davon stimmt? Und wie erklären Boldt und Hamburger Gericht eigentlich, dass der sensible Regenjogger bereit war, dem Berliner Anwalt eine Summe in Höhe von € 400.000 zu bezahlen, wenn dieser doch nie im Auftrag des KSV unterwegs war? Bedauerlich für Haase, dass die Berufungsverhandlung ebenso wie der Prozess in Hamburg stattfindet und wie durchseuchte Hamburger Gerichte im Zweifelsfall für den KSV entscheiden, durften andere bereits am eigenen Leib erfahren. 

 

P.S. Was ist der Unterschied zwischen dem KSV und Hannover 96? Während Transfer-Forrest Judas Boldt in der Winterpause zwei Halbinvaliden holt, verkauft 96 seinen besten Mann für € 3,35 Mio. in die Türkei. Man stelle sich einmal vor, der KSV hätte Glatzel/Mützel zu Beginn der Rückrunde verscherbelt.

Übrigens – Münchhausen ist tatsächlich vor jedem Spiel in der Volksparkruine. Hier der Beweis:

 

 

Von | 2024-02-09T07:29:32+01:00 9. Februar 2024|Allgemein|12 Kommentare

12 Comments

  1. Lunde 9. Februar 2024 um 08:52 Uhr

    Eine Sache erschließt sich mir dabei noch nicht:
    Wie kann man als Anwalt so blöde sein ohne schriftlichen Kontrakt zu agieren?
    Wie hat Mama immer so schön gesagt:
    Gleich und Gleich gesellt sich gern.
    Oder es liegt am Namen?
    Meine Name ist Haase, ich weiß von nichts….

  2. Hein Bloed 9. Februar 2024 um 09:06 Uhr

    Hat der KSV eigentlich eine eigene Rechtsabteilung oder verdienen sich da externe Anwälte eine goldene Nase?
    Wobei das erste ja nicht das zweite ausschließt, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

    Münchhausen: Letzte Saison durfte er noch Brez’n verkaufen, welch ein Abstieg.

    • BesuchausdemSueden 9. Februar 2024 um 09:29 Uhr

      Genau das hab ich mich beim lesen des Artikels auch gefragt. Wer bezahlt die ganzen Honorare, Gebühren und sonstigen Kosten ? Eventuell ist es ja auch wie bei großen Konzernen (siehe Bayer, Deutsche Bank etc) wo Milliarden für etwaige Schadensersatzansprüche zurückgestellt werden . Vielleicht liegen ja deswegen die 30 Mio des Logistikers angeblich “unangetastet” auf einem Konto um kommende Prozesse zu bezahlen.

    • HamburgerJung70 9. Februar 2024 um 09:52 Uhr

      Nun, nach der Beerdigung des Mutzelvverfahrens fand sich die Aussage, das nächste Mal würde man sich einen Arbeitsrechtker nehmen. Fand ich ganz großartig, denn ICH hätte mir ja einen solchen schon genommen, BEVOR ich meinen leitenden Mitarbeiter absäge. Und selbst wenn es rechtlich “schwierig” ist, soll er mir zumindest sagen, wie ich das rechtliche Risiko minimiere bzw. meine spätere Vergleichsposition verbessere.

    • HamburgerJung70 9. Februar 2024 um 10:01 Uhr

      Nach meiner Erinnerung war es seinerzeit schon ganz großes Thema, dass H. die Gespräche an B. vorbei führte. Und ich bin auch ganz sicher, dass sich in irgendeiner HSV-Publikation der kleine Hinweis fand, dass man Hoffmann den Streit verkündet hat. In diesem Fall läuft H. Gefahr, seinerzeit für den Schaden (Honorar) zu haften. Ich kenne die Details nicht, aber ich halte anhand des beschriebenen Sachverhalts eine Eintrittspflicht Hoffmanns dem Grunde nach für durchaus plausibel. Die Frage wäre für mich, ob dem HSV wirklich durch Hoffmanns Pflichtverletzung ein Schaden entstanden ist (wenn nämlich der im Raum stehenden gesonderten (zusätzlichen): Honorarvereinbarung ein erhöhter Erlös gegenüber steht).

  3. Serioeser Kritiker 9. Februar 2024 um 11:01 Uhr

    Spannende Gedanken! Das Fussball-Business ist durch und durch korrupt und von halbseidenen Gestalten durchsetzt. Stand im Artikel nicht auch, dass Jattas Prozessgegner nur deswegen in Berufung geht, weil er eine Rechtschutzversicherung habe?

    • HamburgerJung70 9. Februar 2024 um 11:25 Uhr

      Wenn es eine gäbe, würde diese den Deckungsschutz verweigern, sofern keine Erfolgsaussichten bestünden. Wird dieser gewährt, ist dies ein Zeichen, dass ein rechtlicher (Teil)Erfolg zumindest denkbar erscheint.

  4. Alex 9. Februar 2024 um 13:54 Uhr

    Persönliche Haftung von Vorständen … ein spannendes Thema, was immer wieder mal auf den Tisch kommt und zu nichts führt. Wie sehr ich mir auch wünschen würde, dass die zahlreichen Vorstands-Versager dieser Welt, die so viele Unternehmen und Institutionen in den Untergang getrieben haben, so furchtbare Schäden angerichtet haben und so viel Leid verursacht haben, endlich mal für ihre Inkompetenz, ihr Versagen, ihre Gier, ihre Rücksichtslosigkeit, ihre Schuld persönlich haften würden und zwar so, dass sie nie wieder in ihrem Leben auf die Beine kommen, so sicher ist auch, dass sie sich fast immer ihrer Verantwortung entziehen können und von daher geht mir das Gesabbel um Hoffmanns mögliche persönliche Haftung im Fall Douglas Santos auf die Backen.

    Viel interessanter wäre doch herauszufinden, welche dunklen Mächte im und rund um den Verein einen Vorstand so unter Druck setzen können, dass er tatsächlich von der Wahrheit abrücken würde. Und wo wir schon dabei sind … wenn es beim HSV einen Verantwortlichen gibt, der für die Katastrophen, die er angerichtet hat, persönlich haften müsste, dann ist es ja wohl der inkompetente Totalversager “Didi” Beiersdorfer, der stammelnde Zauderschlumpf, der die Umsetzung von HSV Plus verkackt hat, dabei 100 Mio. € in den Sand gesetzt hat und dessen dümmliche Expertise solche Stilblüten wie “Einige Spieler haben Defekte.” hervorbrachte. Persönlich haften lassen und aus dem Verein rausschmeißen, für immer. Das wär mal was. ENDE

    • BesuchausdemSueden 9. Februar 2024 um 14:19 Uhr

      Das Thema bleibt in der Tat spannend. Mir sind erste Fälle aus den USA bekannt wo amerikanische Versicherer keine D&O Versicherung für leitende Manager und Vorstandsmitglieder mehr anbieten und wenn dann nur zu vollkommen utopischen Beiträgen.

  5. HorstRomes 9. Februar 2024 um 15:54 Uhr

    Ich habe die heutigen Eingaben mit Schaudern gelesen und mich kann eigentlich nur noch Galgenhumor dazu ermutigen gewisse Sportarten weiterhin zu verfolgen. Warum soll die Korruption und Profitgier nicht auch hier angesiedelt sein. Es wird von den Medien ja nicht besonders daraufhingewiesen, das ist eher die Ausnahme. (Beispiel einige Podcasts auf NDRINFO). Ich bin schon lange ab vom idealisierten Sportbild, aber gelegentlich will ich es auch gar nicht mehr wissen. Ich weiss schon, warum min Herz eher im unteren Amateurbereich angesiedelt ist. Dennoch danke ich heute für die ausführlichen Beiträge. Anbei: Bin sehr gespannt ob die zuständigen “Fachleute” beim großen KSV doch heimlich 2Liga geschaut haben , im Hinblick auf die neuen Standards bei 96 (Ecken und Freistösse)!

  6. Rhya 9. Februar 2024 um 18:40 Uhr

    „Denn eine Frage konnte bisher von niemandem beantwortet werden: Wie kommt jemand wie Marcus Haase, Anwalt aus Berlin, der vorher nie etwas mit diesem Verein am Hut hatte, auf die verrückte Idee und behauptet, er hätte im Auftrag des KSV agiert, wenn nichts davon stimmt? Und wie erklären Boldt und Hamburger Gericht eigentlich, dass der sensible Regenjogger bereit war, dem Berliner Anwalt eine Summe in Höhe von € 400.000 zu bezahlen, wenn dieser doch nie im Auftrag des KSV unterwegs war?“

    Und genau das ist der springende Punkt. Erfahrungsgemäß, und zwar aus eigener Erfahrung, ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein halbwegs renommierter Anwalt sich so verhalten würde. Natürlich gibt es immer irgendwelche schwarzen Schafe, aber von Abmahn-Anwälten und ähnlichem Gesocks, um mal ein Beispiel zu nennen, reden wir hier nicht. Nie im Leben kann ich mir vorstellen, dass der liebe Herr Haase das ganze einfach mal eben so behauptet. Keine Ahnung, was da im Hintergrund alles abgelaufen ist, aber ganz ohne wenigstens mündliche Absprachen irgendeiner Art, wird das Ganze nicht vonstatten gegangen sein. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass der ganzen Aktion nichts schriftliches zu Grunde lag. Durchaus verwirrend. So oder so, die Hamburger Justiz wird schon wissen, wem sie in der Sache Recht gibt. Leider.

    • Der Lachser 10. Februar 2024 um 11:12 Uhr

      Moin,

      diese Frage, der springende Punkt quasi, sollte sich jeder stellen, welcher nich vernebelt in seiner Hasivau Birne ist.
      Dat Problem dabei ist nur, es fragt niemand, es weist niemand, außer Grave hier, darauf hin…
      Dem seichten Fan isses zu blöde ala Hauptsache Hamburg gewinnt und ich kann Bier saufen und Bratwurst futtern und der Rest, welcher sich damit beschäftigen könnte und sollte, der schreibt und quatscht nur nach des Boldtschen Munde, Wagenburg halt… Einfach nur noch widerlich!

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