http://www.bild.de/sport/fussball/hsv/falsches-spiel-vom-aufsichtsrat-33450104.bild.html

 

Der Kampf um die HSV-ZukunftFalsches Spiel vom Aufsichtsrat

Das Datum steht lange fest: Am 19. Januar 2014 sollen die HSV-Mitglieder über eine Struktur-Reform entscheiden. Es geht um die Frage: Soll sich der Klub künftig Investoren öffnen? Darüber ist hinter den Kulissen längst ein brutaler Machtkampf entbrannt.

Im Brennpunkt: Aufsichtsrats-Chef Manfred Ertel (62).

Zur Erinnerung: Am 10. Oktober veröffentlichten Vorstand und Aufsichtsrat auf der Internet-Seite des Vereins eine gemeinsame Erklärung zur Strukturdebatte. Kernsatz: „Aufsichtsrat und Vorstand des HSV erklären gemeinsam, dass sie in ihrer Eigenschaft als Organ des Vereins keinerlei Stellungnahme zu derzeit diskutierten Modellen für eine Strukturänderung des HSV abgeben werden.“ Bekannt und unstrittig war zu dem Zeitpunkt bereits, dass Jürgen Hunke (70) als Aufsichtsrat für seine eigene HSV-Reform werben wird.

Klang sonst eigentlich so, als wollten sich Vorstand und Aufsichtsrat aus den öffentlichen Diskussionen raushalten. Doch ausgerechnet Chef-Kontrolleur Ertel schert sich nicht um die Abmachung. Im Gegenteil: Seit Wochen befindet sich Ertel im Wahlkampf. Fährt zu Fan-Klub-Veranstaltungen in ganz Deutschland. Und kämpft vehement gegen Ernst-Otto Rieckhoff (62) und dessen Initiative „HSVPlus“, die von Ex-HSV-Stars wie Ditmar Jakobs, Holger Hieronymus oder Thomas von Heesen unterstützt wird.

Wer Ertel auf den Widerspruch zwischen öffentlicher Erklärung und seinem Wahlkampf anspricht, bekommt stets die gleiche Erklärung: Er trete bei den Veranstaltungen lediglich als Vereinsmitglied, aber nie als Aufsichtsrats-Boss auf. Getreu dem Pippi-Langstrumpf-Motto: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Besonders krass: Während der Aufsichtsrat dem Vorstand um den Vorsitzenden Carl-Edgar Jarchow (58) untersagt hat, vor der Mitglieder-Versammlung eine mögliche Ausgliederung schon mal von externen Spezialisten (Steuerberater, Wirtschaftsberater, Juristen) beleuchten zu lassen, sind Ertel und seine beiden Aufsichtsrats-Kollegen Björn Floberg und Hans-Ulrich Klüver offizielle Unterstützer des Supporters-nahen Modells „HSV-Reform“ von Fan-Vorsänger Johannes „Jojo“ Liebnau.

Klar ist: Es herrscht-Alarm-Stimmung vor der Mitglieder-Versammlung heute in zwei Monaten. Und die Klub-Bosse haben Sorgen, dass es in Hamburg keine ausreichend große Halle für den erwarteten Mitglieder-Ansturm gibt.

2009 waren 4800 Mitglieder dabei – bis heute ein Rekord-Besuch. Die Zahl dürfte 2014 übertroffen werden. Doch die Halle H des CCH fasst maximal 6000 Besucher. Was ist, wenn mehr Mitglieder kommen?

Vorstand Oliver Scheel fragte bereits bei der o2 World (rund 13000 Plätze) an. Scheel: „Aber sie ist am 19. Januar belegt. Und aus organisatorischen Gründen ist eine Verlegung auf einen anderen Tag nicht möglich.“ Deshalb buchte der HSV im CCH schon jetzt weitere Räume, in die die Versammlung per Video-Leinwand übertragen werden könnte.

Denn beim HSV weiß man längst: Am 19. Januar 2014 geht es um mehr als die Zukunft. Kein Wunder, dass jetzt schon ordentlich getrickst wird.