Diese Frage kennt wohl jeder von uns, zumindest dann, wenn er in diesem Land geboren ist.

„Was hast du davon?“

 

Man erzählt einem Freund, Bekannten, Kollegen, dass man etwas Bestimmtes vorhat, dass man sich für eine Sache einsetzen wolle, dass man etwas für jemand anderen tun würde. Wie oft erhält man als Antwort:

„Und was hast du davon?“

Eine meine Lieblingsautorinnen Meike Winnemuth hat hierzu in ihrer Stern-Kolumne Stellung bezogen. Meike ist durch ihr Buch „Das große Los“ bekannt geworden, in dem sie die Verwirklichung ihres Lebenstraums beschreibt. Sie gewann bei Günther Jauch € 500.000  und beschloss das zu tun, was sie schon immer vorhatte: Ein Jahr lang auszusteigen und jeden Monat in einer anderen Stadt zu leben.

Sydney, Honolulu, Kopenhagen, Buenos Aires, San Francisco, Barcelona, Mumbai. Die Moral von der Geschicht‘ berichtet Meike ganz am Anfang des Buches – sie hätte die € 500.000 gar nicht gebraucht. Auf dem Weg zum eigenen Glück steht einem niemand im Weg, außer man selbst.

Jetzt schreibt Meike Winnemuth über die grunddeutsche Eigenart, dass sich eine Handlung immer „lohnen“ muss.

http://www.stern.de/panorama/stern-kolumne-winnemuth-unbekanntes-glueck-2075608.html

Sie bekommt von einem Fremden eine Einladung zum Essen und die ersten Sätze ihrer Freundin sind:

„Verrückt. Was wollen die wohl von dir? Und wieso machst du das, was springt dabei für dich raus?

 

Sie selbst beschreibt diese Fragen als die schlimmsten der Welt und mir ergeht es ebenso. Warum in Gottes Namen muss sich immer alles „lohnen“, was man tut ? Warum kann man eine Sache nicht einfach um ihrer selbst machen ohne  vor dem ersten Schritt über den persönlichen Gewinn nachzudenken ?

Ganz ehrlich, in Australien ist mir der Satz „Where is my benefit?“ noch nicht untergekommen, in anderen Ländern auch nicht. Offensichtlich ein typisch deutsches Phänomen.

Irgendwie scheint mir die ganze Geschichte wie ein automatisierter Reflex zu sein. Jemand tut etwas freiwillig und anstatt sich darüber zu freuen, kommt das grunddeutsche Mißtrauen zuvor und murmelt: „Das macht der doch nicht nur so. Da steckt doch was dahinter“.

Warum ich mich heute dieses Themas angenommen habe, kann ich auch sagen.

Ernst-Otto Rieckhoff und seine „sportlichen“ Unterstützer fahren in den letzten Wochen und Monaten quer durch die Republik. Von Pontius bis Pilatus, um dann in teilweise mäßig geheizten Hallen vor 30 oder 40 Mitgliedern das Konzept der Initiative HSVPLUS vorzustellen.

Andere Unterstützer der Initiative bauen Webseiten, erstellen Infomaterialien, versenden Sticker und Booklets. Sie sitzen teilweise nächtelang vor ihren Rechnern und versuchen, die Mitglieder so gut wie möglich über die Inhalte der Initiative zu informieren.

Wieder Andere bedienen Facebook-Seiten, Twitter-Accounts etc., was reichlich Zeit frisst.

Eine der ersten Sätze, die ich über diese Initiatoren und Unterstützer lesen konnte, war:

„Was haben die davon?“

 

„Wer bezahlt das?“

 

„Das machen die doch nicht umsonst“

 

„Da erhoffen sich doch einige ein paar Pöstchen, wenn’s klappt“

Genau. Und wenn’s nicht klappt ? Was dann ? Da ist es wieder, das „Deutsche“. Diese Mißtrauen.

Um es einmal ganz deutlich zu sagen – es sind nicht nur Rieckhoff, Hieronymus, von Heesen, die hinter der Geschichte stehen. Es sind viele Helfer, Fans, Mitglieder etc., die Zeit, Geld, Engagement, Nerven investieren, um etwas zu machen, weil sie daran glauben. Die haben in erster Linie erstmal gar nichts davon. Außer Ärger vielleicht.

Sollte am Ende dann doch ein Hieronymus oder Wöhlke im Aufsichtsrat landen, wäre mir das mehr als Recht. Besser als das, was sich dort seit Jahren tummelt, sind sie allemal.