So leid es mir tut, aber wer nach dem gestrigen Spiel gegen Hertha BSC immer noch nicht erkannt hat, dass diese HSV-Mannschaft nicht mehr als Bundesliga-Durchschnitt und der Traum von Europa so utopisch wie eine Rückzahlung der Miliarden-Kredite durch Griechenland ist, der lebt in einer Scheinwelt.

Wenn alles passt, dann kann diese Mannschaft durchaus den einen oder anderen Gegner schlagen und sogar einen der Großen ärgern. Da aber so gut wie nie in diesem Verein „alles passt“, kann der HSV aber auch wunderbar gegen jede andere Bundesliga-Mannschaft velieren und gegen die Großen komplett untergehen.

Adler:

Mehr als überdurchschnittlicher Torhüter, teilweise Weltklasse. Muss sich langsam aber sicher wie im falschen Film vorkommen. Kann aber zur Zeit nicht den Mund aufmachen, weil er durch eine längere Verletzungspause und fehlende Spielpraxis selbst spielentscheidende Fehler begeht.

Diekmeier:

Guter, teilweise überdurchschnittlicher Rechtsverteidiger, der sich defensiv verbessert hat, dem aber beim HSV grundsätzlich der richtige „Vordermann“ fehlt. Beister ist es nicht, Töre war es nicht, Ilicevic wird es nicht werden. Skjelbred ist ein hyperaktiver Brummkreisel, dessen Spiel nach viel aussieht, für die Mannschaft jedoch Null Wert hat. Ich behaupte, wenn Diekmeier einen „Vordermann“ wie Reus oder Ribery hätte, würde er längst Nationalmannschaft spielen. Da ihn seine Kollegen auf recht jedoch ständig im Regen stehen lassen, leidet auch seine Leistung bzw. das Bild seiner Leistung darunter.

Westermann:

Guter, teilweise überdurchschnittlicher Innenverteidiger mit tollem Kopfballspiel und guter Antizipations-Fähigkeit. Westermann wurde aufgrund der Höhe seiner Ablösesumme (€ 7,5 Mio) als Abwehr-Chef eingekauft, was er nicht ist. Westermann wäre ein hervorragender Co-Innenverteidiger, er muss beim HSV aber den Chef spielen.

Hummels ist Chef, Subotic ist der Co.

Dante ist Chef, Boateng ist der Co.

Westermann ist Co, Sobiech ist Co.

Sobiech:

Nachwuchs-Innenverteidiger, der zumindest zur Zeit keinen Millimeter besser ist als Mancienne oder Rajkovic und der vor allem (noch) kein Abwehrchef ist. Da Djourou noch verletzt ist, spielt Sobiech, weil er schlichtweg billiger als Mancienne und Rajkovic ist.

Jansen:

Auf ein gutes Spiel folgt garantiert ein Schlechtes. Gemessen an seinen Ansprüchen und öffentlich-gemachten Aussagen kommt zuwenig.

Arslan:

Durchschnittlicher Bundesligaspieler mit überhöhter Selbstwahrnehmung. Steht in nahezu jedem Spiel unmittelbar vor einer gelb-roten Karte und schwächt damit die Mannschaft. Läuft, macht, tut, aber gibt der Mannschaft keine Impulse. Die Torungefahr in Person.

Badelj:

Begnadeter Fußballer, der in einer anderen Mannschaft in Richtung internationale Klasse ausfsteigen könnte. Beim HSV fehlen ihm schlichtweg die Mitspieler für sein kreatives, risikoreiches Spiel.

van der Vaart.

Ein Schatten frührer Tage. Viel Laufarbeit, keine Glanzlichter. Kommt vom Holländer nicht mehr, könnte er mittelfristig zur Belastung für die Mannschaft werden.

Zoua:

Zur Zeit mit maximal Zweitligaformat. Er braucht Zeit, die der HSV nicht hat.

Beister:

Überschätzter und sich selbst überschätzender Spieler mit „Raute-im-Herz-Bonus“. Ein gutes Spiel, vier schlimme Spiele. Keine Verstärkung, weil zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Rudnevs:

Arbeiter mit Torgefahr, dem durch die Herausnahmen während der Saisonvorbereitung der Zahn gezogen wurde. z.Zt. ohne das Selbstvertrauen, welches ein Stürmer braucht.

Bis auf Jansen (Lam) war dies die Mannschaft, die gesterin in Berlin mit 0:1 verlor.

Wer sie betrachtet, bemerkt, dass es sich hier nicht um eine Mannschaft handelt, die um die Plätze 4-6 mitspielen kann.

Alternativen ?

Demirbay, Nafiu, Skjelbred. Calhanoglu kam für Badelj, Tah kam für Lam, Jiracek kam für Beister.

Diese Mannschaft wurde systematisch klein- und kaputtgespart, aber gleichzeitig wurden Saisonziele formuliert, die absolut unrealistisch sind. Für einen € 10 Mio-Stürmer kam ein € 750.000-Stürmer. Für einen holländischen Nationalinnenverteidiger (Bruma) kommt ein deutsches Nachwuchstalent. Djourou hat bisher kaum gespielt, insofern ist nicht zu bewerten.

Aber weiter.

Der Trainer:

Fink ist meiner Meinung nach ein guter, wahrscheinlich sogar überdurchschnittlicher Trainer. Wäre Fink Trainer in Leverkusen, würde Leverkusen garantiert auch mindestens 3. oder 4. werden. Ob er allerdings aus einer Durchschnittstruppe mehr rausholen kann, als Platz 7, möchte ich bezweifeln.

Aber wer kann das ? Im Grunde können das nur Trainer, die aus einem Verein selbst hervorgegangen sind, die ein ruhiges Umfeld genießen, die keinen medialen Druck empfinden. Diese Trainer kennen die Gegebenheiten des Vereins seit Jahren, wissen, wie die Nachwuchsarbeit des Vereins wirkt und wissen sofort, welche Spieler aus den eigenen Reihen den Sprung schaffen können.

All diese Voraussetzungen gibt es in Hamburg jedoch nicht, insofern wird jeder „zugekaufte“ Nachfolger von Fink die gleichen Probleme haben, wie er. Außerdem – wer ist denn überhaupt verfügbar ? Babbel ? Stanislawski ? Schaf ? Denkt irgendjemand ernsthaft, dass einer dieser Herren aus dem Ackergaul HSV ein Rennpferd machen könnte ? Ich nicht.

Der Sportchef:

Kennt offenbar nur den einen Weg und der lautet: Druck weitergeben. Er begegnet jedem Problem mit der Holzhammer-Methode, seine Interviews sind Schmerzmittel-pflichtig. Kreuzer hat bereits am 3. Spieltag seine letzte Patrone verschossen und er zeigt mit jeder neuen Woche, dass die „Aufgabe HSV“ mehr als eine Nummer zu groß für ihn ist.

Der Vorstandsvorsitzende:

Ein Mann ohne Visionen und Idee, der es schafft, sich immer dann öffentlich zu äußern, wenn es absolut unpassend ist. Politker-like ist er bestrebt, entstehenden Druck nach unten weiterzuleiten („Wir sind auf Augenhöhe mit Schalke..“) – Scheiße rollt halt abwärts. Außerdem ist nach mehr als 2 1/2 Jahren Amtszeit immer noch sein Vorgänger an allem Schuld – Politker in Reinkultur.

Der Marketingvorstand:

Der stille Mann im Hintergrund, der „findige 44jährige“. Hält schön die Klappe und guckt zu, wie sich alle anderen nach Belieben blamieren. Das allein – und der Umstand, dass man ab und zu mit Herrn Kühne telefoniert – reicht offenbar, um als einzig Einäugiger unter den Blinden zu gelten.

Er selbst hat in 2 1/2 Jahren nichts auf die Reihe bekommen, wofür er einstmals verpflichtet wurde.

 

Der Aufsichtsrat:

ohne Worte

Das Umfeld.

Ein Haufen intriganter Klugscheißer und Besserwisser, die sich auf die nächste Krise freuen. Alt-Granden, die sich gern zu Wort melden, aber nicht zur Verfügung stehen, wenn Not am Mann ist .

 

Auch in dieser Saison wird es wieder mindestens 3 Mannschaften geben, die schlechter performen werden, als der HSV. Aber spätestens, wenn Adler verkauft wurde, wenn Westerman seine Karriere beendet hat und wenn Calhanoglu und Tah davongelaufen sind, wird es dünn für einen Verein, dessen „Würdenträger“ immer noch nicht verstanden haben, dass Geld eben doch Tore schießt.