Das Phänomen ist so unglaublich deutsch wie Goethe, Bier oder der Rhein. Jedesmal dann, wenn man vor einer scheinbar ausweglosen Situation steht, wenn man nicht mehr weiter weiß und der Himmel kurz davor ist, einem auf den Kopf zu fallen, gibt es zwei Verhaltensweise, die nahezu automatisch abgerufen werden, um dem drohenden Unheil zu entrinnen.

Die Einen beten zu irgendeinem Gott, die Anderen hoffen auf den Erlöser. Die eine Lichtgestalt, die alles zum besseren wendet. Die allein Kraft ihrer Anwesenheit alle Sorgen verfliegen lässt und aufgrund ihrer natürlichen Autorität die zerstörten Teile zu einem neuen Ganzen formt.

Unglücklicherweise lehrt uns ausgerechnet unsere eigene Geschichte, dass es zumeist mit dem einen großen Helfer nicht getan ist, aber es ist halt der leichte, der einfach und bequeme Weg. Anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen, die vorhandenen Mißstände zu bekämpfen und die große Sache von Grund auf zu reformieren, wird „Er“ installiert.

„Er“, der uns von Stund‘ an retten soll. „Er“, der das Rezept hat und den Weg kennt.

Wir Anderen sind fein raus. Wir stehen nicht mehr in der Verpflichtung, etwas tun zu müssen, „Er“ wird es schon richten. Alle Verantwortung lastet auf „seinen“ Schultern und – hey, was soll’s ? Wenn „Er“ scheitert, haben wir auch gleich einen Schuldigen.

Für Einige, ich sage absichtlich nicht viele, scheint Felix Magath diese Lichtgestalt zu sein. Mit ihm werden Hoffnungen verknüpft, die er nicht wird halten können, er soll der Mann sein, der den HSV wieder dahin führt, wo er hingehört.

Die Frage, die sich kaum einer stellt: „Kann“ Magath überhaupt Vereins-Boss ? Könnte er nicht nur eine Mannschaft, sondern einen ganzen Verein respektive eine ausgeliederte Profi-AG führen ? Ist er der Visionär, ist der derjenige, der die zerstrittenen Parteien eint ? Ich persönlich habe nicht nur große Zweifel, ich glaube nicht, dass Magath diese Person ist.

Ich erinnere mich an eine Zeit vor ca. 4 oder 5 Jahren. Bernd Hoffmann hatte eine Vision und er war dabei, diese Vision in die Tat umzusetzen. Aber Hoffmann musste sich die immer gleichen Vorwürfe immer wieder gefallen lassen.

Er wäre nicht teamfähig. Er sei nicht integrativ, er spalte die Mitgliedschaft, er „nehme nur diejenigen mit“, die ihm auf dem Weg zum Ziel von Nutzen sein könnten.

Das soll nun unter einem Felix Magath anders sein ? Unter einem Magath, der als Trainer den Ruf hatte, seine Spieler zu schinden ? Unter einem Magath, der viele seiner Spieler so verschlissen hatte, dass sie „nach Magath“ am Ende ihrer Karriere angelangt waren ?

Warum sollte Felix Magath seinen „Trainer-Charakter“ geändert haben und als Vereinsboss ein anderer Mensch sein ? Sorry, im Leben nicht.

Dem Trainer bzw. Team-Manager Magath wird nachgesagt (und er versucht dies in seinen zahllosen Interviews zu bestätigen), dass er überaus erfolgreich gearbeitet hätte. Hat er das wirklich ? Betrachten wir seine Karriere ab dem Jahr 2000.

1999-2001 Eintracht Frankfurt (Trainer)

2001-2004 VFB Stuttgart (Trainer/Manager)

2004-2007 Bayern München (Trainer)

2007-2009 VFL Wolfsburg (Trainer/Geschäftsführer/Manager)

2009-2011 Schalke 04 (Vorstandsmitglied/Manager/Trainer)

2011-2012 VFL Wolfsburg (Geschäftsführer/Manager/Trainer)

Also schön.

Magath’s Zeit in Frankfurt war nicht von unglaublichem Erfolg gekennzeichnet. In der Saison 1999/01 wurde die Eintracht Tabellen-14., in der darauffolgenden Saison stieg man als 17. ab.

In Stuttgart konnte Magath auf eine hervorragende Jugendarbeit setzen, die zum damaligen Zeitpunkt wohl die Beste in Deutschland.

Als Meistertrainer wechselte Magath nach München. Wer als Trainer in München nicht Meister wird, muss schon eine Menge falsch machen.

Es folgte der erste Ruf nach Wolfsburg, wo sich VW-Konzernchef Winterkorn als neuer Konzernchef einen Trainer mit Namen in die Provinz wünschte. Magath wurde quasi Generalvollmacht erteilt und er erstellte mit einem schier unermeßlichen Budget einen Kader von teilweise mehr als 40 Spielern.

Die damals kursierenden Geschichten über gedemütigte und gequälte Spieler sind bis heute bekannt.

Nach dem Ende in Wolfsburg kam eine vergleichbare Episode auf Schalke. Auch hier gibt es, wie Winterkorn in Wolfsburg, mit Clemens Tönnies einen starken Mann und was der sagt, passiert. Tönnies wollte den Schleifer Magath und Magath spielte das gleiche Spiel wie in Wolfsburg.

Nach dem Ende in Gelsenkirchen rief ein verzweifelter und von den Trainern Veh, Mcclaren und Littbarski zermürbter Winterkorn in Wolfsburg erneut nach seinem Meistertrainer Magath, musste aber nach 1 1/2 Jahren einsehen, dass der Zauber verflogen war.

Spätestens an dieser Stelle müssen sich alle diejenigen, die in Magath den Heilsbringer für den HSV wünschen, die nächste Frage stellen.

Was könnte der HSV Herrn Magath bieten, was ihm die Vereine in den letzten 12 Jahren seiner Tätigkeit geboten haben ?

Der HSV hat keine überragende Nachwuchsarbeit wie der VFB Stuttgart. Der HSV hat € 100 Mio Verbindlichkeiten und keinen Goldesel wie Wolfsburg (VW) oder Schalke (Tönnies). Und der HSV hat keine professionellen Strukturen und kein auf jahrzehntelangem Erfolg basierendes System wie der FC Bayern.

Der HSV ist ein Pflegefall und ausgerechnet Magath soll ihn heilen ?

Fragt sich eigentlich irgendjemand, warum Felix Magath nicht Teil der sportlichen Unterstützergruppe hinter der Initiative HSVPLUS wurde ? Warum tauchen dort die Namen Hieronymus, Schulz, Jakobs, van Heesen, Doll, Nogly und auch Hrubesch auf ?

Warum tauschen sich Hieronymus, Jakobs, von Hessen und Hrubesch regelmä0ig aus, aber mit Magath tauscht sich niemand aus ?

Es soll der Eindruck entstehen, dass sich Felix Magath vor kein Pferd spannen lassen möchte, aber offensichtlich ist das Gegenteil der Fall – HSVPLUS möchte ihn gar nicht spannen.

Zumal zu diesem Zeitpunkt eine offen geführte Personaldiskussion ohnehin unseriös ist. Keine Initiative kann ernsthaft mit zukünftigen Namen spielen, möchte sie auch nur ansatzweise ernstgenommen werden.

Die Posten, über die aktuell diskutiert wird, werden immer noch von einem gewählten Vereinsgremium ernannt und nicht von einem Initiator berufen.

Gestern nun versuchte die in den Umfragen weit abgeschlagene Initiative „Rautenherz“ einen letzten verzweifelten Schlag. In der festen Gewissheit, am Abend des 19.01 wieder in der Versenkung zu verschwinden und maximal eine Randnotiz in der Geschichte des HSV zu sein, kolportierte man ungeschickt über die Medien, dass man einen großen runden Einigungstisch initiieren wolle und auch Felx Magath wäre angeblich erschienen. In dem Moment, in dem HSVPLUS dieses Gespräch mangels Erfolgsaussichten absagte, sprang auch Heiler Magath ab. Warum wohl ?

Ich persönlich empfinde das Verhalten des Herrn Magath in den letzten Wochen und Monaten als berechnend, wenn ich es einmal vorsichtig umschreiben soll.

Fakt ist: Magath bekommt in Deutschland keinen Job mehr.

Bei Top-Vereinen wie Bayern, Wolfsburg und Schalke ist er bereits gewesen, bei Leverkusen und  Dortmund ist die Tür zu. Außerdem möchte der 60-Jährige Magath nicht mehr als Trainer arbeiten, also wo in Deutschland sollte das sein ?

Blieben irgendwelche dubiosen Engagements im arabischen Raum oder vielleicht in Rußland.  Daran glaube ich eher nicht.

Für Felix Magath gibt es im Grunde nur noch den HSV, aber seine Rolle im aktuellen Verfahren ist denkbar unglücklich. Magath selbst merkt, dass er bei der Gruppe, die wahrscheinlich den Sieg erringen wird, keine Rolle spielt. Damit wäre die Möglichkeit, den ersehnten Posten als AG-Chef ergattern zu können, endgültig dahin.

Der letzte verzweifelte Versuch: Man behauptet flugs, das der HSV gar kein Strukturproblem hätte, sondern lediglich einen starken Mann bräuchte. Dieser Mann wäre dann natürlich Magath selbst. Dann versucht man auf den letzten Drücker eine Allianz mit den gewogenen Initiativen zu schmieden und durch den großen Vereinigungstisch doch noch ans Ziel zu gelangen. Als aber Rieckhoff das Gespräch absagte, platzte auch diese Blase.

Die aller-allerletzte Patrone soll dann heute mit Unterstützung der BILD verschossen werden. Angeblich soll Manfred Ertel bereit sein, von seinem Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender zurückzutreten und für Hafen-Meier zur Seite zu treten. Das von ihm angeführte Gremium (das steht allerdings nicht in der BILD) soll dann Teile des amtierenden Vorstandes feuern und Magath als neuen Vorstandsvorsitzenden inthronisieren.

Einfach unfassbar, was alles unternommen wird, eine offenbar von einer Mehrheit der Mitgliedschaft verlangte Veränderung und Grundsanierung aufzuhalten.

Man opfert sich sogar selbst, damit der andere nicht gewinnt. Einfach nur geil !

Was aber hätte dieses Manöver zur Folge ? Was würde mit dem HSV passieren, wenn man Meier gegen Ertel und Magath gegen Jarchow tauscht, die bestehenden Strukturen jedoch beibehält ?

Der HSV hätte nach wie vor € 100 Mio Verbindlichkeiten und eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft !

Der HSV hätte nach wie vor keine Struktur, die es interessierten Geldgebern schmackhaft macht, sich finanziell zu engagieren !

Die existierenden Kräfte im Hintergrund wären im Grunde immer noch an der Macht und würden den Vorstandsvorsitzenden Magath schon spüren lassen, wer den Verein tatsächlich führt !!!

Die notwendige Initiative HSVPLUS würde sich für alle Zeiten auflösen und der HSV hätte auch die letzte Chance verpasst, sich für die Zukunft modern und adäquat aufzustellen !!!

Liebe Leser, nicht nur die letzten Versuche, das Unvermeidliche zu verhindern, sind mehr als fragwürdig. Auch die handelnden Personen, die in den letzten Monaten versucht haben, einen anderen Eindruck zu erwecken, zeigen wieder einmal ihr wahres Gesicht und ihre tatsächlichen Motive.

Sorgt bitte dafür, dass es nicht gelingt !

 

Lest bitte hierzu auch:

http://www.goal.com/de/news/3642/editorial/2014/01/18/4550929/hsv-strukturkampf-wird-zur-zerrei%C3%9Fprobe-au%C3%9Fenseiter-spielen?ICID=HP_BN_3