Ich habe mich vor einiger Zeit auf meine vier Innenverteidiger festgelegt. Westermann, Djourou, Sobiech und Tah. Was mit den anderen passiert, entscheide nicht ich, sondern der Sportchef [Thorsten Fink]

 

Sobald Djourou wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, werden die Spieler Mancienne und Rajkovic mit der U23 im Nachwuchsleistungszentrum trainieren [Oliver Kreuzer]

Mit diesen Informationen im Gepäck machte ich mich heute morgen bei strömenden Regen auf nach Ochsenzoll, um mich vom Wahrheitsgehalt der einen oder anderen Aussage persönlich zu überzeugen.

Überraschung: Als U23-Coach Cardoso die eine Gruppe (mit Tesche) zum laufen und die andere (mit Kacar) zum Training auf den Platz schickte, fehlten sowohl Rajkovic wie auch Mancienne. Während man beim Serben trotz seiner Verletzung aus der letzten Woche (Knöchel) vermuten konnte, dass er vielleicht doch zur Nationalmannschaft gefahren sein könnte, wußte über den Verbleib von Michael Mancienne niemand etwas.

Sogar das eigens angereiste Kamerateam des NDR war ratlos, bis jemand Co-Trainer Soner Uysal nach dem Verbleib des Engländers befragte. Antwort Uysal:“Wir haben keine Information“.

Teil 1 des großen Kopfschüttelns begann.

Nach Ende des Trainings hatte ich dann Gelegenheit, kurz mit Rodolfo Cardoso zu reden. Auf die Abwesenheit von Mancienne und Rajkovic angesprochen, reagierte er zuerst etwas verunsichert und dann leicht genervt.

Frage: „Herr Cardoso, sollten nicht eigentlich Rajkovic und Mancienne heute erstmals mit der U 23 trainieren ?“

Cardoso: „Wer hat das denn gesagt?“

Antwort:“Das hat Oliver Kreuzer gesagt“

Cardoso:“Wir haben darüber keine Information. Es kann sein, dass Rajkovic bei der Nationalmannschaft ist, das weiß ich nicht. Wenn Kreuzer das irgendwann mal gesagt hat, kann es sein, dass es sich wieder geändert hat. Wir hier wissen von nichts.“

Frage: „Sollten beide Spieler noch zu ihrem Team dazustoßen, haben sie ja ein vergrößertes Problem. Dann wären insgesamt 5 Spieler im Aufgebot (Morena, Tesche, Kacar, Rajkovic, Mancienne), die über 23 Jahre alt sind, wobei immer nur drei Spielen dürfen“

Cardoso:“Das müssen wir dann klären, Tatsache ist, dass die jungen Spieler immer Priorität haben“

Großes Kopfschütteln Teil 2.

Nach Ende des Trainings lief mir dann noch ein anderer „Aussortierter“ über den Weg, ein sichtlich völlig frustriertere Gojko Kacar.

Auf die Frage, wie es jetzt mit ihm weitergehen würde, wo die Transferperiode abgeschlossen ist, antwortete Kacar:

„Ich muss sehen, wie es weitergeht. Tomsk war für mich und meine Karriere einfach keine Option, ich möchte gern in Deutschland bleiben. Ich werde mich fithalten und anbieten, alles weitere entscheiden die Trainer. Ansonsten hoffe ich auf die Winter-Transferperiode“.

Auf die Frage, ob Fink oder Kreuzer mit ihm in letzter Zeit gesprochen hätten, antwortete Kacar:

„Nein, keiner. Seit Wochen nicht.“

Auf die Frage, ob es ihn störe, dass sein Gehalt bei jeder Gelegenheit in der Presse verbreitet wurde und wie er damit umgehe, antwortete er:

„Ich weiß, dass ich wegen meines Gehaltes abgeschoben wurde und verkauft werden soll, aber ich hatte bei meinem Antritt in Hamburg nie damit gerechnet, dass mein Gehalt jemals ein Problem darstellen würde. Ich würde auch für weniger Geld spielen, aber ich möchte eine Perspektive“

Dann zog der Spieler, der einmal als einer der größten Hoffnungsträger des HSV galt, traurig von dannen. Kacar kam am 01.07.2010 zum HSV, zu dem Zeitpunkt spielten in der Mannschaft Leute wie Rost, Mathijsen, Demel, Ze Roberto, Elia, Jarolim, Trochowski, Guerrero, Petric, van Nistelrooy. Gojko Kacar war zu dem Zeitpunkt garantiert nur ein Normalverdiener mit kolportierten € 1,5 Mio/Jahr. Selbst, wenn seine Bezüge vertragsgemäß auf € 1,8 Mio angehoben wurden, haben Spieler wie van Nistelrooy, Ze Roberto oder Guerrero vermutlich darüber häßlich gelacht (nicht herzlich). Heute wird dieses Gehalt als Grund dafür genommen, den Spieler bei jeder Gelegenheit öffentlich zu demontieren.

Wie auch immer, scheinbar gibt es Dinge, die sich beim HSV nie ändern werden. X sagt etwas, aber es kommt bei Y nicht an. Oder A meint etwas, aber B versteht etwas anderes. Die interne und externe Kommunikation gleicht nach wie vor einem Hühnerhaufen, bei dem die linke Hand nicht weiß, was die Rechte von ihr erwartet.

Pressesprecher Wolf war im Übrigen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sein Mobiltelefon war zwar an, aber er ging nicht ran und rief auch nicht zurück.

*Mittlerweile rief der Pressesprecher zurück (bei Daniel Jovanov) – von einer Versetzung der Spieler Rajkovic und Mancienne wüßte er nichts.

*Morgen soll eine Pressekonferenz mit Ernst-Otto Rieckhoff stattfinden. Dabei sollen angeblich drei Spieler der 83er-Mannschaft sein. Welche, ist allerdings nicht bekannt

(Die Gespräche mit Trainern und Spielern fand im Beisein von Daniel Jovanov (goal.com) statt)