Lieber Hamburger Sport Verein,

du warst einmal wichtig für mich, sogar sehr wichtig. Ich habe als 10-Jähriger mit dem Fußball in einem Verein begonnen, dem Meiendorfer SV. Grandplatz am Deepenhorn, ich habe heute noch Steine von dem Acker in den Knien. Und obwohl ich jedes Wochenende in Gelb/schwarz auf dem Platz rumrannte, war ich eigentlich immer eine Rothose. Erst später als Erwachsener führte mich mein Weg dann auf die Rasenpätze in Ochsenzoll. In all den Jahren, die ich mich für Fußball interessierte, war ich HSVer. Ich stand als 15-Jähriger in der Westkurve, Block F (Block E habe ich mich nicht getraut). Regen, Schnee, Wind, Minustemperaturen, völlig egal. Wenn mein HSV gewonnen hatte, war mein Wochenende gerettet, wenn er verloren hatte, was in den 80er Jahren nicht so oft passierte, war ich ungenießbar. 

Das alles hielt sich viele Jahre, im Grunde bis 2012. Dann begann ich diesen Blog zu schreiben und im Zuge dieser Arbeit bekam ich mehr und mehr einen Eindruck davon, wie in diesem Verein gearbeitet wurde. Oder eben nicht. Heute muss ich sagen: Leider, denn mein Verhältnis zu meinem Verein und zum Profifußball generell wurde ein anderes, musste ein anderes werden. 2013/14 erlebte meine Begeisterung für den Verein eine Art Renaissance, eine Wiedergeburt. Denn es ging darum, diesem Verein zu helfen, ihn zu retten. Das Vorhaben Ausgliederung gelang und wurde umgehend pervertiert. Seither sind meine Emotionen, was diesen HSV betrifft, auf ein Minimum reduziert worden, eigentlich noch darunter. Heute ist mein Wochenende nicht mehr im Eimer, wenn der Verein verliert, heute ist es mir schlicht und ergreifend egal. Sollen sie absteigen, sollen sie aufsteigen, gewinnen oder verlieren. Mein Wohlbefinden steht in keinem Zusammenhang mit irgendeinem Ergebnis. 

Gestern nun, lieber HSV, hast du deinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht, doch wer dich so kennt, wie ich dich inzwischen kenne, der weiß, dass dies noch nicht das Ende ist. In Zeiten, die wir bisher nicht kannten und die viele Ältere an Zeiten während und nach dem zweiten Weltkrieg erinnern, lässt du dich, lieber HSV, von einigen wenigen Intriganten zerreißen. Erwachsene Männer, Gehalts-Millionäre, die ihre eigenen Interessen über die des Vereins stellen. Intriganten, die gegen eigene Kollegen vorgehen. Diese bei den Journalisten ihres Vertrauens markieren und wie üblich ihre eigene Agenda verfolgen. Jemand wie Frank Wettstein, dessen einzige Existenzberechtigung seine Nähe zu “Gönner” Klaus-Michael Kühne ist, kommt mit seiner Brandstiftung tatsächlich durch. Eine lächerliche PR-Sprechpuppe wie Marcell Jansen, auch nur im Amt, weil ihm der Gönner wohlgesonnen ist, soll in Zukunft das Kontrollgremium führen. 

Wer diesen Blog regelmäßig liest, wird wissen, dass sich mein Mitgefühl für Bernd Hoffmann nicht nur in Grenzen hält, es ist nicht vorhanden. Denn ich hatte exakt diese Entwicklung vor zwei Jahren prophezeit. Die Art und Weise jedoch, wie dieses Procedere wieder einmal über die Medien gespielt wurde, wie sich “mein” Verein in Zeiten von Corona vor der ganzen Welt lächerlich macht, ist unerträglich. Und deshalb ist dies spätestens seit heute nicht mehr mein Verein. Da ihr es nun ja durchgezogen habt, macht es doch offiziell. Firmiert um und nennt den HSV ab sofort KSV. Kühnes Sport Verein. Und in Zukunft entscheidet dann ein Gremium aus Calmund, Struth und Frau Kühne, welche Spieler die Sportvorstand-Marionette ansprechen darf, ob sie nun Boldt heißt oder Mickey Mouse. Unter diesen Voraussetzungen wird sich nie wieder ein ernstzunehmender Kandidat irgendeinen Posten bei diesem Verein antun, aber das ist ja auch nicht mehr notwendig. Denn entschieden wird ab sofort wahlweise auf Mallorca oder in Schindeleggi. Und das von einem Mann, der vom Fußball soviel Ahnung hat wie ich von Origami. 

Man muss sich das mal bildlich vorstellen. Da leitet in den Zeiten der größten Krise der letzten 70 Jahre ein Intrigant diesen Verein, der Anfang November seinen Vertrag verlängerte und im März erklärt, er wolle nicht mehr mit seinem Vorstandskollegen Hoffmann zusammenarbeiten. Der Kollegen wie Beiersdorfer, Hilke, Knäbel, Bruchhagen  etc. erfolgreich mobbte und wie von Zauberhand als Einziger überlebte, ohne jemals Leistung abliefern zu müssen. Begleitet wird diese Schranze nun von einem Sportchef-Darsteller, der Transfer wie Kinsombi, Amaechi, Ewerton, Harnik, Pohjanpalo etc. zu verantworten hat. Der es schaffte, Spieler wie Steinmann, Ferati, Behrens, Drawz und Janjicic erfolgreich zu verschenken. Der es aber nicht schaffte, Vögel wie Papadopoulos und Wood loszuwerden. Dem Herrn sei Dank für sein Netzwerk. 

Um es zum Schluss noch einmal deutlich zu sagen, ich habe nichts gegen Investoren im Profifußball, aber ich habe etwas gegen aktiven Schwachsinn. Und eben dieser ist seit gestern im Volkspark Programm. Dabei wird es lustig zu beobachten sein, wenn Kühne mit seinem Freund Marcell und dessen neuen Freunden die Geduld verliert, denn Kühnes Lunte ist bekanntlich kurz, wenn mehr verloren als gewonnen wird. Ich bin immer noch ein Freund des Fußballs, aber das, was dort an der Silvesterallee passiert, ist nicht mal mehr Comedy, das ist einfach nur noch peinlich. Insofern – macht’s gut mein HSV. War nett mit dir. 

Ein HSV, der von einer Lachpille wie Marcell Jansen geführt wird. Wer mir das von 10 Jahren gesagt hätte, ich hätte ihn einweisen lassen. Der Vogel,  der zwischen 2008 und 2015 eines der Gesichter des Vereins-Niedergangs war, der bereits als Spieler seine Kompetenzen überschritt, als er im Alleingang zu Kühne reiste, um für sich einen besseren Vertrag rauszuschlagen. Der in seiner Zeit beim HSV insgesamt 912 Tage verletzt ausfiel, in 7 Jahren. Ganz Deutschland lacht über diesen Verein. 

P.S. Man kann übrigens auch über etwas schreiben, wovon man kein Anhänger ist. Soll der Objektivität angeblich nicht schaden.

Von | 2020-04-01T07:59:46+02:00 29. März 2020|Allgemein|14 Kommentare

14 Comments

  1. Freundchen 29. März 2020 um 08:20 Uhr

    Es ist sooo unendlich schlecht und peinlich, was dort gestern abgelaufen ist. Faszinierend, wie Du dieses Szenario auf den Punkt beschrieben hast, für das man eigentlich keine Worte findet….danke dafür.

  2. Leo Kirch 29. März 2020 um 09:20 Uhr

    Damit ist alles richtig gesagt. Nun kann man warten bis die ersten Retourkutschen aus der Hoffmann-Ecke durchgesteckt werden. Denn den Abgang wird BH nicht ohne Nebengeräusche hinnehmen.

    • Sven 29. März 2020 um 11:49 Uhr

      Würde ich mir noch nicht allzu viele Hoffnungen machen, solange während der Vertragslaufzeit die Überweisung pünktlich kommt.

  3. Maddin der Erste 29. März 2020 um 09:29 Uhr

    Bin mal gespannt wie lange Dieter es mit macht die Wunschaufstellung per SMS oder Whattsapp aus der Schweiz zu bekommen.?

  4. Marco 29. März 2020 um 09:50 Uhr

    Das ist so traurig und wahr.

    Bei mir war es auch gelbschwarz (ETSV Altona), bei mir war es auch Block F.

    Machs gut mein HSV.

  5. Volli 29. März 2020 um 10:37 Uhr

    Leider hab ich in meinem naiven Kopf bis gestern noch die Hoffnung gehabt, dass sich auch ohne Pleite und Totalabsturz vielleicht was ändert. Falsch gedacht, und Mitgliedschaft gekündigt. Bin mal gespannt was passiert, wenn Familie Kühne irgendwann mal den Weg ins Paradies antritt!

  6. Bidriovo 29. März 2020 um 11:20 Uhr

    Kicker und Sky haben es bereits kommen sehen. Hoffmann zu entfernen ist ihrer Meinung nach unumgänglich gewesen, um größeren Schaden vom Verein fernzuhalten. Nach Jurek Rohrbeck (Sky) hat Wettstein in den zurückliegenden Jahren gute Arbeit geleistet… Und M. Jansen wird bereits der Weg analog zu B. Hoffmann in den Vorstandssitz skizziert (Sky). Was in Rohrbecks Augen eine erfolgsversprechende Sache wäre… Was ist da los? Es ist peinlich, was die Sportnachrichtendienste rund um den Fußball für Steigbügelhalter sind.

  7. jusufi 29. März 2020 um 11:32 Uhr

    Die Speichellecker sind doch nicht ernst zu nehmen. Sie können oder wollen nicht unabhängig über das berichten, was ihre einzige Daseinsberechtigung als Prekariatsjournalisten darstellt!

  8. VSabi 29. März 2020 um 15:00 Uhr

    Dieser Verein der seit Jahren in der Führung von Luschen geführt wird hat es entgültig geschafft zum Abschaum im Fussball zu werden. Corona wird ignoriert und eine Herde von Vollpfosten schachert nach Positionen um ihr Ego zu befriedigen. Hoffmann, sicher kein Sympathieträger wird von einem Versager und Trickser mit Hilfe eines Intriganten in die Wüste geschickt. Ein Stiefel-Knecht des Möchtegern-Gönner wird zum Aufsichtsrat-Vorsitzenden und wird Zeitnah Vorstandschef. Für Kühne, ein Mensch ohne Charakter, wieder ein Stück näher den HSV für kleines Geld zu vereinnahmen. Wie lange ist es noch zu ertragen, bis dieser Verein endlich eliminiert wird ?
    Leider haben die Schmierlappen und Stümper-journalisten der Hamburger Medien hier jahrelang die Augen verschlossen um auch an den Futtertrögen sich zu bedienen.
    Wenn kleine Lichter vom Kicker und von Sky die Arbeit von Wettstein und Jansen in den Himmel loben, dann kann man nachvollziehen, wie verblödelt die Medien sind.
    Herrn Kühne wünsche ich viel Spass im Umgang mit Speichel-Leckern und Ja-Sagern, die seine Fussballinkompetenz täglich bejubeln werden.
    Herr Kühne meiden Sie weiterhin persönliche Besuche in “Ihrem ” Stadion, denn die Proleten aus der Kurve werden Sie feiern und dass ist gewiss nicht nach Ihrem Geschmack !

  9. Nichtkunde 29. März 2020 um 15:36 Uhr

    Jansen als VV(-Darsteller) der AG wäre eine großartige Pointe. Bee Pee, der vermeintliche Großmeister der Taschenspieler, abgeräumt mit einer Kopie seines einstigen eigenen Schlachtplans. Volle Kanne auf die 12 bzw. Hybris.

  10. Ex-HSVer im Herzen 29. März 2020 um 16:41 Uhr

    Block E oder F
    Balljunge 1989-1991
    Mein Held: Thomas Doll
    1992-2006 Desinteresse
    2006-2010 Business Seat und ganz nice
    2014: Vorfreude auf eine gute Zukunft
    2015: Kündigung Seat und Abscheu
    2020: Null Emotionen und Hoffnung auf völlige Auflösung

    Ich wette, es gibt Tausende Stories wie meine. Und das ist die wahre Schande, was diese Verantwortlichen die letzten 10 Jahre erreicht haben. Jegliche Zuneigung zerstört. Was für eine Schande

  11. apfelhari 29. März 2020 um 18:32 Uhr

    Wird sich das alles sportlich auswirken?

  12. Raschi 29. März 2020 um 18:33 Uhr

    Danke! Danke für all die Momente, Danke für alles, was ich mit Dir erlebt und durchlebt habe, Danke für jeden Jubel und jede Trauer – es war schön, wunderschön!
    Wie hab ich Dich geliebt, wie sehr war ich davon überzeugt, dass Du die große und vielleicht einzige Konstante meines Lebens sein wirst. Ich möchte nichts missen, werde gewiss auch zurückdenken an Dich, mich mit Freude und Wehmut erinnern – aber jetzt ist es Zeit, Zeit für die Zeit nach Dir und ohne Dich.
    Wie gerne wäre ich geblieben! Ich wollte Dich nie aufgeben, Dich nicht verlieren, habe versucht, Dich zurückzugewinnen, und dann, irgendwann, doch viel zu lange an etwas festgehalten, das nicht mehr existiert. Die alten Zeiten sind vorbei und existieren nicht mehr, Du existierst nicht mehr, ich existiere nicht mehr, wir existieren nicht mehr. Wir haben uns entzweit und eine unüberwindbare Distanz zwischen uns gebracht. Dreh Dich nicht um, geh einfach weiter, ich werde Dich in Erinnerung behalten und Dein Andenken bewahren, Dir aber auch nicht weiter hinterherblicken wollen und können, nur um Dich dann als billige Hure eines selbstgerechten Greises samt seiner Erfüllungsgehilfen und Marionetten zu sehen. Du hast mehr und Du hast Besseres verdient. Es tut mir leid, es tut mir weh. Leb wohl! Danke! Und Tschüß!

    • Volli 29. März 2020 um 19:42 Uhr

      ??das geht wohl vielen so

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