Heute veröffentlichte das Auftragsblatt im Nachgang zu den Ereignissen rund um die Choreografie beim Spiel gegen Jenny Elversberg folgenden Artikel:

https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article241778768/hsv-polizei-razzia-volksparkstadion-raum-ultras-durchsucht-fan-choreo.html

Im Volksparkstadion des HSV ist es am Mittwochnachmittag um 14.20 Uhr zu einer Razzia gekommen. Wie die Polizei Hamburg auf Anfrage bestätigte, durchsuchten eine Handvoll Beamte einen Raum, in dem die Ultras ihre Utensilien lagern. Um 15.50 Uhr, also nach eineinhalb Stunden, war der Einsatz beendet. Es wurden Beweismittel beschlagnahmt, die Ermittlungen des LKA dauern an. So soll ein Plakat einen zersplitterten Polizeihelm abgebildet haben, aus dem Blut lief. Nach Ansicht der Polizei stellt dieses Banner eine Straftat dar. Im Zuge der Ermittlungen wegen des Verdachts zur Aufforderung von Gewalt wurde ein 33-Jähriger identifiziert, der sich nach dem Zeigen des Plakats in dem nun durchsuchten Raum aufgehalten haben soll.

In der BILD wurde ebenfalls dazu berichtet, in einem frei zugänglichen Artikel:

https://www.bild.de/sport/fussball/hsv/hsv-wegen-blut-plakat-hausdurchsuchung-im-volkspark-87338542.bild.html

Wir werden aufmerksam beobachten, wie sich dieses Techtelmechtel zwischen Verein und Ultras weiter entwickelt, auch vor dem Hintergrund, dass demnächst ja die außerordentliche Mitgliederversammlung zur Änderung der Rechtsform ansteht und Esselsgroth, Freese und Konsorten die aktive Fanszene ja auf Kurs bringen müssen, um die Abstimmung wie immer zu einer Farce werden zu lassen. Das wird noch spannend.

Bis dahin möchte ich von einem Vorfall berichten, der unmittelbar mit diesen Vorgängen zu tun hat:

Unlängst trug sich folgendes zu. Der kleine Alex pilgert ja immer noch regelmäßig zu den Heimspielen, ganz entspannt mit dem Fahrrad am Stau vorbei und immer schön durch den VIP-Eingang vom Parkplatz weiß, wo es keine Schlangen an den Eingängen gibt. Zu den Kontrollen schreibe ich heute mal lieber nix, aber wer sich fragt, wie Zuschauer Pyro-Material ins Stadion bekommen, der wird dort Antworten finden.

Der Sitzplatz meiner Dauerkarte befindet sich in der Nähe der Pressetribüne im B-Rang, sodaß ich die Hofschranzen gut im Blick habe und die Anwesenheit von gewissen Journalisten-Simulanten direkt überprüfen kann. Direkt um die Ecke im Stadionumlauf befindet sich unter den Treppen vom C-Rang einer der Lagerräume der Ultras, nach jetziger Erkenntnis der in den Artikeln beschriebene Lagerraum. Dort kann man nach jedem Spiel ein immer wiederkehrendes Schauspiel beobachten. Je nach Spielergebnis kommen ca. 15 bis 45 Minuten nach Spielende locker 50-100 Ultras anmarschiert, um ihr Arbeits-Material dort reinzuschaffen. Und wenn man zufällig dort rumsteht und zu lange hinschaut und auch noch blöde grinst, dann kommen die adrenalin-geschwängerten Teenie-Ultras (wie Herr Brettschneider sie gern nennt) ganz fix mit pösen Blicken und eindeutigen Drohgebärden auf den unbedarften Stadionbesucher zu, sodass einem Angst und Bange werden kann, je nach eigenem Aggressionspotential kann das ganz leicht eskalieren.

An besagtem Abend war ich gerade am Telefonieren und hatte aufgrund der Eiseskälte warme Klamotten gewählt (blaue Bomberjacke und schwarze Beanie, also fast in HSV-Farben) und bemerkte zunächst gar nicht, dass sich drei von den pösen Jungs langsam annäherten, bis sich einer direkt vor mir aufpostete und sinngemäß ein „Ey, was guckst du?“ zum Ausdruck brachte, was Kaya Yanar im Original nicht hätte besser spielen können. Auch diese Situation hatte ich immer noch nicht als direkte Bedrohung wahrgenommen, weil die Jungs weder groß noch stark wirkten und mein Telefonat auch wirklich wichtig war. Als sie dann immer näher kamen, drängte sich plötzlich eine Tante mit gelber Warnweste dazwischen und signalisierte mir unmissverständlich, dass ich besser verschwinden solle, nahm mich dann höflich aber bestimmt zur Seite und scheuchte gleichzeitig den immer größer werdenden Auflauf von Ultras weg, was zu meinem Erstaunen auch ohne Murren befolgt wurde.

Das fand ich dann doch so bemerkenswert, dass ich nach Beendigung des Telefonats mit der Dame ins Gespräch kam und sie erstmal fragte, wer sie denn überhaupt sei. Nachdem ich zunächst meine Dauerkarte vorzeigen sollte, um mich von dem Verdacht des Ausspähens als feindlicher Auswärts-Fan freisprechen zu können, erklärte sie mir dann, dass sie eine Fanbetreuerin vom Deeskalationsteam der aktiven Fanszene wäre, die sozusagen aufpasst und immer dabei ist. Sie hat dann durchblicken lassen, dass diese Situation ohne ihre Anwesenheit sicher eskaliert wäre und kein gutes Ende genommen hätte und ihr credo war: Nicht provozieren, nicht lamentieren, einfach nur verschwinden.

Rückwirkend betrachtet fand ich das einerseits sehr überzeugend, andererseits auch wieder erschüttend. Da ich aus dem Alter raus bin, wo man sich auf solche Konfrontationen einlässt, wurde diese Situation also gut aufgelöst, aber es bleibt natürlich ein Geschmäckle, wie es sein kann, dass man die gewaltbereiten Ultras mittlerweile sogar im Stadionumlauf eskortieren muss, um zu verhindern, dass friedliche Zuschauer, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort im eigenen Stadion (!) sind, nicht einfach plattgemacht werden. Und dieser Bereich vor den Türen des Lagerraums ist nun wirklich nicht als Epizentrum einer Prügel-Location zu identifizieren, da laufen nach dem Spiel tausende von Zuschauern dran vorbei und nicht wenige halten auch nochmal inne, wenn das Gedränge auf den Treppen zu stark ist.

Im Kontext zu den anderen Horrorgeschichten, über die hier schon berichtet wurde und in Anbetracht des Umstandes, dass der Verein diese Zustände nicht nur toleriert, sondern auch aktiv fördert, kann man nur von einer weiteren Bankrotterklärung sämtlicher verantwortlicher Gremien des Vereins sprechen. Und diese Situation ist ein weiterer Grund, warum der HSV schon lange nicht mehr mein Verein ist. ENDE

 

 

Das obige Video ergänzt meine Antwort auf die Frage des geschätzten Users FohlenElf. 👋