Über das Buch mit den sieben Siegeln wird ausführlich ab dem fünften Kapitel der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament der Bibel berichtet. Dabei wird in einer sehr bildreichen und visionären Sprache geschildert, wie nacheinander die sieben Siegel an einer „innen und außen beschriebenen“ Buchrolle (Offb 5,1 EU) durch das Lamm (ein Symbol Jesu Christi) geöffnet werden, wodurch die Apokalypse ausgelöst wird.

Okay, es klingt vielleicht etwas überdramatisiert, aber es passt irgendwie. Das, was Johannes „Jojo“ Liebnau am Samstag in der Blog-Sendung bei Matz Ab ablieferte, war nicht nur seitens der Präsentation, sondern auch und besonders inhaltlich eine Offenbarung und zwar eine Offenbarung der Unkenntnis, der Ignoranz und eine Offenbarung der Verdrehung von Tatsachen.

Traditions-Taliban Liebnau laberte im Dauerschwall nicht nur seine Diskussionspartner an die Wand, sondern er wartet auch mit Inhalten auf, die einem halbwegs gebildeten Menschen eine Gänsehaut verursachen musste. Für mich erschütternd, dass ein Massenmedium wie das Hamburger Abendblatt eine solche Demagogie-Orgie zulassen konnte und den Mann nicht unterbrach.

(Das Video dieser Horrorshow haben die meisten Interessierten wahrscheinlich mittlerweile gesehen)

Obwohl ich geschrieben hatte, dass ich mich auf eine Diskussion über die inzwischen 4 !!! Reformprogramme nicht mehr einlassen werde, an dieser Stelle doch noch ein paar Anmerkungen zu dieser One-Man-Show.

„Wir haben total viel Geld“

 

Ich schätze, dass die Vorstände Jarchow und Hilke, aber auch Kreuzer heute noch Nachschmerzen vom dauerhaften Kopfschütteln haben, wenn sie diesen Mumpitz hören. Nein Herr Liebnau, der HSV hat eben kein Geld mehr. Und der HSV hat auch aufgrund der strukturellen und sportlichen Situation (Beides hängt meiner Meinung nach unmittelbar zusammen) keine Chance, in absehbarer Zeit an neues Geld heranzukommen. Lesen sie einfach mal hier, dann wissen sie vielleicht, was negatives Eigenkapital bedeutet.

Aber, was soll’s. Man kann doch einfach mal vor laufenden Kameras behaupten, so lange keiner der Hochleistungs-Journalisten einen unterbricht bzw. vor Ehrfurcht im Sessel versinkt.

„Jojo’s“ nächstes Highlight – wie verkleinern einfach mal den Aufsichtsrat und holen uns die berühmte Kompetenz ins Haus. Herrgott nochmal, das hat in den vergangenen Jahren ja bereits hervorragend geklappt. Ich kann mich dunkel erinnern, dass Wirtschaftsfachleute wie Budni-GF Wöhlke, ein Olaf Kortmann, ein Stephan Rebbe am Gebrüll der SC-Scharen scheiterten, dafür aber Kandidaten mit „lustigen“ Reden und Trikots unter dem Sakko mit Pauken und Trompeten in den Rat gewählt wurden.

Ebenso kann ich mit erinnern, wie sich die üblichen Verdächtigen in den Armen lagen, als Herr Scheel wiedergewählt und Büdi Blunck gescheitert war. So, Freunde, arbeitet „euer“ Verein und so soll am Besten weiterarbeiten.

Mein persönliches Highlight der „Offenbarung des Johannes“ war jedoch die Weltidee zur Generierung neuer Gelder.

„Dann verkaufen wir einfach unsere teuren Spieler, die auf der Tribüne sitzen und dann kommen wir in den Europa-Pokal

 

Ich weiß ja nicht, ob sie die letzten Jahre im Tiefschlaf verbracht haben, aber der Verkauf der teuren Spieler hat unter Frank Arnesen nicht geklappt und er hat nicht mal geklappt, als Oliver Kreuzer diese Spieler verschenken wollte. Aber dann machen wir es eben anders: wie warten einfach, bis die Verträge der oft zitierten Ladenhüter ausgelaufen sind, dann sparen wir wie die Irren.

Und dann, wenn die Altlasten weg sind, kommen wir – schwupps – in den Europa-Pokal. 🙂

Was genau meint Herr Liebnau mit „Europa-Pokal“ ? Er kann doch wohl nur von der Europa-League sprechen, weil die Champions-League von der Mannschaft des HSV ungefähr soweit entfernt ist, wie die Erde vom Pluto.

Ach – egal. Dann „kommen wir einfach mal so“ in die Europa-League und werden dann stinkreich. Schade nur, dass man in diesem Wettbewerb kaum Geld verdienen kann.

Der Gewinner der Europa-League kann mit Einnahmen in nicht einmal zweistelliger Millionenhöhe rechnen. Der Gewinner !!!! Alle anderen Vereine zahlen bis zum Viertelfinale zumeist drauf oder verdienen Peanuts.

Lasst uns doch aufhören, um den heißen Brei zu reden, Leute. Es gab und es gibt beim HSV zwei Lager und diese beiden Lager haben unterschiedliche Ansichten über das, was „ihr“ Verein zu tun und zu leisten hat.

Das eine Lager möchte tollen Fußball a la Dortmund oder Bayern sehen, weil der HSV halt mal auf diesem Niveau agierte. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Anhänger dieses Lagers bereit, die veraltete Struktur des Vereins aufzubrechen, die Macht der Mitglieder zu beschneiden bzw. aufzugeben und Profis arbeiten zu lassen.

Desweiteren möchte dieses Lager den Verein für Investoren öffnen, weil sie erkannt haben, dass man den Anschluss an die deutsche Spitze eben nur mit gehörigen Investitonen erreichen kann, andernfalls ist der Zug auf Jahrzehnte abgefahren.

Das andere Lager möchte am liebsten so gut wie nichts verändern, weil man sich selbst in den vorhandenen Strukturen gut und bequem eingenistet hat. Den Anhängern dieser Strömung ist der sportliche Erfolg des HSV zwar nicht egal, er ist aber zweitrangig. Wichtig ist die eigene Situation innerhalb des Vereins und die sollte sich bestensfalls nicht ändern. Man verbirgt sich hinter Parolen wie „Mitgliederbestimmung“ und „Halb Europa guckt voller Neid nach Hamburg“.

Lachpille. Kein Vereinsverantwortlicher blickt voller Neid auf die existierenden Strukturen des HSV, allenfalls Fans anderer Vereine hätten in ihrem Verein gern so viel „Spielmöglichkeit“ wie die Supporters des HSV.

Meiner Meinung nach kann man die Diskussion beenden, es ist eh alles gesagt. Am 19.01.2014 wird entschieden und der HSV steht auf dem Spiel.

Nicht mehr und nicht weniger.