Zuerst einmal, weil es sich so gehört: Vielen Dank an Alex für den erschütternden und entlarvenden (natürlich der Inhalt) Gastblog, ich bin sicher, dass da medial noch etwas folgen wird. 

Doch wo wir schon bei Wahrheiten und Enthüllungen sind, möchte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und aus einem weiterem bemerkenswerten Artikel von Daniel Jovanov zitieren, der kürzlich in der ZEIT erschien und den die Meisten wegen der Bezahlschranke wohl verpasst haben dürften. Die Überschrift  des Artikels lautete „Nur ein einflußloser Fan“?“ Ich zitiere Teile und kommentiere anschließend

Klaus-Michael Kühne ist als Anteilseigner des Hamburger SV mächtiger als je zuvor. Und der Fußballclub sorgt dafür, dass das auch so bleibt

Aber er, Kühne, habe eben nichts zu sagen. Selbst in der Welt des hanseatischen Understatements dürfte das eine maßlose Untertreibung sein. Kein Einzelaktionär hält so viele Anteile am HSV wie der 86 Jahre alte Milliardär. Und wer sich im Club gegen Kühne stellt, für den geht das in der Regel schlecht aus. Das erlebte zuletzt Vereinspräsident Marcell Jansen. Vorstand Jonas Boldt könnte der Nächste sein. 
 
Diese Rechtsform soll die Einflussmöglichkeiten der Aktionäre begrenzen: Sie können keinen Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden, der den Vorstand kontrolliert. Kühne würde seinen Einfluss jedoch behalten, mit ihm hat man sich darauf geeinigt, dass er weiter einen Kandidaten in den Aufsichtsrat schickt. Deshalb ist er bereit, die Umstrukturierung mitzutragen.
 
Jansen wagte den Machtkampf mit Kühne – und verlor
Der geplante Umbau ist auch eine Reaktion auf ein Angebot Kühnes. Im Herbst 2022 hatte er vorgeschlagen, für 120 Millionen Euro etwa die Hälfte der bestehenden Anteile an der AG zu übernehmen und noch mehr Vertreter in die Gremien zu entsenden. Das war von Marcell Jansen ausgeschlagen worden. Er leitet das Präsidium des Vereins, der mit 75 Prozent der Hauptaktionär der HSV Fußball AG ist, und war zudem lange Mitglied im Aufsichtsrat. Nach dieser Zurückweisung sagte Kühne im Interview mit dem manager magazin, die »Schlacht« sei »noch nicht geschlagen«. Er sollte damit recht behalten. 
 
Während Jansen in den vergangenen Jahren immer mehr an Rückhalt verlor, ist Kühnes Einfluss gewachsen: Markus Frömming, Kühnes Abgesandter im Aufsichtsrat, ist dort inzwischen der stellvertretende Vorsitzende. Mit den Vorständen Boldt und Huwer steht Frömming in regem Austausch. Kühne pflegt zudem Kontakt zu einem weiteren Aufsichtsratsmitglied, dem Bankier Hans-Walter Peters, der den Finanzausschuss im Aufsichtsrat leitet. So weiß Kühne über vieles Bescheid, was im HSV besprochen wird.
 
 
 
 
 
 
Im Machtkampf zwischen Kühne und Jansen schlug sich auch Lena Schrum als drittes Aufsichtsratsmitglied auf Kühnes Seite. Der vierte Aufsichtsrat Stephan von Bülow ist Geschäftsführer der Block-Gruppe, deren Eigentümer, Eugen Block, Jansen öffentlich als »überforderten Zauderer« abkanzelte. Der fünfte Aufsichtsrat, Henrik Köncke, ist Angestellter bei der Reederei Hapag-Lloyd, an der Kühne 30 Prozent der Anteile hält – vielleicht nicht die beste Voraussetzung, um sich offen gegen Kühnes Willen zu stellen. Und der sechste Aufsichtsrat und Vorsitzende dieses Gremiums, Michael Papenfuß, sitzt zwar mit Jansen zusammen im Vereinspräsidium, hat aber die wachsende Abhängigkeit des HSV von Klaus-Michael Kühnes Geld zugelassen 
 
Besonders deutlich wurde das am 13. Dezember 2023, als sämtliche Anteilseigner, die Aufsichtsräte, die beiden Vorstände sowie das HSV-Präsidium zur jährlichen Hauptversammlung zusammentrafen. Auf der Tagesordnung stand die Zustimmung der Aktionäre zur Übertragung der Aktien von Wüstefeld an die HanseMerkur. Eigentlich eine reine Formalie, denn das Präsidium, das den Verein vertritt und damit den Aktionär mit der absoluten Mehrheit der Anteile, hatte den Verkauf ja angebahnt und stimmte ihm folglich zu. Die erste Überraschung gab es bereits im Einladungsschreiben des Vorstandes: Vertreter der HanseMerkur, also des zukünftigen Anteilseigners, wurden nicht eingeladen. Ein im Wirtschaftsleben unüblicher Vorgang, der für Irritationen sorgte. 
 
Bei der Hauptversammlung eskalierte die Situation. Diesmal richtete sich die Kritik aber nicht nur an Jansen, der gar nicht anwesend war, sondern an das gesamte Vereinspräsidium. Man fühle sich beim Einstieg der HanseMerkur übergangen, führten die Kleinaktionäre aus. Auch der Vorstand sei auf Wunsch der HanseMerkur nicht vorab über den vereinbarten Kauf der Aktien informiert worden. Formal ist dagegen nichts einzuwenden, doch es verrät viel über das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen dem Hauptsponsor und den Vorständen. 
 
Die Ausführungen aus dem Protokoll der Hauptversammlung geben allerdings nur einen Teil der Vorgänge wieder. Wie die ZEIT von Teilnehmern erfuhr, wurde das ganze Vereinspräsidium zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Bei dem Deal mit der HanseMerkur handele es sich um eine »große Katastrophe für die HSV Fußball AG«, sagte demnach ein Teilnehmer der Sitzung. Diese sollte offenbar durch größtmöglichen Druck noch verhindert werden. Denn mit einem sofortigen Rücktritt des Präsidiums wäre die Hauptversammlung nicht mehr beschlussfähig gewesen und die HanseMerkur nicht Aktionär geworden. 
 
Daraufhin sei ein zweiter Sabotageversuch unternommen worden. Ein Anwesender habe angeregt, der Aufsichtsrat könne dem Vorstand erlauben, den Beschluss der Hauptversammlung, die Anteile auf die HanseMerkur zu überschreiben, nicht auszuführen. Doch nachdem Thomas Wüstefeld, der seine Anteile verkaufen wollte, mit seinen Anwälten drohte, habe der Aufsichtsrat das abgelehnt. 
 
Klaus-Michael Kühne spielt der Konflikt in die Karten. Denn die HanseMerkur ist als sein potenzieller Gegenspieler unter den Anteilseignern isoliert. Als Kühne sagte, er wünsche sich Magath als »Trainer oder Sportdirektor«, war das auch ein Angriff gegen Jonas Boldt. Seitdem ist nach Informationen der ZEIT die Stimmung im Aufsichtsrat gegen Boldt gekippt. Der hat schnell Steffen Baumgart als neuen Trainer präsentiert und damit Zeit gewonnen. Sollte Baumgart jedoch scheitern und der Aufstieg nicht gelingen, ist Boldt am Ende der Saison Geschichte
 
 
Nun denn, soviel zur großen KSV-Familie, zur Liebessekte, bei der sich alle Beteiligten pausenlos in den Armen liegen. Alles Bullshit, denn tatsächlich geht es beim KSV, wie immer, um persönliche Eitelkeiten, um Machtverhältnisse, um Erbhöfe. Boldt erklärt den eigenen Hauptsponsor als „große Katastrophe für den KSV“, weil ihn die HanseMerkur mit einem Vertreter im AR  kontrollieren würde. Kühne will keine andere Götter neben sich, der Aufsichtsrat ist ebenso heillos zerstritten wie das Präsidium und der größte Sponsor des Vereins ist vor aller Augen brüskiert. Wer jetzt noch behauptet, dass es all die Clowns dort nur um den Verein geht, sollte dringend die Medikamenten-Einstellung überdenken. 
 
Natürlich versucht das Kampagnenblatt unmittelbar mit einem gesteuerten Artikel über den seichten Tribünenadler Köncke gegenzusteuern, also dem Köncke, der innerhalb eines Jahres ganz schnell gelernt hat, wie der Hase beim KSV läuft. Von Jansen in den Aufsichtsrat geholt, ließ er seinen Fürsprecher ohne Skrupel über die klinge springen, als dieser sich für einen Entlassung Boldts aussprach. Dieser ganze Verein ist sowas von widerlich.