Liebe Leser,

betrachtet man die in den letzten Tagen und Wochen immer emotionaler werdende Diskussion über die unterschiedlichen Initiativen und Strukturveränderungs-Reformen, so kristalisiert sich am Ende eigentlich immer ein Kernpunkt heraus, an dem die konkurrierenden Parteien und Diskutanten einfach nicht zusammenkommen werden: Die Ausgliederung der Profi-Abteilung und die Einbindung von sogenannten „Strategischen Partnern“.

Vielerorts wird von HSVPLUS-Gegner immer wieder behauptet, der „HSV soll verkauft werden“. Bei aller Freundschaft, aber das ist schlichtweg Mumpitz. Wir reden hier nicht von einem Vereinsverkauf, sondern lediglich von der meiner Meinung nach notwendigen und längst überfälligen Ausgliederung einer Abteilung, den Fußball-Profis. Nur an dieser einen Abteilung könnten sich die erhofften strategischen Partner beteiligen, nicht am Verein !!! Der HSV e.V. bleibt ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder auch nach dem Einstieg von strategischen Partnern das Heft des Handelns in der Hand halten – so sie es denn wollen.

Ein weiterer Punkt. Gern und oft wird die Mitgliederbestimmung in den Ring geworfen, die es um jeden Preis zu erhalten gilt. Welche Mitglieder bestimmen aber ? Meines Wissens nach hat der HSV mehr als 55.000 stimmberechtigte Mitglieder und ich kann mich an Hauptversammlungen mit ca. 600 Teilnehmern erinnern. Bedeutet dies, dass die restlichen 54.400 stimmberechtigten Mitglieder gar nicht mitbestimmen wollen, weil es ihnen

– schlichtweg egal ist, wer beim HSV im Aufsichtsrat sitzt und sie einfach nur geilen Fußball sehen wollen ?

– aufgrund von Entfernung oder anderen Parametern nicht möglich ist, an Versammlungen teilzunehmen, weil ihnen eben ca. 400 von den anwesenden 600 die Mögleichkeit zur Fernwahl genommen haben und somit die von ihnen geheiligte Mitliedermitbestimmung mit Füßen getreten haben ?

Egal, welcher Grund es auch sein mag. Tatsache ist, dass in den letzten Jahren, im Grunde seit der Einführung des Aufsichtsrats, nur maximal 1-2% der Mitglieder an den Abstimmungen teilgenommen und somit von ihrem Recht der Mitbestimmung Gebrauch gemacht haben. Und das soll jetzt das hohe Gut, eventuell sogar die vielzitierte Seele des HSV sein ? Na dann…

Kommen wir aber zu einem anderen Thema – der Angst vor einer feindlichen Übernahme. Scheinbar kann man es auch 264 mal runterbeten: Es kann keine Übernahme geben.

Es sollen maximal 24,9% der Anteile an der Profi-Abteilung (nicht am Verein) an eventuelle strategische Partner veräußert werden. Diese sogenannten Sperminorität sorgt dafür, dass die restlichen 75,1% in den Händen des Vereins (HSV e.V.) und somit in den Händen der Mitglieder bleiben. Niemand, der 5% der Anteile an der Profi-Abteilung erwirbt, kann auf 5% des Parkplatz Braun Sozialwohnungen bauen, wenn ihm der HSV nicht mehr passt, das geht einfach nicht. Und das will auch gar keiner.

Offenbar besteht innerhalb der Mitgliedschaft immer noch große Unkenntnis darüber, wo der Unterschied zwischen einem Investor und einem strategischen Partner liegt.

Der Investor:

Der Anleger (auch Kapitalanleger oder Investor genannt) legt als einer der Kapitalmarktakteure Geld am Kapitalmarkt an. Er investiert. Anleger werden in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt, da sie jeweils unterschiedlich am Markt auftreten und auch andere Anlagestrategien verfolgen. (Wikipedia)

Ein Investor investiert sein Geld oder das Geld seiner Klienten in ein Produkt in der Hoffnung, mit dem Investment Erträge erwirtschaften zu können. Platt gesagt würde ein Investor 5 % der Anteile an der HSV-Profiabteilung für € 10 Mio. erwerben (willkürlichen Daten), um sie einige Zeit später mit Gewinn veräußern zu können. Bedeutet, dass die Aktien des HSV steigen würden, wenn die Mannschaft erfolgreich ist und fallen, wenn man sich Richtung Tabellenkeller aufmacht.

Diese Art von Investoren sollen nach einer Ausgliederung in gar keinem Fall angestrebt werden. Der HSV soll kein Spekulationsobjekt für Risiko-Kapitalgeber werden.

Der stragegische Partner:

Ein strategischer Partner erwirbt Anteile an einem Unternehmen oder einem Verein nicht deshalb, um damit spekulativ Gewinne erzielen oder Dividende erwirtschaften zu können. Ein strategischer Partner stellt durch seine Beteiligung an einem geringen Prozentanteil kurzfrsitig Mittel zur Verfügung.

Sein persönliches Ziel: Er möchte seinen Firmennamen, seine Marke mit dem Image und der Marke des Unternehmens/Vereins verknüpfen, um somit von dem Image des Vereins partizipieren zu können und seinen eigenen Namen bzw. seine Marke aufwerten zu können. Dies kann auf vielerlei Arten passieren.

Gemeinsamer Werbeauftritt

Bandenwerbung im Umfeld

Gemeinsame Veranstaltungen

Einbindung des Vereins in die eigene Firmen-Philosophie etc.

Wichtig dabei: Der strategische Partner möchte mit der Partnerschaft kein direktes Geld verdienen, es ist vielmehr eine längerfristig angelegte Verknüpfung der Unternehmensinteresse. So gesehen kann ein strategischer Partner grundsätzlich nur daran interessiert sein, dass sein sportlicher Partner (Verein) möglichst gut dasteht.

Der Erfolg des Vereins ist der Erfolg des Partner – und umgekehrt.

Hier ein paar Aussagen einiger strategischer Partner von Bayern München zu dem Thema, aus denen deutlich wird, worum es den Partner-Unternehmen geht.

Die HypoVereinsbank ist die Bank des FC Bayern München. Wir verknüpfen die Bekanntheit der Marke FC Bayern München mit der Finanz-Expertise der HVB. Premium Partnerschaft verlängert

Durch den Imagetransfer und eine enge Zusammenarbeit bei der Produktentwicklung mit dem FC Bayern München gelingt es uns, Neukunden zu gewinnen, mehr Geschäft und damit Erträge zu generieren. Mit dem FC Bayern München nutzen wir dabei den Club mit der größten Bekanntheit, den höchsten Sympathiewerten, den meisten Fans und der größten Medienpräsenz in Deutschland. Hintergründe

Der FC Bayern München polarisiert die Fußball-Fangemeinde. Droht dadurch eine Spaltung der Kundschaft? Mit dem Image des sportlich und wirtschaftlich erfolgreichsten Sportvereins in Deutschland war der FC Bayern München die erste Wahl. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Verein trotz der hohen Popularität nicht von allen geliebt wird. Dies führt aber nicht zu einer Spaltung oder Polarisierung der Kunden. Die Erfolgs-Story FC Bayern München und die Perfektion auf ganzer Linie sind unstrittig und werden auch entsprechend respektiert.

 

 

Gleichzeitig stellt adidas seine mehr als 35jährige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem aktuellen Sieger der UEFA Champions League und Deutschen Meister auf eine neue innovative Grundlage. Die adidas-Salomon AG beabsichtigt, 10% Anteile an der noch zu gründenden FC Bayern München AG zu erwerben. Auch hierzu wird heute eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.

Mit unserer neuen Vereinbarung haben wir diese überaus erfolgreiche Partnerschaft auf eine neue Ebene gehoben, die weltweit ohne Beispiel ist. Sie wird uns erlauben, noch enger und intensiver zusammenzuarbeiten, um unsere Kompetenz und Klasse in unseren jeweiligen Betätigungsfeldern weiter auszubauen“, sagt Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der adidas-Salomon AG.

Mit dieser neuen und erweiterten Partnerschaft mit dem FC Bayern München setzt adidas konsequent sein Top-Sponsoring-Konzept fort. Es sieht eine intensive Zusammenarbeit mit den besten Sportsymbolen der Welt vor. „adidas ist im Fußball unumstritten die Nummer Eins in der Welt. Unser langfristiges Engagement beim FC Bayern München unterstreicht unsere Entschlossenheit, die Marke der Wahl für Spieler und Fans weltweit zu bleiben. Und zwar auf jeder Ebene und in jeder Phase des Spiels“, sagt Erich Stamminger, Vorstandsmitglied der adidas-Salomon AG, verantwortlich für Globales Marketing. „Unser Sponsoring-Konzept sieht vor, mit unseren wichtigsten Partnern noch enger zusammen zu arbeiten. Genau dies erlaubt uns unsere neue innovative Vereinbarung mit dem FC Bayern München.

Eine neue gemeinsame Werbekampagne von adidas und dem FC Bayern München wurde zum Start der Bundesliga-Saison 2001/2002 im August vorgestellt und ist momentan auf allen großen TV-Kanälen in Deutschland zu sehen.
Herbert Hainer: „Diese strategische Partnerschaft mit dem FC Bayern eröffnet uns Perspektiven in neuen Geschäftsfeldern wie Sportvermarktung oder dem TV-Rechtehandel. Gleichzeitig wird sie uns helfen, unsere Führungsposition im Fußball und in unserem Heimatmarkt Deutschland weiter auszubauen. So gesehen sind die heute geschlosssenen Vereinbarungen ein weiterer Meilenstein für adidas auf dem Weg, die führende Sportmarke der Welt zu werden.“

 

Glaubt irgendjemand, dass die Hypovereinsbank oder adidas mit den Anteilen an Bayern München handeln oder unmittelbar Geld verdienen möchte ?

Kurz noch zum Argument, die Gelder, die durch die Einbindung von strategischen Partnern generiert werden, sind ja lediglich „einmalige Zahlungen“ und dann kommt nichts mehr.

Diese Betrachtungsweise ist nicht nur naiv, sie ist auch falsch. Sollten diese Einkünfte zu 100% in neue Spieler investiert werden, würde ich dem Recht geben, aber das ist in keinster Weise geplant. Vielmehr geht es darum, mit dem Kapital der Anteilseigner den Verein zu entschulden und somit von einem riesigen Ballast an permanent zu zahlenden Zinsen zu befreien. Man stelle sich vor, man könnte beispielsweise den Kredit für das Stadion mit einem Schlag begleichen und würde in der Folge jede Einnahme aus Zuschauergeldern direkt aufs eigene Konto verbuchen können. Dies ist von einer Einmaligkeit außerordentlich weit entfernt.

Um es nochmal ganz deutlich zu sagen.

Unser Verein soll nicht verkauft, verschachert oder sonstwas werden. Er soll gerettet und für die Zukunft aufgestellt werden.

Jeder, der behauptet, dass der HSV im Geld schwimmen würde und es nur eines findigen Finanzvorstandes bedürfe, der die Millionen besser verteilt (wie auch immer das gehen soll), der sollte sich mal die Frage stellen, warum die Bilanzen immer noch nicht veröffentlich wurden.

Und ganz zum Schluss:

Liebe „Fans“, die ihr es am Wochenende tatsächlich geschafft habt, „Das ist auch mein HSV-Schals“ zu erbeuten und im Anschluss ins Klo zu stopfen und drauf zu urinieren – ihr gebt in meinen Augen ein erschütterndes Bild des Vereins ab.

Ihr möchtet diesen Club mitgestalten ? Ihr möchtet euer Recht auf Mitbestimmung verteidigen ?

Ihr habt auf unsere Farben gepisst.

Stellt euch mal vor, ein Bremer Fan würde einen eurer Schals nehmen und draufpinkeln. Was würdet ihr mit ihm machen. Tja, leider habt ihr am Wochenende genau das Gleiche getan. Für mich, der 8 Jahre für diesen Verein gespielt hat, gehört ihr aus dem HSV geworfen. Ihr seid keine Fans.