Für alle, die bisher gehofft hatten, dass der ruhmreiche Hamburger Sport Verein e.V. von einem Vorstand geleitet wird, für alle, die befürchtet hatten, dass der HSV von einem unfähigen und in sich zerstrittenden Aufsichtsrat regiert wird, für all diese Menschen ist es nun traurige Gewissheit geworden: Ihr liegt alle falsch.

Regiert, geführt, manipuliert, durch-intrigiert, zur Schau gestellt wird diese HSV nur von einer einzigen Instanz in diesem Land und das ist die BILD, die angeblich keiner liest.

Vor einigen Tagen nahm sich einer der letzten großen Manipulatoren der „Sache HSV“ an – Alfred Draxler, seines Zeichens stellv. Chefredakteur der BILD, Leiter der Sportredaktion der BILD am Sonntag. Der gebürtige Gelsenkirchner,  angeblicher Kenner der Schalker Szene und Intimus von Herrn Magath meinte, via Kolumne etwas von „Eklatanter Faulheit“ beim HSV in die Republik rotzen zu müssen.

Nun weiß im Grunde ein jeder, der mit einem IQ oberhalb der aktuellen Zimmertemperatur ausgestattet ist, was er von solchen Sprüchen grundsätzlich und von Herrn Draxler im Speziellen zu halten hat, aber die Lawine war losgetreten.

Volkes Zorn, von den letzten, schwachen Auftritten des HSV ohnehin schon entfacht, wurde jetzt mit BILD-Fakten untermauert.

„Kein Wunder, wenn die Laufleistungen nicht stimmen, wenn man trainiert wie ein Landesligist“

 

Nun ist Ekel-Alfred gänzlich unverdächtig, sich über die Details der modernen Trainingslehre im Klaren zu sein und sein letztes HSV-Training hat er wahrscheinlich im Sommer 97 besucht (ich jedenfalls habe ihn dort noch nie gesehen), aber er fand selbstverständlich umgehend namhafte Unterstützer und Claqueure, denn es scheint in diesem Land nichts schöneres zu geben, als bei passender Gelegenheit dem HSV einen zu verpassen.

Von erfolglosen Ex-Profis, über nörgelnde Volleyball-Trainer war alles dabei, was der Verein in diesen Zeiten gerade nicht braucht. Wie von Zauber (lehrlings)-Hand taucht auch der gescheiterte Handball-Manager Frank Rost wie Kai aus der Kiste auf und gibt Kreuzer-mäßig Interviews im Minutentakt.

Und als ob das alles noch nicht reichen würde, kommt dann auch noch Walter M. Straten unter seinem Stein hervorgekrochen. Der umtriebige BILD-Sportchef, der normalerweise nur durch extrem überhebliche Auftritte im Doppelpass bzw. durch mißlungene Twitter-Tweets auffällt, sprang aus purer Solidarität seinem Redaktionskumpel Draxler bei:

„Der große HSV ist einfach nur noch zum heulen. Die faulste Mannschaft der Liga mit dem dazu passenden Trainer.. Klartext in BamS…“

 

Diese an Rufmord und übelster Unterstellung reichende Meldung „zwitscherte“ der goldige Walter am 01.02.2014.

Irgendwie eigenartig. Was für Draxler gilt, gilt für Straten genauso. Auch er besitzt werder Trainer-Lizenz noch wurde er jemals bei einer Trainingseinheit im Volkspark gesichtet. Wie also kann jemand aus dem fernen Berlin beurteilen, wie intensiv oder nicht die Mannschaft des HSV trainiert oder nicht ?

Aber darum geht es doch im Grunde schon lange nicht mehr. Es geht nicht darum, ob man Fakten für seine unverschämten Behauptungen hinterlegen muss, es geht auch nicht darum, ob man von der Materie, die man so großspurig und herablassend bewertet, auch nur im Ansatz etwas versteht.

Es geht nur noch darum, aufzuzeigen, wer hier das Sagen hat !

 

Spätestens seit gestern, als Trainer van Marwijk auf Druck seines Sportchefs Kreuzer (welcher gerade dabei ist, mittels ungeschickter Interviews seinen Hintern zu retten) die (notwendigen) freien Tage strich und die HSV-Profis zum Dauertraining verdonnerte, sollte es wirklich jedem klar sein: BILD hat gesiegt.

Die Frage, ob der von allen Trainern der Welt praktizierte Regenerationstag zwei Tage nach dem Spiel auch aus medizinischer Sicht nicht nur nett, sondern extrem wichtig ist, stellt man sich in dieser Phase nicht mehr. Aus psychologischer Sicht betrachtet ist der gestrichene freie Tag als Bestrafung einzuordnen, womit man scheinbar panisch versucht, nicht nur das Volk, sondern auch die Presse ruhigzustellen.

Übersetzt für alle: Wenn Draxler schreibt, ihr seid zu faul, dann wird ab sofort mehr trainiert !

 

Als Trainer mit Profi-Lizenz, als Übungsleiter, der immerhin eine Vize-Weltmeisterschaft auf seiner Vita stehen hat, muss man sich vorkommen wie im Kaspertheater und ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht van Marwijk gewesen ist, der auf diese Welt-Idee gekommen ist.

Apropos van Marwijk. Auf mich wirkt der Holländer nicht resigniert, er wirkt auch nicht so, als würde er bewußt darauf setzen, entlassen zu werden, um eine Abfindung kassieren zu wollen. Diese ungeheure Unterstellung, formuliert vom BILD-Unterstützerblättchen Hamburger Abendblatt ist im Grunde so unfassbar dummdreist, dass der HSV rechtlich dagegen vorgehen sollte.

Hat eigentlich irgendjemand schon einmal gehört oder gelesen, dass sich van Marwijk über das vollkommen verkorkste Trainingslager in Abu Dhabi bzw. die vorherige PR-Reise nach Indonesien beschwert hat ? Ich nicht. Tatsache ist aber, dass der HSV das Risiko eingegangen ist, für die Nettosumme von € 200.000 und in Zukunft eventuell zu erhaltende Gelder aus Asien den Klassenerhalt zu gefährden. Der Umstand, dass zahlreiche Spieler mit Erkältungen, Fieber und Muskelverletzungen aus Abu Dhabi zurückkehrten, ist u.a. der Tatsache geschuldet, dass solche Extremreisen für den Körper eines Leistungssportlers Gift sind.

Aber – hey – das sind Profis, die kassieren Millionen, die müssen das verkraften.

Ich hatte es schon mehrere Male geschrieben und ich wiederhole es aus aktuellem Anlass erneut:

So lange sich der HSV nicht unabhängiger bzw. im besten Fall gänzlich unabhängig von dem macht, was Blätter wie BILD oder Abendblatt zu manipulieren versuchen, kann der Verein umstrukturieren, bis ihnen Blut aus den Ohren läuft.

 

Mehr als eine wichtige Persönlichkeit innerhalb des Vereins hat mir in der Vergangenheit erklärt, dass man dies nicht machen könnte.

„Die schreiben uns jedes zweite Wochenende das Stadion voll…“

 

Bei aller Freundschaft, aber das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass auch nur 100 Zuschauer weniger ins Stadion kommen, wenn sie keine Geschichten mehr über den HSV in der BILD lesen würden. Und wer davor Angst hat, dass die Pulitzerpreisträger im Falle eines Presse-Boykotts dazu übergehen würden, sich etwas aus den Fingern zu saugen, dem kann ich nur erwidern: Was machen sie denn heute ?