In Deutschland ist Frühling und was das für den KSV und seine Anhänger bedeutet, dürfte jedem klar sein. Wenn viele Menschen in dieser Zeit anfangen, ihren jährlichen Heuschnupfen zu bekommen, bekommt der Verein aus dem Volkspark die große Flatter, jedes Jahr zur gleichen Zeit reißt man traditionell das mit dem Arsch ein, was man sich in den Monaten zuvor mit viel Mühe und noch mehr Geld aufgebaut hatte und das Erstaunliche daran: Mit immer anderen Spielern, mit meistens anderen Trainern. Die Frühjahrs-Depression scheint also kein personelles, sondern eher ein mentales Problem zu sein, aber es nicht nur das und damit kommen wir zum Thema des heutigen Blogs. Immer wieder, zumeist zwischen März und Mai, werden die gleichen Fragen gestellt, auch mir. Es werden die gleichen Maßnahmen diskutiert und alte sowie neue Namen durchs Dorf getrieben. Kernpunkt der Diskussion: Was müsste man tun, um diesen Verein (wieder) erfolgreich zu machen oder zumindest zurück ins deutsche Oberhaus zu führen. Wie immer fallen dann Namen wie Magath oder Hoogma, viele verlangen die (mehr als überfällige) Ablösung von Nullperformer Judas Boldt, einige wollen schon wieder einen neuen Trainer und und und. 

Meine Antwort auf so gut wie jede Variante, jede Personalie, jeden gewünschten Rauswurf ist eigentlich immer dieselbe. Und dann? Was denkst du, was dann passiert? Schmeißt man Zonen-Steffi Baumgart(en) wieder raus, kommt der Nächste, aber der muss dann auch mit einer Mannschaft arbeiten, bei der das Versagen als Erfolg gilt, die gelernt hat, dass es wichtiger ist, „bei sich zu bleiben“, anstatt zu reagieren. Sicher, man könnte (und müsste) Boldt endlich vor die Tür setzen, aber was dann? Wer traut diesem Aufsichtsrat aus Ex-Bankern, Burger-Brätern, Tribünenadlern, Feuerwerkern und Nachhaltigkeits-Tussis denn zu, einen wirklich kompetenten Mann zu holen und selbst wenn, müsste dieser mit den komplett kaputten Strukturen (SC, Aufsichtsrat, Beirat etc.) in einem Vereinskonstrukt arbeiten, das inzwischen verworrener ist als das von Rene Benko. Man könnte den Trainer feuern, den Sportvorstand feuern, die halbe Mannschaft austauschen und sogar den Aufsichtsrat neu besetzen, es würden immer noch sowohl Strukturen wie auch Vereins-DNA zwischen dem KSV und dem Erfolg stehen, mal ganz unabhängig davon, dass all diese Veränderungen selbstverständlich absolut unrealistisch sind. Indiz: Wie oft hat man schon gedacht, dass ein neuer Trainer eine signifikante Veränderung/Verbesserung herbeiführen würde? Wie oft hat schon gedacht, man hätte mit einem Transfer ein goldenes Händchen gehabt? Und wie oft musste man nach kürzester Zeit erkennen, dass man erneut in den Topf mit Scheiße gegriffen hatte? 

Tatsächlich sind es weniger die handelnden Personen, die dem Erfolg im Wege stehen, es ist der Verein selbst. Es sind Gremien wie dieser kranke Beirat, der allein entscheiden kann, wer sich zur Wahl des e.V.-Präsidenten aufstellen lassen kann und wer nicht und der entscheidet, wer in den Aufsichtsrat darf und wer nicht. Es sind die Strippenzieher aus dem SC, die intern ihre Pfründe verteidigen und sich prokativ in Personalentscheidungen einmischen und es ist Kühne, der mit seinem Einfluss massiv auf Entscheidungen einwirkt, wenn er selbst auch das Gegenteil behauptet. Wer signifikante Veränderungen möchte, sollte bedenken, dass es innerhalb des Vereins zuviele Profiteure gibt, die genau diese Veränderungen verhindern wollen, um ihren Status zu erhalten. Nein, dieser Verein ist ein totkranker Patient, dem auf Sicht gesehen nicht mehr zu helfen ist. Hätte man die Krankheit 2014 nicht nur erkannt, sondern auch erfolgreich therapiert, es hätte etwas werden können, aber das hat man nicht. Man hat die Namen und die Rechtsform geändert, aber weder den Verein selbst noch seine verseuchte DNA. Heute ist es zu spät, die Geschwüre haben sich durch den gesamten Klub vermehrt und sind nicht mehr in Gänze zu entfernen. 

Betrachtet man den Status Quo, so war der KSV einmal die Nr. 13 in Europa, heute ist man Nr. 22 in Deutschland. Man ist die Nr. 4 in der zweiten Bundesliga und die Nr. 2 in Hamburg und nicht wenige der sogenannten „Fans“ sind fein damit. Sie vertreten die Meinung, dass man lieber in der Spitze der zweiten Liga spielen, als sich in der Bundesliga an jedem Wochenende einem Schlachtfest widmen sollte, denn voller als z.Zt. könnte die tropfende Volksparkruine nicht mehr werden. Man gewinnt öfter als man verliert (jedenfalls ist das meistens bis zum März so) und außerdem hat Judas Boldt den Verein bekanntlich geeint und ihm ein neues Profil verpasst. Problem ist nur, dieses Profil ist das Profil eines Loser-Vereins, einer verbrieften Wohlfühloase und die Heimat einer kranken Liebes-/Wagenburgsekte und all dies ist nicht mehr rückgängig zu machen. Zudem kommt noch hinzu, dass viele der heutigen Stadionbesucher den KSV bewusst gar nicht mehr als Bundesligisten kennen, schon gar nicht als halbwegs erfolgreichen, insofern fällt jeglicher Anspruch auf „mehr“ komplett unter den Tisch. 

Ich war im Stadion, als der KSV 4:4 gegen die Weltauswahl von Juventus Turin spielte und ich war in München dabei, als der KSV die Bayern nach mehr als 20 Jahren erstmals wieder schlug (Demel, de Jong). Diese Zeiten werden nicht zurückkommen, weil sie gar nicht zurückkommen sollen. Und selbst, wenn man all diese Selbstoptimierer, Abgreifer und Manipulatoren ausradieren würde, blieben da immer noch die bestechlichen Schmierlappen aus der Abteilung Hofbericht, teilweise seit mehr als 20 Jahren „im Amt“ und so ekelhaft, dass man durchgehend kotzen möchte. Es macht einfach keinen Sinn mehr.