Im Zuge der aktuelle Reformflut und angesichts der Tatsache, dass sich ganz plötzlich so viele Fans, Anhänger, Würdenträger und Offizielle des Vereins Sorgen um dessen Zukunft machen, wäre es meiner Meinung nach an der Zeit, sich Gedanken über die tatsächlichen Motive der handelnden Personen zu machen.

Macht (Auszug aus Wikipedia):

Als sozialwissenschaftlicher Begriff bezeichnet Macht einerseits die Fähigkeit einer Person oder Interessengruppe, auf das Verhalten und Denken von einzelnen Personen, Personenmehrheiten und sozialen Gruppen einzuwirken.

Andererseits stellt eine Extremposition der Macht die Fähigkeit dar, einseitig definierte Ziele zu erreichen, ohne sich selbst äußeren Ansprüchen gegenüber involvierten Personen zu unterwerfen oder diesen entgegenkommen zu müssen

 

Ich denke, dass es den meisten Protagonisten um eines geht, nämlich um Macht.

Neulich las ich irgendwo im Netz den Beitrag eines selbsternannten „Hardcore-Supporter“, der meiner Meinung nach die Motivation aus dieser Ecke nachhaltig beschreibt.

„Ausgliederung ? Niemals ! Warum sollten wir uns unsere mühsam eroberte Macht und unseren Einfluss kampflos entreißen lassen“

 

Ehrlich gesagt, mich hat diese Aussage in den Grundfesten meines Vereinsglaubens erschüttert, eine so eindeutige Positionierung hatte ich bis dahin nicht für möglich gehalten. Es geht nicht um den Verein, es geht auch nicht um den sportlichen Erfolg. Es geht noch nicht mal darum, gute Fußballspiele zu sehen.

Es geht einzig und allein um Machterhalt. Darum, „auf das Verhalten und Denken von einzelnen Personen, Personenmehrheiten oder sozialen Gruppen“ einwirken zu können.

 

Aus meiner eigenen, unabhängigen und durchaus subjektiven Sicht unterstelle ich einem Großteil der „Möchtegern-Reformer“ unlautere Motive im Sinne des Vereins.

Wenn mir heute ein Ernst-Otto Rieckhoff sagt, dass weder er noch einer seiner Unterstützer (die 83er) am Ende der Strukturreform ein Amt in dieser neuen Struktur anstrebt, dann glaube ich ihm das. Rieckhoff möchte dem Verein helfen und nicht sich selbst. Er strebt meiner Auffassung nach keine Machtergreifung innerhalb des Vereins an. Das Gleiche gilt für Herrn Kühne. Mag man dessen Interview-Offensive auch kritisch sehen (tue ich auch), so muss man doch feststellen, dass er allein bis zum heutigen Zeitpunkt dem Verein mehrfach den Arsch gerettet hat. Können das seine Kritiker auch von sich behaupten ?

Jürgen Hunke hat während einer Mitgliederversammlung einmal gesagt, es gehe nur noch um Macht und selten hat Hunke so Recht gehabt, wie in genau diesem Moment. Allerdings ist JH einer der großen Vorreiter dieser Entwicklung. Er selbst hat in den letzten 10 Jahren so oft die vereinspolitische Richtung gewechselt, wie kaum ein anderer. Vom Vereins-Aktienverkäufer zum Gallionsfigur der Supporter und wieder zurück. So leid es mir tut, Herr Hunke, ich glaube ihnen nicht mehr. Ich glaube ihnen nicht, dass es ihnen mehr um den Verein als um die eigene Person geht.

Johannes „Jojo“ Liebnau möchte ja nun auch eine eigenes Konzept vorlegen, sozusagen ein „Konzept der Basis“. Die inhaltlichen Kernthesen dieses Machwerks sind ja bereits bekannt (Keine Ausgliederung, ev. Verkleinerung des AR, Spielerverkäufe zur Geldbeschaffung), die Motive dürften allen ebenso bekannt sein.

Hier geht es darum, Rieckhoff zu verhindern, um Macht zu erhalten. In den Medien wird ein im Grunde stinknormaler Anhänger, der ca. 80 min. mit dem Rücken zum Spielfeld steht, als der „Oberfan“ ausgerufen. Ihm wird sogar das Recht eingeräumt, im Hamburger Abendblatt einen polemischen Artikel zu verfassen. Mir bietet das Abendblatt diese Möglichkeit nicht.

„Jojo“ selbst hat sich an die Macht gewöhnt. Nicht nur, dass ein paar Hundert Jugendliche das gröhlen, was er vorgröhlt – er kann sie zum hüpfen bringen. Er kann sie wahrscheinlich sogar dazu bringen, dass sie alle zusammen 2 min. die Luft anhalten. Sowas kann süchtig machen.

Ich frage mich, ob ein Liebnau bereit wäre, zu Gunsten des Vereins zwei Schritte zurückzugehen, einfach nur normaler Fan zu sein. Ehrlich – ich glaube nicht dran.

All diese Motive gelten meiner Meinung nach ebenso für Herren wie Bieberstein („der mächtige Supporter-Boss“), Reichert und sie galten vorher für Bednarek. Im Grunde im normalen Leben unwichtige Personen können auf dem Rücken des Vereins Macht spielen.

„Frage nicht was dein Land für dich tun kann sondern  was du für dein Land tun kannst.“ (John F. Kennedy)

 

Auf den HSV angewandt, müßte es vielleicht heißen:

Was bist du bereit, für deinen Verein zu tun ? Bist auch bereit, Macht abzugeben, um die Zukunft zu sichern ? Oder sind dir deine persönlichen Befindlichkeiten wichtiger als das Wohl des Clubs ?

Diese Fragen sollten sich eine ganze Reihe von Personen beim HSV stellen.