Er ist also endlich enttarnt, der geheimnisvolle Aufsichtsrats-Maulwurf. Ich bin schwer begeistert, dann wird ja jetzt alles gut, oder ? Der Maulwurf wird demaskiert, aus dem Gremium entfernt, zur Not sogar juristisch belangt. Denn immerhin ist es amtlich, dass aufgrund der Tatsache, dass geheime Informationen den Weg in den Redaktionsräume des Springer-Verlages gefunden haben, dem Verein Schäden in Millionenhöhe entstanden sind. Zudem sind bestehende Sponsoren verärgert, eventuelle Sponsoren abgeschreckt und der Ruf des Vereins nachhaltig beschädigt worden, oder etwa nicht ? Also freute sich die Anhängerschaft für die üblichen 15 min. über den investigativen Erfolg. Kurz darauf jedoch tritt bei vielen und bei mir halt auch die große Ernüchterung ein.

Es ist ja großartig, dass die Ratte gefangen wurde, aber wer bitte hat denn jetzt der Presse von dem Fang berichten können ? Etwa ein „Zweitwurf“ ? Ein „Drittwurf“ ?

Wie kann es passieren, dass nur Millisekunden nach Enttarnung der Bestie erneut interne Informationen nach außen dringen ? Wie kann es sein, dass die Daten der Arnesen-Abfindung am nächsten Morgen nachzulesen sind ?

Wer immer noch nicht verstanden hat, dass es sich im „Rat der Ahnunglosen“ nicht um einen speziellen, sondern um mehrere Maulwürfe handelt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Damit wären wir auch direkt beim Thema.

Was ist – neben den sportlichen Unzulänglichkeiten und dem Sportchef – eigentlich der Hauptkritikpunkt an den Gremien des HSV ?

Ist es nicht der Umstand, dass wirklich jeder Furz unmittelbar nach irgendeiner Sitzung in irgendeinem Revolverblatt nachzulesen ist ?

Ist es nicht das Unverständnis darüber, dass nahezu jede interne Information, sei es aus dem Aufsichtsrat, dem Vorstand und sogar aus der Mannschaft nach außen dringt und für Unruhe sorgt ?

Die wohl größte Hoffnung der HSV-Anhänger scheint doch wohl (neben dem sportlichen Erfolg natürlich) ein Verein zu sein, der auch mal die Schotten dicht hält. Der seine Probleme intern löst und bei dem man von einer Neuverpflichtung eines Spielers auch mal wieder überrascht ist.

Groß war der Aufschrei, sowohl positiv wie auch negativ, als sich HSV-Fan Klaus-Michael Kühne aus Mallorca meldete und nahezu jeden (außer dem „findigen 44jährigen) im Verein rasierte.

Einige meinen, dass dies eine unmittelbare Einmischung in die Belange des Mitglieder-geführten Vereins wäre, die fast schon einer Erpressung gleichkam.

Andere meinen, dass eine echte Veränderung nur so, nur mit einem echten Knall herbeigeführt werden könnte, weil ansonsten die Bemühungen um eine Strukuroptimierung im Sande verlaufen würden.

Tendiert man zu der zweiten Meinung, so ist natürlich erkennbar, dass dieser Urknall nur via Medien transportiert werden kann. Die Mitglieder müssen in diesem Fall natürlich wissen, was geplant ist. Bis hierhin kann ich auch damit leben.

Aber jetzt geht’s weiter. Anstatt nach der Verkündung dessen, was man plant und bereit zu investieren ist, im stillen Kämmerlein zu basteln und erst zu verkünden, wenn es etwas zu verkünden gibt,  werden jetzt tagtäglich Wasserstandsmeldungen via BILD oder SportBild nach außen getragen.

„Felix Magath traf sich zweimal mit Kühne auf Mallorca“

„Felix Magath hat ein fertiges Sanierungs-Konzept vorgelegt“

„Kühne ist bereit, € 50, € 100 oder sogar € 200 Mio. zu investieren“

Sorry, aber kein Mensch kann mir erzählen, dass die fliegenden BILD-Reporter am Flughafen von Palma auf Felix Magath lauern und ich glaube auch nicht, dass Springer-Paparazzi in den Bäumen vor Kühnes Finca hängen.

Die Presse wird benutzt, um den Druck aufrechtzuhalten. Aber eines muss man dabei wissen: Die Presse benutzt man nicht, die Presse benutzt.

Sollte der Aufstand gelingen, werden irgendwann die Gefallen eingefordert. Vielleicht haben wir dann eine andere Struktur und € 200 Mio auf dem Festgeld-Konto, die Regenbogen-Presse haben wir auch dann in den Vorzimmern, an den Faxgeräten und den Mobil-Telefonen.

Vielleicht haben wir dann keine Maulwürfe mehr in einem 11er-Rat, aber wir haben garantiert handelnde Personen, die einen „engen Draht“ zum Boulevard pflegen bzw. pflegen müssen.

Wenn dies der Preis ist, weiß ich nicht, ob ich bereit bin, ihn zu zahlen.